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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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er hörte, wie die Kinder miteinander flüsterten und sich am Zaun drängten. Aus einem der Kamine stieg Rauch auf, und Essensgerüche drangen von irgendwoher an seine Nase, vielleicht aus dem offenen Fenster von Nummer eins.Wenn ihn nicht alles täuschte, bekämen die Kinder in der Mikrowelle aufgebackene Pizza zum Tee. Er hätte nicht genau zu sagen gewusst, welche Geschmacksrichtung, aber auf jeden Fall etwas mit Zwiebeln. Der Duft ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sein Gefühl der Isoliertheit verstärkte sich noch, als er hörte, wie eine Tür zugeschlagen wurde und wie die
Stimmen der Kinder abrupt verstummten, als sie in eines der Häuser gingen. Das gewohnte gespenstische Schweigen legte sich wieder auf Withens, unterbrochen nur von dem Flügelschlagen der Tauben, die vom Dach aus wegflogen.
    Cooper kam sich allmählich albern vor, weiter mutterseelenallein hier herumzustehen und sich die häusliche Idylle vorzustellen. Er war frustriert, dass er nicht genau sagen konnte, in welches der Häuser die Kinder verschwunden waren oder welcher der Erwachsenen die Mikrowelle bediente. Musste es denn ein Erwachsener sein? Jedes der älteren Oxley-Kinder wäre bestens imstande, ein paar Pizzas aus dem Gefrierschrank zu nehmen und eine große Dose mit gebackenen Bohnen zu öffnen. Oder vielleicht sogar eines der jüngeren Kinder. Manche Kinder lernten bereits in einem frühen Alter, auf sich selbst aufzupassen. Schon aus reiner Notwendigkeit. Und die Oxleys waren alles andere als unselbstständig.
    »Verdammt und zugenäht.«
    Cooper machte sich auf den Weg zurück zum Wagen. Dabei kam er sich vor wie der arme Single an Weihnachten, der ausgerechnet an dem Tag, an dem alle Welt einander gesellig in den Armen lag, von jedem familiären Vergnügen ausgeschlossen war. Außerdem hatte er das Gefühl, auf einem Präsentierteller ausgestellt zu werden, so als ob ganz Withens ihn hinter den Vorhängen hervor beobachtete und über seine Ohnmacht lachte.
    »Diane, du verstehst das nicht«, sagte er zu sich selbst. »Es wird Zeit, dass du mal herkommst und das mit eigenen Augen siehst.«
    Aber nicht alle Kinder der Oxleys waren zur Teezeit zu Hause. Vor dem Bushäuschen auf der Straße standen drei Jungen. Sie hatten zuvor noch Fußball gespielt, und einer hatte sich jetzt den Ball unter den Arm geklemmt. Jake, der Jüngste, ging über die Straße auf die anderen beiden Jungen zu. Cooper sah, dass er ziemlich stark humpelte, als ob ein Bein kürzer als das andere wäre. Aber es schien ihn nicht allzu sehr zu beeinträchtigen.
Als der Ball wieder eingeworfen wurde, rannte er flink hinterher und schoss ihn mit seinem gesunden Bein Richtung Parkplatz.
    Ein Wagen, der auf der Straße angehalten hatte, lenkte Coopers Aufmerksamkeit schließlich von den Jungen ab. Es war ein Mitsubishi-Pick-up, der mit laufendem Motor mitten auf der Fahrbahn stehen geblieben war, so dass er jeden behinderte, der vorbeiwollte.
    Dann erkannte Cooper den Fahrer. Es war Michael Dearden, der wie versteinert hinter dem Lenkrad saß und die Oxleys wie ein von Scheinwerfern geblendetes Kaninchen anstarrte. Cooper hatte selten einen erwachsenen Mann so verängstigt gesehen.

23
    Mittwoch
     
     
    R andy hatte aus einem Blumentopf im Wintergarten Erde verschüttet. Ben Cooper fegte sie auf, stellte die Töpfe wieder ordentlich auf die Bretter, schob den Katzenkorb zurück in seine Ecke und strich die darin liegende Decke glatt, die dem Kater als Unterlage diente.
    Cooper sah sich um, was sonst noch alles zu richten war. Die Hintertür müsste bald gestrichen werden, dachte er und fegte ein paar Spinnweben von einer Glasscheibe. Durch das Glas konnte er, wenn er sich anstrengte, im Gegenlicht die Silhouetten der Bäume vor den Häusern in der Meadow Road erkennen. Die Zweige, an denen gerade die ersten Blätter zu sprie ßen begannen, wirkten gegen das Licht viel weicher und nicht mehr ganz so nackt wie den ganzen Winter über. Auch hier wuchsen die Pflanzen.
    Cooper kehrte der Aussicht in den Garten den Rücken zu und ging Richtung Küche. Im Vorraum lagen hinter der Eingangstür einige Briefe auf dem Boden. Einer der Vorzüge, in der Stadt zu wohnen, war der, dass seine Post bereits früh am Morgen eintraf. Noch rechtzeitig, bevor er in die Arbeit ging, wenn er Frühdienst hatte. Draußen auf der Bridge End Farm, weit außerhalb des Dunstkreises der Stadt, wurde die Post erst gegen Mittag zugestellt.
    »Was haben wir denn heute Schönes, Randy?

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