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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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er?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie wich rückwärts in das nicht minder vergammelte Wohnzimmer aus. »Bin schließlich nicht seine Aufpasserin!«
    Der Inspector trat einen Schritt vor. Seine Wangen waren dunkelrot, an Stirn und Hals zeichneten sich dicke Zornesadern ab. Die alte Frau zuckte zurück.
    Logans Stimme entschärfte die angespannte Situation. »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    Sie fuhr herum. »Heute Morgen. Als er zu seinem blöden Sozialdienst gegangen ist. Der kleine Mistkerl muss dauernd Sozialdienst leisten. Perverser kleiner Drecksack. Anstatt sich mal ’ne ordentliche Arbeit zu suchen. Aber nein, er muss ja dauernd in irgendwelchen Umkleidekabinen an sich rumspielen.«
    »Okay«, sagte Logan. »Wo hat er heute gearbeitet?«
    »Woher soll ich denn das wissen? Der kleine Mistkerl ruft morgens da an, und die sagen ihm dann, wo er hinmuss.«
    »Wo ruft er an?«
    »Na, bei der Stadt!« Sie hätte ihn beinahe angespuckt. »Wo denn sonst? Die Nummer ist auf dem Telefontisch.«
    Auf einem Beistelltischchen, nicht viel größer als eine Briefmarke, stand ein schmieriges schnurloses Telefon, und daneben lag ein kleiner Block mit dem Aufdruck » Notizen «. Vor der Basisstation des Telefons war ein Brief an das Mahagonifurnier geheftet. Im Kopf prangte das Wappen der Stadt Aberdeen: drei Türme, umrankt von etwas, das wie Stacheldraht aussah, auf einem Schild, der von zwei aufgerichteten Leoparden gehalten wurde. Sehr nobel. Bei dem Brief handelte es sich um die Aufforderung an Martin Strichen, sich beim Gartenbauamt der Stadt zum Arbeitseinsatz zu melden. Logan zog sein Handy aus der Tasche, tippte die Nummer ein und ließ sich mit dem Mann verbinden, der Strichen die Arbeit zuteilte.
    »Dreimal dürfen Sie raten«, sagte er, nachdem er das Telefonat beendet hatte.
    »Duthie Park?«, fragte Insch.
    »Bingo.«
    Sie nötigten Martins Mutter eine ausführliche Beschreibung des Wagens ihres Sohnes ab, während die Constables Rennie und Watson das Haus durchsuchten. Als Watson wieder auftauchte, war ihre Miene grimmig, und in der Hand hielt sie einen transparenten Plastikbeutel für Beweismittel, der eine Gartenschere enthielt.
    Nachdem Mrs. Strichen erklärt worden war, was ihr Kleiner angestellt hatte, war sie nur zu gern bereit, der Polizei zu helfen, ihn lebenslang hinter Gitter zu bringen. Er habe es verdient, sagte sie. Er habe von Anfang an nichts getaugt. Sie wünschte, sie hätte ihn gleich nach der Geburt erwürgt oder noch besser schon in der Gebärmutter mit einem Kleiderbügel erstochen. Es war sowieso ein Wunder, dass sie den kleinen Mistkerl nicht schon mit den Unmengen von Gin und Whisky umgebracht hatte, die sie während der Schwangerschaft in sich hineingeschüttet hatte.
    »Okay«, sagte Insch, nachdem sie die Treppe hinaufgestapft war, um aufs Klo zu gehen. »Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass er sich hierher in die liebevolle Umarmung seiner entzückenden Mutter flüchten wird – jedenfalls nicht, wenn wir erst mal seinen Namen und seine Beschreibung über die Medien verbreitet haben. Aber man kann ja nie wissen. Watson, Rennie: Ich möchte, dass Sie hier bei der bösen Hexe von Middlefield bleiben. Halten Sie sich von den Fenstern fern; es soll niemand wissen, dass Sie hier sind. Und wenn ihr Sohnemann nach Hause kommt, rufen Sie sofort Verstärkung. Versuchen Sie nicht, ihn zu überwältigen, solange es nicht gefahrlos möglich ist.«
    Watson starrte ihn ungläubig an. »Ich bitte Sie, Sir! Der kommt doch nicht hierher zurück! Lassen Sie mich nicht hier. Um die Situation hier im Auge zu behalten, genügt doch Constable Rennie.«
    Rennie verdrehte die Augen und blies die Backen auf. »Na, vielen Dank!«
    Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Du weißt genau, wie ich das meine. Sir, ich kann mich nützlich machen, ich kann …«
    Insch unterbrach sie. »Hören Sie zu, Constable«, sagte er. »Sie gehören zu den wertvollsten Mitarbeiterinnen in meinem Team. Ich habe die größte Hochachtung vor Ihren beruflichen Qualitäten. Aber was ich nicht habe, ist die Zeit, Ihr verdammtes Ego zu streicheln. Sie bleiben hier und übernehmen das Kommando. Falls Strichen tatsächlich hierher zurückkommt, will ich, dass jemand da ist, der ihn unschädlich machen kann.«
    Constable Rennie wirkte wieder beleidigt, war aber so klug, den Mund zu halten.
    Der Inspector knöpfte seinen Mantel wieder zu. »Okay, Logan, Sie kommen mit mir.« Und schon waren sie weg.
    Constable Watson beobachtete mit

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