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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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Wunder gekommen. In einem oder zwei Monaten würde es dafür zu spät sein.
    Mit Verblüffung hörte Konstantinos von seinem Leibdiener, dass ihn Bischof Vicenze sprechen wollte. Dieser päpstliche Legat war ihm widerwärtig, nicht nur, weil er aus Rom kam und den Auftrag hatte, die byzantinische Kirche zu untergraben, sondern auch als Mensch.
    Ganz offensichtlich hatte Vicenze nicht die geringste Vorstellung davon, was Demut war. Doch da Bischof Konstantinos um ein Wunder gebetet hatte, durfte er sich dem nicht in den Weg stellen, sofern es Gottes Wille war, sich dabei Vicenzes zu bedienen.
    Er legte den Text beiseite, in dem er las, und erhob sich. »Ich lasse bitten.«
    Vicenze trat ein, entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten unauffällig gekleidet, so, als wolle er kein Aufsehen erregen.
    Sie begrüßten einander förmlich. Während Konstantinos betont auf der Hut war, gab sich Vicenze ungewohnt offen. Es war unübersehbar, dass er es nicht abwarten konnte, endlich den Zweck seines Besuches ansprechen zu können.
    Konstantinos bot ihm Wein, Obst und Nüsse an, und Vicenze plauderte mit ihm über dies und jenes. Kaum hatte der Diener den Raum verlassen, als Vicenze ungeduldig mit seinem Anliegen herausplatzte.
    »Die Lage in der Stadt ist überaus ernst«, hob er hervor. »Die Angst der Menschen nimmt von Tag zu Tag zu, und die immer größer werdende Unruhe unter ihnen könnte sich für die Ärmsten und Schwächsten zur Katastrophe auswachsen.«

    »Das ist mir bekannt«, stimmte ihm Konstantinos zu und nahm eine Handvoll Mandeln aus der herrlichen Porphyr-Schale. »Sie sind mit Geschichten von Mord und Zerstörung durch Kreuzfahrer aufgewachsen und haben daher verständlicherweise Angst vor dem heranrückenden Heer.« Er konnte es sich nicht verkneifen, Vicenze mit diesem Hinweis daran zu erinnern, dass er als Römer auf der Seite der barbarischen Horden stand.
    Vicenze biss sich auf die Lippe, dann sagte er: »Sie brauchen etwas, was ihren Glauben an Gott und die Jungfrau festigt. Der Glaube ist stärker als alle Angst auf der Welt. Tapfere Menschen haben in der Nachfolge Christi unerschrocken den Löwen wie dem Feuer der Folterknechte getrotzt und sich ans Kreuz schlagen lassen. Sie haben den Märtyrertod auf sich genommen, weil nichts ihren Glauben zu brechen vermochte. Ein so weitgehendes Maß an Opferbereitschaft erwarten wir vom Volk der Byzantiner nicht, sondern lediglich, dass sie glauben, damit Gott das Wunder wirken kann, das nicht nur ihre Seelen rettet, sondern auch ihren Leib – und vielleicht sogar ihr Heim sowie ihre Stadt. Hat nicht die Jungfrau hier schon früher ein solches Wunder bewirkt, als die Menschen auf sie vertraut haben?«
    Trotz seines Widerwillens ging Konstantinos auf die Vision des Mannes ein. Immerhin war das, was er sagte, die Wahrheit, so rein und herrlich wie das erste Licht des Morgens an einem makellosen Himmel. »Ja … das hat sie getan, in einer Stunde, da alles hoffnungslos schien«, stimmte er zu.
    »Die Kreuzfahrer kommen über das Meer«, fuhr Vicenze fort. »Hat Gott nicht Macht über Wind und Wellen? Konnte nicht Christus auf dem Wasser wandeln, dem Sturm Einhalt gebieten – oder einen heraufbeschwören?«
    Konstantinos merkte, wie ihn diese Worte mitrissen. »Ja,
das wäre ein Wunder. Aber unser Glaube ist nicht so glühend, dass er dergleichen bewirken könnte.«
    »Dann müsst Ihr diese Glut in Euch wecken!«, rief Vicenze mit leuchtenden Augen aus. »Nur der Glaube vermag den Menschen zu retten, sonst nichts.«
    »Aber was können wir tun?«, flüsterte Konstantinos. »Sie haben zu viel Angst, als dass sie noch glauben könnten.«
    »Wenn sie ein Werk von Gottes Hand sehen, werden sie wieder glauben«, gab Vicenze zurück. »Ihr selbst müsst ihnen ein kleines Wunder zeigen, nicht nur, um ihren Leib und Eure Stadt samt allem zu retten, was sie der Welt bedeutet, sondern vor allem, um ihre Seelen vor der ewigen Verdammnis zu bewahren. Ihr seid für sie verantwortlich, denn sie sind Euch anvertraut.«
    »Ich dachte, Ihr wolltet, dass alle Byzantiner treu zu Rom stehen?«, fragte Konstantinos.
    Vicenze verzog das Gesicht zu einer Art Lächeln. »Tot wären sie niemandem von Nutzen. Mir ist die Vorstellung zuwider, dass sich die Kreuzfahrer mit dem Blut von Christen beflecken und damit ihr Seelenheil aufs Spiel setzen. Ist Euch dieser Gedanke noch nicht gekommen?«
    Konstantinos war bereit, ihm das abzunehmen. »Aber was können wir tun?«, fragte er.
    Vicenze

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