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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Nachricht hab ich für Sie, Sir«, sagte Logan schließlich. »Mr. Moir-Farquharson bekommt Morddrohungen.«
    Insch grinste. »Das will ich doch hoffen. Ich habe schließlich genug davon selbst geschrieben.«
    »Er verteidigt Gerald Cleaver.«
    Insch seufzte erneut. »Warum überrascht mich das nicht? Na ja, aber das ist DI Steels Problem. Meins lautet: Wo ist Richard Erskine?«

7
    Die Leiche war auf der städtischen Mülldeponie bei Nigg, einem südlichen Vorort von Aberdeen, entdeckt worden. Zwei Autominuten vom Haus der Erskines entfernt. Eine Schulklasse hatte einen Ausflug dorthin gemacht; Thema: »Recycling und Umweltfragen«. Sie waren mit dem Minibus um fünfzehn Uhr sechsundzwanzig eingetroffen, hatten ihre kleinen weißen Atemmasken aufgesetzt – die Sorte, die man sich mit einem Gummiband vors Gesicht bindet – und spezielle reißfeste Gummihandschuhe angezogen. Alle trugen wasserdichte Jacken und Gummistiefel. Um fünfzehn Uhr siebenunddreißig meldeten sie sich in dem als Büro dienenden Baucontainer am Rand der Kippe an und stiefelten dann los. Sie marschierten durch eine Landschaft aus gebrauchten Windeln, zerbrochenen Flaschen, Küchenabfällen und allem, was hunderttausende von Aberdeener Bürger Tag für Tag wegwarfen.
    Die achtjährige Rebecca Johnston entdeckte ihn als Erste – es war ein linker Fuß, der aus einem Haufen zerfetzter schwarzer Plastiksäcke hervorlugte. Der Himmel war schwarz von Möwen – riesige, fette, aufgedunsene Viecher, die im Sturzflug herabschossen und sich schreiend um die Abfälle zankten. Eine zerrte gierig an einem blutigen Zeh. Das war es, was Rebeccas Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Und um Punkt sechzehn Uhr riefen sie die Polizei.
    Der Gestank war unglaublich, selbst an einem feuchten und windigen Tag wie diesem. Hier oben auf dem Doonies Hill war der Regen bitterkalt. Er trommelte auf das Dach, während böige Windstöße den rostigen Vauxhall durchrüttelten. Logan fröstelte, obwohl die Heizung auf vollen Touren lief.
    Er selbst und Constable Watson waren bis auf die Haut durchnässt. Der Regen hatte sich von ihren angeblich »wasserdichten« Dienstjacken nicht abschrecken lassen, hatte ihre Hosen durchtränkt und war ihnen in die Schuhe gesickert. Der Himmel wusste, was sonst noch alles in der Soße drin gewesen war. Die Wagenfenster waren beschlagen; das Gebläse kam nicht mehr nach.
    Die Spurensicherung war noch nicht eingetroffen, und so hatten Logan und Watson erst einmal aus unbenutzten Müllsäcken und Abfalltonnen ein improvisiertes Zelt über der Leiche errichtet. Es sah aus, als würde es jeden Moment einstürzen, in Stücke gerissen vom heulenden Wind, aber immerhin hielt es den Regen weitgehend ab.
    »Wo zum Teufel bleiben die bloß?« Logan wischte ein Guckloch in die Windschutzscheibe. Seine Laune hatte sich rapide verschlechtert, während sie sich mit den im Wind flatternden Plastiksäcken und den störrischen Mülltonnen abgemüht hatten. Die Wirkung der Tablette, die er am Mittag genommen hatte, ließ allmählich nach, und bei jeder Bewegung fuhr ihm der Schmerz in den Bauch. Halblaut fluchend zog er die Flasche aus der Tasche, schüttelte eine Tablette in die hohle Hand und schluckte sie trocken hinunter.
    Endlich, nach einer halben Ewigkeit, kam ein schmutzig weißer, unbeschrifteter Van mit gleißenden Scheinwerfern den Weg zur Kippe entlanggeschlittert. Die Spusi war da.
    »Wurde aber auch langsam Zeit!«, meinte Constable Watson.
    Sie kletterten aus dem Wagen und standen wartend im Schlagregen.
    Hinter dem herannahenden Van brodelte die Nordsee, grau und gewaltig; hier traf der eisige Wind zum ersten Mal seit den norwegischen Fjorden auf Land.
    Der Van kam mit einem Rutscher zum Stehen. Ein nervös wirkender Mann schielte durch die Windschutzscheibe skeptisch auf den prasselnden Regen und die fauligen Müllberge.
    »Sie sind doch nicht aus Zucker!«, rief Logan. Er hatte Schmerzen, er fror und war klatschnass, und er war nicht in der Stimmung für irgendwelche Sperenzchen.
    Vier Leute von der Spurensicherung kletterten grummelnd aus dem Van und begannen unter saftigen Flüchen das Schutzzelt über Logans provisorischem Baldachin zu errichten. Müll und Plastiksäcke wurden in den Regen hinausgefeuert, die tragbaren Generatoren aufgebaut. Dröhnend sprangen sie an, und die Scheinwerfer tauchten das Gelände in grelles weißes Licht.
    Kaum war der Fundort vor den Elementen geschützt, da traf auch schon Doc Wilson ein, der

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