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Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts: Roman (German Edition)

Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts: Roman (German Edition)

Titel: Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Pásztor
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Sein Leben geht mich nichts an. Ich respektiere seine Entscheidungen, auch wenn ich gerne mitgeredet hätte. Und zeugt es nicht auch von einem großartigen, treffsicheren Geschmack, sich in einen Mann zu verlieben, der nach drei Nächten mit einer anderen nicht gleich Frau und Kind stehen lässt? (Diese Feststellung ist ein Versöhnungsangebot an mein höheres Selbst, wegen vorhin.)
    Aber ob unser Abschied morgen leicht und heiter wird, kann ich noch nicht versprechen.
    Jemand ist an der Tür. Ich höre es klopfen und Simon von draußen »Ich bin’s« rufen, und dann passiert eine Weile nichts, vermutlich hat er wieder Schwierigkeiten, seine Karte durchzuziehen. Ich zögere, ob ich zur Tür laufen und ihm helfen soll, aber dann schafft er es allein. Er hat in beiden Händen Einkaufstüten und bringt Nässe und einen Schwall kalter Novemberluft ins Zimmer mit. Er lacht und wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn, ohne die Tüten loszulassen.
    Ich will etwas sagen und weiß nicht was. Ich stehe auf.
    »Hallo«, sagt Simon und stellt seine Einkäufe ab und geht auf mich zu, und ich könnte schwören, er riecht tatsächlich nach Sturm. Seine Lederjacke ist feucht, seine Haare sind es auch, seine Nase ist kalt und seine Lippen fühlen sich an wie Pfirsiche aus der Dose, die man im Kühlschrank aufbewahrt hat.
    »Es tut mir so leid«, sage ich, weil ich jetzt weiß, was ich sagen will, ich küsse den Satz an Simons Hals, ich flüstere ihn in seine Haare, ich schiebe ihn zwischen seine kalten Lippen, und Simon gibt mir den Satz wieder zurück, oh nein, ihm tue es so leid, wieso denn dir, frage ich, mir tut es leid, und wir wechseln das eine Bedauern gegen das andere aus, bis wir die Gewissheit haben, dass alles wieder im Gleichgewicht ist.
    »Ich muss dir was sagen«, sagt Simon, »ich muss dir noch so viel sagen, ich verstehe nicht, wie ich so blöd sein konnte, dir das alles nicht zu sagen.«
    »Was musst du mir sagen?«
    »Was du mir bedeutest. Ich sage dir immer nur, was du mir nicht bedeutest.« Simon wirft seine Jacke über den Sessel und streift die Schuhe von den Füßen, ohne die Schnürsenkel zu lösen. Wir lassen uns bäuchlings aufs Bett fallen. Frau Papics kunstvolles Deckenarrangement hat gerade mal eine Stunde überlebt.
    »Ich bin so zielstrebig auf dich zugegangen nach dem Seminar, ich hab dich gedrängt, hierzubleiben, und jetzt serviere ich dich nach drei Tagen einfach ab, um mit meinem Leben weiterzumachen. Und dann belehre ich dich noch darüber, dass hier niemand irgendetwas in die Tonne tritt.«
    Ich lege mich auf die Seite und sehe von schräg unten in Simons Gesicht, das in seiner aufgestützten Hand liegt. Er kommt mir aus dieser Perspektive viel älter vor. Ich präge mir alles ein, was ich sehe. Ich sage nichts.
    »Du hattest völlig recht mit deinem Vergleich. Es ist wirklich so, als würde man ein Riesengeschenk einfach zurückweisen. Wie anmaßend und arrogant das ist, Nein dazu zu sagen.«
    »Stimmt doch gar nicht«, sage ich. »Wir haben es ausgepackt. Wir haben damit gespielt. Wir haben es nicht kaputt gemacht. Es sieht immer noch aus wie neu.«
    »Nein, wir haben es nicht kaputt gemacht«, sagt Simon.
    »Und außerdem passen wir sowieso nicht zusammen.«
    »Richtig, wir passen kein bisschen zusammen«, sagt Simon. »Jetzt, wo du das sagst, sehe ich es auch. Damit wäre natürlich alles geklärt.«
    Es wird dunkel draußen, wieder einmal. Ich fahre mit meinem Zeigefinger vorsichtig an den beiden Halbmondkerben links und rechts von Simons Mund entlang.
    »Ich dich auch«, sage ich.
    »Und ich dich erst«, sagt Simon.
    Wir sehen uns lange an. Die Dämmerung kriecht in Simons Bartschatten und lässt das Weiße seiner Augen leuchten.
    »Keine Handynummern, ja?«
    »Und keine E-Mail-Adressen«, sage ich.
    »Ich weiß nicht mal, in welcher Stadt du lebst.«
    »Ich wohne in –«, beginne ich, aber Simon unterbricht mich und sagt: »Du wohnst hier, in diesem Zimmer.«
    »Ab und zu mal draußen auf dem Balkon«, sage ich.
    »Im Restaurant unter dem Gummibaum.«
    »Vor dem Kürbiskarussell.«
    Wir lachen und hören sofort wieder auf. Wir atmen im gleichen Rhythmus, mit Betonung auf dem Ausatmen.
    »Ich weiß noch nicht, wo du wohnen wirst«, sage ich. »Vielleicht in meiner Jackentasche. Wenn ich dir was zeigen will, hol ich dich raus und setz dich auf meine Schulter.«
    Simon nimmt meine Hand und legt sie eine Weile an sein Gesicht. Dann küsst er sie. Dann mich. Meine Haut hat sich an

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