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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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umspielte ihre Lippen, als sie nähertrat, um das Schiffsmodell zu betrachten. »Mein jüngster Bruder ist an Bord«, sagte sie.
    »Wird er für das Diplomatische Korps ausgebildet?« Eines von diesen verhätschelten Bälgern, die die Terror als Kreuzfahrtschiff zwischen England und der Karibik nutzten.
    »Nein. Andrew ist Fähnrich zur See.«
    Dann war er nicht verhätschelt. Selbst auf einem Diplomatenschiff würde der Junge hart arbeiten und die Offiziersstellung von der Pike auf lernen. »Keine leichte Aufgabe.«
    »Nein.« Die Antwort war leise, mit einem Unterton von Resignation und Sorge – und verriet ihm, dass sie den Jungen vermisste. Dann lächelte sie erneut, als sie ihn von der Seite anblickte. »Ihr habt ihn inspiriert. Er ist entschlossen, eines Tages sein eigenes Schiff zu befehligen – am liebsten die Marco’s Terror .«
    Wenn der Junge Glück hatte, würde er nicht denselben Weg gehen wie Rhys. Doch anstatt zu antworten, zeigte Rhys auf das Unterdeck mit der Koje der Fähnriche, die Truhen und Hängematten beherbergte. »Sofern er keine Wache hat, schläft er hier.«
    Die Inspektorin schaute es sich ganz aus der Nähe an und blickte dann zu ihm auf. »Danke.«
    Sie schien wirklich dankbar zu sein. Erstaunlich, dass Scarsdale während dieses Wortwechsels stumm geblieben war. Rhys brauchte ihn sonst, damit er seinen unverblümten Antworten die Spitze nahm, doch der Bounder dachte wohl, dass Rhys seine Sache diesmal auch ohne ihn ordentlich machte.
    Sie blickte seinen Freund an. »Falls ich Euch bezüglich weiterer Fragen ebenfalls konsultieren wollte, Lord Scarsdale, seid Ihr dann hier anzutreffen?«
    Der Bounder prostete ihr zu. »Das Spiel ist aus! Sie ist offensichtlich sehr geschickt darin, Identitäten festzustellen, somit ist unser zerschmetterter Freund in guten Händen, Kapitän.«
    Rhys senkte seinen Blick auf ihre Hände. Sie waren klein und wohlgeformt, und sie spielte nervös mit den Fingern. Plötzlich hielt sie inne. Als er sie anblickte, hatten sich ihre Wangen leicht gerötet.
    Scarsdale kippte seinen Drink hinunter und wollte sich einen weiteren einschenken. »Ja, ja. Gut gemacht, Lady Wilhelmina, Tochter des Earl of Rockingham.«
    Sie betrachtete ihn amüsiert. »Ihr habt mir etwas voraus, Sir.«
    »Weil jeder von Ihrer einzigartigen Schönheit gehört hat? Ich bin am Boden zerstört. Ich dachte, dasselbe gelte für mich.«
    Flirtete Scarsdale etwa mit ihr? Rhys war sich nicht sicher, doch es gefiel ihm nicht. Und er kannte nicht viele in England geborene Adlige – aber Rockingham war ihm ein Begriff. Die Gräfin schickte ihm jede Woche einen Brief mit der Bitte um Unterstützung. »Ihre Mutter leitet die Frauenreformationsliga.«
    Überrascht zog die Inspektorin die Brauen hoch. »Ja.«
    Er sah sie genau an. Die Liga setzte sich dafür ein, Frauen aus Fabriken und Minen wieder nach Hause zu holen, um den Schaden zu beheben, den die Horde in den englischen Familien angerichtet hatte. Die Reformationsliga wollte, dass die Krone Eheschließungen in der Unterschicht und die Aufzucht der Kinder zu Hause anstatt in Horten unterstützte. Und hier stand nun die Tochter dieser Dame, die sich mit allen Mitteln dafür einsetzte, Frauen vom Berufsleben fernzuhalten, eine Kriminalinspektorin in Überzieher und mit Schutzweste.
    Er musste beinahe lachen. »Sie muss Ihren Anblick ja hassen.«
    Ihr Ausdruck wurde eisig. »Erst seit wenigen Jahren. Guten Abend, Euer Hoheit.«
    Sie verließ den Raum in einem Wirbel aus gelben Röcken. Er blickte ihr nach und fragte sich, was er bloß gesagt hatte, um sie so zu erzürnen. Verdammt noch mal. Er hätte die Inspektorin Scarsdale überlassen sollen. Er blickte zu seinem Freund, der ihn mit finsterer Miene ansah.
    »Ein unfaires Spiel, Kapitän?«
    Rhys biss die Zähne zusammen. Ein unfaires Spiel war, Frauen einzuschüchtern. Ein unfaires Spiel war, Sklaven von den walisischen Küsten zu entführen und sie nach Übersee zu verkaufen. Rhys hatte niemals Nachsicht mit schlechten Scherzen gehabt.
    Scarsdale Ausdruck hellte sich ungläubig auf. »Du weißt nicht, wer sie ist?« Als Rhys nicht antwortete, sagte er: »Du weißt, dass ihre Mutter Lady Rockingham ist.«
    »Ja.«
    »Du weißt also, wer die Gräfin ist, aber du weißt nicht, was sie getan hat? Herrgott, Trahaearn. Jeder weiß das.«
    Rhys tat es nicht. Im Gegensatz zu Scarsdale kümmerte er sich nicht um den Klatsch über den Adel, weder in Gesprächen noch in den Nachrichtenblättern.

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