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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß das tödliche Bakterium im Körper des Babys entdeckt worden war. Jetzt mußten die Geschworenen ganz einfach berechtigte Zweifel haben – und das genügte uns für einen Freispruch.
    »Katie«, sagte ich und beugte mich näher zu ihr, »ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Bitte, Ellie. Können wir jetzt nach Hause?«
    Sie sah elend aus. »Ist dir schlecht?«
    »Bitte.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war halb vier: ein bißchen zu früh fürs Melken; aber das wußte Richterin Ledbetter bestimmt nicht. »Euer Ehren«, sagte ich und stand auf, »wenn das Gericht keine Einwände hat, würden wir die Verhandlung gern morgen fortsetzen.«
    Die Richterin spähte mich über ihre Brille hinweg an. »Ach, ja. Das Melken.« Sie warf einen kurzen Blick auf Owen Zeigler, der jetzt auf der Zuschauertribüne saß. »Nun, an Ihrer Stelle würde ich mir dann hinterher die Hände waschen. Mr. Callahan, haben Sie irgendwelche Einwände dagegen, daß wir die Sitzung wegen dringender Farmarbeiten früher abbrechen?«
    »Nein, Euer Ehren. Meine Hühner werden begeistert sein, mich zu sehen.«
    Die Richterin bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Kein Grund, den Großstadtsnob raushängen zu lassen. Also schön. Wir sehen uns morgen früh um zehn Uhr wieder. Die Sitzung ist vertagt.«
    Mit einemmal umringte uns eine Wand aus Menschen: Leda, Coop, Jacob, Samuel und Adam Sinclair. Coop schlang einen Arm um meine Taille und flüsterte: »Ich hoffe, es wird so schlau wie du.«
    Ich antwortete nicht. Ich sah zu, wie Jacob versuchte, Katie mit kleinen Scherzen zum Lächeln zu bringen; wie Samuel dastand, nervös und unsicher, und darauf achtete, mit seiner Schulter nicht die von Adam zu streifen. Katie ihrerseits setzte eine bemüht heitere Miene auf, doch ihr Lächeln wirkte angestrengt. Fiel denn nur mir auf, daß sie jeden Augenblick zusammenklappen würde?
    »Katie«, sagte Adam und machte einen Schritt auf sie zu, »möchtest du einen Spaziergang machen?«
    »Nein, möchte sie nicht«, antwortete Samuel.
    Überrascht wandte Adam sich um. »Ich denke, das kann sie selbst entscheiden.«
    Katie preßte sich die Finger an die Schläfe. »Danke, Adam, aber ich habe schon was mit Ellie vor.«
    Ein Blick in ihre verzweifelt flehenden Augen genügte, und ich nickte. »Wir müssen ihre Aussage durchgehen«, sagte ich, obwohl es, wenn es nach mir ginge, gar keine Aussage von ihr geben würde. »Leda fährt uns nach Hause. Coop, sorgst du dafür, daß die anderen nach Hause kommen?«
    Wir verließen das Gebäude auf demselben Weg wie am Freitag; Leda kam mit ihrem Wagen zum Hinterausgang und holte Katie und mich an der Laderampe für Lieferanten ab. Dann fuhren wir an der Vorderseite und am Haupteingang vorbei, wo die Reporter noch immer auf Katie warteten. »Schätzchen«, sagte Leda einige Minuten später zu mir. »Dein Zeuge, der Doktor, das war ein echter Knalleffekt.«
    Ich musterte mich prüfend in dem kleinen Spiegel in der Sonnenblende und wischte mir die Mascara-Ränder unter den Augen ab. Hinter mir auf dem Rücksitz drehte Katie den Kopf und sah zum Seitenfenster hinaus. »Owen ist ein guter Kerl. Und ein noch besserer Pathologe.«
    »Dieses Gerede über Bakterien … ist da was dran?«
    Ich lächelte sie an. »Er dürfte sich so etwas nicht aus den Fingern saugen. Das wäre Meineid.«
    »Na ja, ich wette, du könntest den Fall allein aufgrund dieser Aussage gewinnen.«
    Ich sah wieder in den Spiegel, suchte Katies Blick. »Hast du das gehört?« fragte ich eindringlich.
    Sie preßte ihre Lippen aufeinander. Ansonsten ließ sie durch nichts erkennen, daß sie zugehört hatte. Sie drückte ihre Wange weiter an die Scheibe, den Blick abgewandt.
    Plötzlich machte Katie die Wagentür auf, so daß Leda das Steuer herumriß und mit quietschenden Reifen am Straßenrand anhielt. »Meine Güte!« rief sie. »Katie, Schätzchen, das kannst du doch nicht machen, wenn wir noch fahren!«
    »Tut mir leid, Tante Leda. Können Ellie und ich das letzte Stück zu Fuß gehen?«
    »Aber das sind noch gut drei Meilen!«
    »Die frische Luft wird mir guttun. Und Ellie und ich, wir haben was zu besprechen.« Katie lächelte flüchtig. »Mach dir keine Gedanken.«
    Leda sah mich fragend an, und ich nickte. Ich trug meine schwarzen flachen Schuhe – zwar keine Pumps, aber auch nicht gerade Wanderschuhe. Katie war schon ausgestiegen. »Los geht’s«, knurrte ich und warf meine Aktentasche auf den Sitz. »Kannst du die in

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