Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See
Corsair passieren würde.
»Mach einen weiten Bogen um die Schiffe und flieg dann nördlich Richtung London.«
»Damit sie mich über der Stadt abschießen? Wir wissen nicht, ob sie die Nachricht erhalten haben, dass du an Bord bist … und jetzt glauben sie vielleicht, dass ich irgendeine Waffe aus der Festung nach London bringe.«
Selbst wenn sie es nicht glaubten, wäre es der perfekte Anlass, um ihren Pfusch zu vertuschen. »Leg über Ashfords Telegrafenstation einen Stopp ein. Wir schicken Telegramme an die Eltern, Polizeihauptquartiere und Nachrichtenblätter, dass die Lady Corsair die Kinder an Bord hat.«
»Und Euch«, fügte die Inspektorin hinzu.
Er nickte. »Du legst mit dem Schiff am Ufer neben dem Westminster Palace an, und wir sagen ihnen, dass sie dorthin kommen sollen.«
Im Heck erklang eine Glocke. Als er und Yasmeen sich umsahen, ging ein Beben durch das Schiff, und ein tiefes Grollen war trotz des Motorenlärms zu hören.
Er blickte zu der Inspektorin, die den Mund aufriss, als eine riesige schwarze Wolke über der Festung aufstieg, hoch genug, um sie von Dover aus zu sehen.
Sie schluckte und wirkte blass. »Der Kessel?«
»Ja.« Er hatte sie nicht umsonst durch einen Wald voller Zombies geschickt. »Darf ich also wissen, wie ich Sie von nun an nennen soll?«
Sie blinzelte verwirrt, doch ihr Blick war schnell wieder klar, und sie verzog ihre Lippen. »Wie klingt ›dankbar‹, Sir?«
Ihr Lächeln ging ihm unter die Haut, machte ihn zu Wachs in ihren Fingern.
»Das genügt nicht«, sagte er.
»Dann müsst Ihr mich weiterhin Inspektorin nennen.«
Das würde er nicht, doch er schob seine Enttäuschung beiseite. Bald würde er mehr von ihr wissen. Alles von ihr wissen. Mit einem kurzen Nicken wandte er sich zur Treppe um, die unter Deck führte. »Dann wollen wir mal nach Ihrem Konstabler sehen.«
Newberry wartete vor der Tür der Offiziersmesse, als bewache er die Jungen, die drinnen aßen – was aber eigentlich bedeutete, dass er ihnen nicht besonders viel Beachtung schenkte. Wenn er ihre Gesellschaft gewollt hätte, hätte er sich drinnen postiert.
Als er Mina sah, verlor er die Fassung. Gestern Abend noch im Kleid, und jetzt mit wirrem Haar und ohne Überzieher. Sein Weltbild war wohl schwer ins Wanken geraten.
Sie blieb vor ihm stehen. Er hatte eine Prellung auf einem Wangenknochen, und seine Unterlippe war geschwollen. Das kam nicht von einer Explosion … Das waren Fäuste gewesen – und der Grund, warum er nicht in der Offiziersmesse war?
Wenn dem so war, würde sie die Jungen höchstpersönlich den Zombies ausliefern. Doch sie müsste erst herausfinden, woher diese Verletzungen wirklich kamen, bevor sie ihrem Zorn freien Lauf ließ.
»Sie haben es also geschafft?«
»Ja, Sir.« Newberry nickte und hatte sich wieder gefangen. »Die Mannschaft muss uns vom Schiff aus gesehen haben. Nachdem ich den ersten Jungen hochgezogen hatte, hat Lady Corsair einen Mann mit einer Strickleiter heruntergeschickt. Das hat die Sache beschleunigt, und wir waren an Bord, bevor die Marine die erste Bombe abgefeuert hat.«
»Warum ist dann Ihre Lippe geschwollen, Konstabler?«
Er blickte geradeaus, was bedeutete, über Minas Kopf hinweg. »Nachdem ich die Jungen an Bord gebracht hatte, wollte ich auf das Gelände zurück, Sir. Lady Corsair hat mich davon abgehalten.«
Nachdem der Beschuss mit den Brandbomben bereits angefangen hatte? Er wäre in Stücke gerissen worden. Obwohl es schwierig war, in das Gesicht eines Mannes zu schauen, der dreißig Zentimeter größer war als sie, versuchte Mina es. Als er seinen stoischen Blick zu ihr herabsenkte, fauchte sie: »Sie haben versucht, gegen meinen Befehl zurückzukehren, Konstabler? Ich habe gesagt, Sie sollen hier auf mich warten.«
»Ja, Sir. Das haben Sie. Ich entschuldige mich für den Ungehorsam, Sir.«
Die Entschuldigung war Blödsinn. Sie verengte die Augen, lenkte jedoch ein: »Ihre Entschuldigung ist zur Kenntnis genommen und wird geprüft.«
»Ja, Sir.« Er hielt inne. »Es hat sechs Mann bedurft, um mich aufzuhalten, Sir.«
Stolz erfüllte sie. Guter Mann . Sie wandte sich ab, um ihre Gefühle zu verbergen, und blickte in Trahaearns dunkle Augen. Verdammt . Warum schien er fortwährend in sie hineinschauen zu wollen, bis in ihr Innerstes?
Sie würde ihm nicht zeigen, wie sehr sie das verunsicherte. Sie kannte seine Absichten. Er wollte sie in sein Bett bekommen. Doch wenn sie ihre Familie achtete, wenn sie sich selbst achtete,
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