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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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auf einen dieser Jeeps«, flüstere ich. »Eio, ich muss unbedingt unbemerkt zurück nach Little Cam.«
    Er sieht aus, als wollte er etwas erwidern, doch dann seufzt er und nickt. »Ich helfe dir.«
    »Wie –«
    Aber er ist bereits weg, jagt hinter den Jeeps her durch den Dschungel. Der zweite fährt gerade an mir vorbei, als ich Eio aus den Augen verliere. Dann höre ich ein Kreischen, einen Schrei und gedämpftes Fluchen. Ich folge Eios Spur zu dem Tumult und presse mich an einen Paranussbaum, hinter dem ich von den Jeeps aus nicht gesehen werden kann. Wenn ich um den Stamm herumluge, habe ich freie Sicht.
    Eio steht mit verschränkten Armen mitten auf der Straße und versperrt dem zweiten Jeep den Weg. Der Fahrer erhebt sich, brüllt und wedelt mit den Armen, damit er verschwindet. Auf der Ladefläche des Jeeps liegt das aufgetürmte Gepäck. Das andere Fahrzeug ist weitergefahren. Zwischen den Bäumen sehe ich gerade noch die Rücklichter. Die Insassen haben wahrscheinlich gar nichts von dem Zwischenfall bemerkt.
    Eio blickt ganz kurz in meine Richtung. Dann brüllt er zurück, auf Ai’oanisch. Der Fahrer versteht ganz offensichtlich kein Wort, aber ich habe schon so viel von der Sprache aufgeschnappt, dass ich das meiste mitbekomme.
    »Steig ein, Pia-Vogel, bevor er mich über den Haufen fährt«, brüllt er. »Du willst an diesen Ort zurück? Dann ist das jetzt deine Chance. Geh, bevor dieser Idiot etwas Dummes tut und ich ihn mit Pfeilen spicken muss!«
    Im Vertrauen darauf, dass er den Fahrer weiter ablenkt, renne ich zu dem offenen Geländewagen, schwinge mich über den Rand und lande in einem Kofferstapel. Ich rolle mich auf dem schmutzigen Boden zusammen und ziehe einen Koffer mit roten Punkten über mich. Das Gebrüll, das hauptsächlich aus Flüchen des Fahrers über die Dummheit der Eingeborenen besteht, geht noch eine Minute oder so weiter, dann macht der Jeep endlich einen Ruck, der Motor stottert ein wenig und wir fahren die Straße hinunter. Ich strecke den Kopf gerade so weit heraus, dass ich zurückschauen kann. Eio steht mit hängenden Schultern am Straßenrand und schaut mir hinterher.
    Ich winke ihm verstohlen zu und lächle, doch er lächelt nicht zurück. Stattdessen zieht er eine Passionsblume aus dem Köcher auf seinem Rücken und hält sie hoch. Die Botschaft ist klar. Komm bald zurück.
    »Ich hoffe es«, wispere ich. Dann macht die Straße eine Biegung und der Junge mit der Blüte ist hinter dem grünen Wirrwarr des Dschungels verschwunden.

20
    Von diversen Gepäckstücken verdeckt, höre ich das Quietschen des Tors, als wir nach Little Cam hineinfahren, und dann Rufe, als alle zusammenlaufen, um die Gäste zu begrüßen. Ich stelle mir die lächelnden Gesichter der Wissenschaftler vor, hinter denen sie ihre Nervosität verbergen, und die neugierigen Blicke der Wartungsmonteure vom Rand der Menge. Ich sollte auch da sein. Und zwar ganz vorn mit Onkel Paolo. Ihn haben die Corpus-Leute bestimmt als Ersten gesehen, als sie das Tor passierten. Am liebsten würde ich mein Gesicht in die Tupfen des Koffers drücken und meinen Frust hinausschreien. Warum sind sie zwei Tage eher gekommen? Kein Mensch hat heute Morgen auch nur ein Wort davon gesagt. Ich kann daraus nur schließen, dass es keiner wusste.
    Vielleicht wollten die Corpus-Leute uns überraschen. Überrumpeln. Wie die Fangfragen, die Onkel Antonio mir im Unterricht manchmal hinwirft, die mich zum Stolpern und Zurückrudern bringen sollen, dazu, dass ich meine Hypothesen noch einmal überdenke und womöglich ganz verwerfe. Ich hasse solche Fragen. Sie sind die einzigen, die mich aus der Fassung bringen und meine ansonsten tadellose Urteilskraft trüben.
    Mir wird bewusst, dass ich den Besuch der Corpus-Leute vielleicht eher hätte fürchten sollen, als mich darauf zu freuen, wie ich das bisher getan habe. Onkel Paolos Nervosität habe ich amüsiert beobachtet. Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte sie mir eine Warnung sein lassen.
    Die Motoren der Geländewagen werden abgestellt.
    Ich sitze in der Falle. Wenn ich jetzt hinunterspringe, sehen mich alle. Wenn ich bleibe, entdecken sie mich beim Ausladen des Gepäcks. Falls Onkel Paolo mein Fehlen nicht bereits bemerkt hat. Was soll ich sagen? Dass ich mich heute zum ersten Mal hinausgeschlichen habe? Dass ich nicht weit gegangen bin. Ai’oaner? Welche Ai’oaner. Nie von ihnen gehört. Ich stelle mir vor, wie ich dabei von einem Bein aufs andere trete und mein Blick von hier

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