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Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit

Titel: Die effektive Fuehrungspersoenlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Covey
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Professor intensiv mit zwischenmenschlichen Beziehungen befasste und das Gefühl hatte, dass die Eltern mehr von mir und meinen Kindern erwarteten.
    Die Stimmung im Raum war gespannt. Die anderen Kinder bedrängten meine Tochter und wollten mit den Geschenken spielen, die sie ihr kurz |61| zuvor überreicht hatten. Meine Tochter weigerte sich jedoch mit Händen und Füßen, das Spielzeug herauszurücken. Ich dachte bei mir: »Ich muss meiner Tochter unbedingt beibringen, wie man teilt. Der Wert des Teilens zählt zu unseren Grundüberzeugungen.« So kam es zu folgender Szene:
    Zunächst versuchte ich es mit einer Aufforderung : »Liebling, gibst du den Kindern bitte etwas von dem Spielzeug ab, das sie dir gerade geschenkt haben?«
    Ein klares »Nein« war die Reaktion.
    Nun argumentierte ich: »Liebling, wenn du jetzt dein Spielzeug mit deinen Freunden teilst, werden sie dich auch mit ihren Sachen spielen lassen, wenn du bei ihnen bist.«
    Die Antwort lautete wieder »Nein«.
    Die Sache wurde mir zunehmend peinlicher, weil jetzt auch noch klar zu sehen war, dass ich keinen Einfluss auf meine Tochter hatte. Ich griff zur nächsten Taktik, und zwar Bestechung : »Liebling, wenn du dein Spielzeug teilst, habe ich eine tolle Überraschung für dich. Du bekommst ein Kaugummi.«
    »Ich will kein Kaugummi«, rief sie trotzig.
    Nun packte mich die Wut, und mein vierter Versuch bestand darin, ihr zu drohen: »Wenn du jetzt nicht teilst, kriegst du großen Ärger.«
    »Das ist mir egal. Das sind meine Sachen. Ich muss nicht teilen.«
    Zum Schluss habe ich sie dann gezwungen . Ich nahm ihr einfach einige Spielsachen weg und gab sie ihren Freunden. »Hier, Kinder, nun könnt ihr damit spielen.«
    Vielleicht brauchte meine Tochter das Gefühl, die Sachen zu besitzen, bevor sie sie abgeben konnte – solange wir etwas nicht besitzen, können wir es nicht wirklich geben. Doch damals war mir die Meinung der anderen Eltern wichtiger als das innere Wachstum meines Kindes und als unsere Beziehung. Ich urteilte damals gleich zu Beginn, dass ich Recht hatte – sie musste teilen – und dass es falsch von ihr war, die Sachen für sich zu behalten. Auf der Grundlage dieses Urteils manipulierte ich sie, bis hin zum Zwang.
    Meine Tochter stand bei Tag zwei , und ich verlangte ein Verhalten, das Tag fünf entsprach. Der Grund hierfür war, dass ich mich damals emotional selbst bei Tag zwei bewegte. Ich war nicht in der Lage oder nicht bereit, ihr Geduld und Verständnis entgegenzubringen, erwartete aber von ihr, zu teilen und zu geben. Wäre ich damals reifer gewesen, hätte ich ihr vielleicht erlaubt, frei zu wählen, ob sie teilen wollte oder nicht. Nach meinem Argumentationsversuch |62| hätte ich die Aufmerksamkeit der Kinder auf ein lustiges Spiel lenken können, um den emotionalen Druck von meiner Tochter zu nehmen. Ich habe seither gelernt, dass meine Kinder ganz natürlich, frei und spontan geben, wenn sie zuvor das Gefühl hatten, etwas zu besitzen.
    Es gibt Zeiten des Lehrens und Unterweisens, und Zeiten, die sich nicht dafür eignen. Wenn Beziehungen gespannt und emotionsgeladen sind, werden Unterweisungsversuche oft als eine Form des Urteils und der Ablehnung empfunden. Es ist grundsätzlich besser, unter vier Augen mit dem anderen über ein Prinzip zu sprechen. Doch wie bereits erläutert, braucht man hierfür Geduld und Kontrolle über sich selbst – kurz, emotionale Reife.
    Wenn Stärke sich in Schwäche wandelt
    Nicht nur Eltern, sondern auch Arbeitgeber, Führungskräfte und andere Autoritätspersonen können kompetent, sachkundig und erfahren sein ( Tag sechs ), emotional jedoch bei Tag zwei stehen. Manche Menschen versuchen, diesen Mangel auszugleichen, indem sie Stärke aus ihrer Position oder Autorität beziehen.
    Wie reagieren unreife Menschen auf Druck? Wie reagiert der Chef, wenn Mitarbeiter seine Anweisungen nicht befolgen, oder der Lehrer, wenn Schüler seine Ausführungen anzweifeln?
    Wie behandelt ein unreifer Vater seine pubertierende Tochter, wenn diese ihm von ihren Problemen erzählen will? Wie geht er mit einem Kleinkind um, das keine Ruhe gibt? Wie verhält er sich in einer Auseinandersetzung mit seiner Frau über ein emotional brisantes Thema? Wie bewältigt er Herausforderungen am Arbeitsplatz?
    Emotional unreife Menschen neigen dazu, Stärke aus ihrer Position, Größe, Kraft, Erfahrung, ihrem Intellekt oder ihren Emotionen zu beziehen, um einen charakterlichen Mangel auszugleichen. Dadurch bauen sie

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