Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)
ich Sie nicht hätte, Sönnchen …«
Sie strahlte mich an. »Da täten Sie manchmal ganz schön dumm gucken, gell?«
Bei dem Termin mit der Leitenden Oberstaatsanwältin Frau Dr. Steinbeißer ging es wieder einmal um die leidige Geschichte, die mich schon seit Monaten Nerven kostete: die Kellertürenbande. Die – aus unseren spärlichen Ermittlungsergebnissen zu schließen – jungen Männer, die mal zu zweit, mal zu dritt zur Tat schritten, hatten bisher entschieden mehr Glück als Verstand gehabt. So viel Glück, dass ich inzwischen sogar befürchtete, sie könnten über einen Informanten bei der Polizei verfügen, der sie über unsere Pläne und Aktivitäten auf dem Laufenden hielt.
Meine Leute konnten unmöglich den ganzen Großraum Heidelberg überwachen. So hatte ich in der Vergangenheit immer wieder Schwerpunktaktionen angeordnet, bestimmte Stadtviertel oder Orte verstärkt befahren lassen. Und immer hatten die Täter zuverlässig am anderen Ende ihres Aktionsgebiets zugeschlagen.
Das Gespräch mit der Chefin der Staatsanwaltschaft verlief wie erwartet und befürchtet – ich durfte mir einige Ermahnungen und unangenehme Fragen anhören, musste gestehen, dass mir allmählich die Ideen ausgingen und dass ich letztlich, wie so oft, auf einen gnädigen Zufall hoffen musste, der uns früher oder später fast immer zur Seite sprang.
»Irgendwann ist auch die Glückssträhne der Kellertürenbande zu Ende«, lautete mein Schlusswort, als wir uns über ihren wie immer sauber abgeräumten und staubfreien Schreibtisch aus rötlich schimmerndem Holz hinweg die Hände reichten.
Frau Dr. Steinbeißer seufzte und nickte und seufzte noch einmal. Dann wünschte sie mir viel Glück.
Das Haus, in dem Fred Hergarden zurzeit angeblich wohnte, lag fast am oberen Ende des Schlüsselwegs, eines Sträßchens in Dossenheim, das in Richtung Osten den Hang hinaufführte. Der Name an der Klingel des einfachen, aber gepflegten Hauses aus der Nachkriegszeit lautete passenderweise Häusler. Ich drückte den blitzsauberen Kunststoffknopf. Augenblicke später klappte innen eine Tür, schlurfende Schritte näherten sich, die billige Haustür wurde geöffnet. Vor mir stand eine kugelrunde Frau mit würdig-ernster Miene.
»Ja?«, sagte sie misstrauisch. »Was ist?«
Ich ließ sie meinen Dienstausweis sehen und stellte mich vor. »Vielleicht gehen wir lieber hinein. Es muss ja nicht die ganze Nachbarschaft …«
Sie warf sichernde Blicke die schmale, lückenlos vollgeparkte Straße hinauf und hinab und ließ mich eilig ein. Weiter als bis in den Hausflur kam ich allerdings nicht.
»Geht’s wieder mal um die Parkerei? Mein Mann und ich können doch nichts dafür, dass unsere Mieter Autos haben!«
»Ich suche diesen Mann hier.« Ich zeigte Frau Häusler, die mir kaum bis zur Brust reichte, das Phantombild.
»Der hat doch gar kein Auto.«
»Es geht auch nicht um sein Auto.«
»Nicht?« Sie sah verdattert zu mir hinauf. »Worum geht’s dann?«
»Das würde ich ihm gerne selber sagen.«
»Andauernd gibt’s Theater wegen den Autos von unseren Gästen. Aber wo sollen die denn parken, wenn nicht am Straßenrand, frag ich Sie? Andere Leute parken doch auch am Straßenrand, und da holt auch keiner die Polizei.«
Die Hausherrin trug einen braunen, fast knöchellangen Rock und eine sandfarbene, schon ein wenig ausgebleichte Bluse. Am rechten Ringfinger glänzte ein fetter Ehering. Es roch nach Kurzgebratenem.
»Kann ich Herrn Hergarden sprechen?«
»Der ist nicht da. Er ist vorhin kurz dagewesen, hat vielleicht irgendwas geholt oder gebracht, und dann ist er wieder weggegangen.«
»Wann wird er wiederkommen?«
»Mein Mann und ich fragen unsere Gäste nicht, wohin sie gehen und wann sie zurückkommen.«
»Aber seit wann er bei Ihnen wohnt, können Sie mir bestimmt sagen.«
Sie sah zur Decke. Blinzelte beim Rechnen. »Mitte Januar. Zwei Wochen. Nein, drei. Kinder, wie die Zeit vergeht! Bald haben wir schon wieder Frühling.«
»Ich hoffe es«, seufzte ich.
»Wir vermieten hier übrigens ganz legal. Das ist alles ordentlich angemeldet und wird ehrlich versteuert. Nicht, dass es wieder Gerede gibt. Mein Mann war nämlich früher Beamter. Beim Heidelberger Bauordnungsamt. Hier bei uns ist alles legal, da gibt es nichts. Da können die Nachbarn schwätzen, so viel sie wollen.«
»Daran habe ich keine Zweifel. Könnte ich irgendwo auf Ihren Mieter warten?«
»Wir haben hier keine Wartezimmer. Und in sein Zimmer kann ich Sie ja
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