Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Elbenleben hatte er etwas Vergleichbares auf geistiger Ebene wahrgenommen.
»Ich bin bei dir, Sklave. Immer!«
Eisige Schauder überkamen ihn.
8
AM SEE DER FINSTERNIS
»Vorwärts!«, rief Hakin. »Rudert schneller!«
Magolas befand sich an Bord eines von mehreren Flussschiffen. Sie stammten aus den Häfen an den Ufern des Kar und waren vom Großkönig einfach beschlagnahmt worden. Mehr als fünfhundert Mann der Norischen Garde befanden sich auf den Schiffen, in aller Eile aus den Wäldern von Nord-Karanor zusammengezogen, wo sie eigentlich die Aufgabe gehabt hatten, den Tempel der Sechs Türme weiträumig abzuschirmen.
Auf den Ruderbänken saßen Stierkrieger, die Xaror aus dem Limbus in die diesseitige Welt gelassen hatte. Ihre Arme erlahmten nicht, darum ruderten sie, während sie an der eigentlichen Eroberung der Dunklen Festung nicht teilnehmen konnten.
Magolas hatte das Gefäß mit der Essenz des Lebens, das Xaror ihm gegeben hatte, durch einen eskortierten Boten nach Aratania bringen lassen. Dieser Bote sollte Larana auch ausrichten, dass ihr Gemahl etwas später von seiner Reise nach Karanor zurückkehren würde, da er zuvor noch eine Aufgabe zu erledigen hätte.
Larana war dergleichen gewöhnt. Es kam immer wieder mal vor, dass Xaror besondere Aufträge an ihren Gemahl herantrug. Sein Bedarf an magischen Artefakten aller Art war immens; er benötigte die in ihnen schlummernde Magie, um die ihm ergebenen Schattenkreaturen aus dem Limbus in die Welt des Diesseits zu schaffen. Magolas blieb nichts anderes übrig, als dem ehemaligen und zukünftigen Herrscher des Dunklen Reichs seine diesbezüglichen Wünsche zu erfüllen.
Ganze Feldzüge hatte er schon allein aus diesem Grund geführt. Selbst tributpflichtige Verbündete und Vasallen hatte Magolas mit seinem Heer überfallen müssen, da die Bewohner der betroffenen Gebiete selten damit einverstanden waren, wenn jemand mit einer Horde bewaffneter Reiter sämtliche Reliquien und andere heilige Gegenstände aus den Tempeln des Landes raubte. Selbst Tempel des Sonnengottes, dem Magolas ja offiziell huldigte, ohne dass er wirklich ein Gläubiger gewesen wäre, hatte der Großkönig schon notgedrungen plündern lassen, obgleich ihn das bei der lokalen Bevölkerung natürlich in argen Misskredit gebracht hatte.
Magolas wandte sich an Makin. Der Vierhörnige stand mit verschränkten Armen da und wirkte wie eine Statue. Die Anweisungen an die Zweihörnigen auf den Ruderbänken kamen ausschließlich von Hakin.
Magolas hatte inzwischen gelernt, die beiden auseinanderzuhalten, obwohl sie sich mindestens so ähnlich wie Zwillinge waren. Wiederholt hatte er Nachfragen zu seinem Auftrag und dem ersten Schwert des Eisenfürsten gestellt, aber bisher hatte weder Hakin noch Makin sie ihm beantwortetet, obgleich sie sich ihm ja als Sprachrohr Xarors präsentiert hatten. Mit ihrem Herrn direkten geistigen Kontakt aufzunehmen, wagte Magolas nicht. Zumindest wollte er dies nicht von sich aus tun, denn er wusste nicht, welche Folgen das eventuell haben konnte; er befürchtete, dass Xaror seinen Geist dann möglicherweise sehr viel tiefer durchforschte, als ihm lieb sein konnte.
Solange die Vorbereitungen für den Eroberungszug gegen die Dunkle Festung zu verrichten gewesen waren, hatten Hakin und Makin auf Magolas’ Fragen nicht reagiert. Nun machte der Großkönig einen erneuten Versuch.
»Ich möchte mehr über dieses Schwert erfahren«, forderte er.
»Da gibt es nicht viel zu erfahren«, erwiderte Makin. »Es ist einfach ein Schwert, das darüber hinaus so schlecht geschmiedet ist, dass es bei stärkerer Beanspruchung zerbrechen würde. Aber es soll angeblich das erste sein, das Eisenfürst Comrrm von eigener Hand schmiedete, und daher ist es Symbol seiner Macht geworden und hat sich mit starken Kräften aufgeladen.«
»Es hieß, dass nur jene die Festung betreten können, die nicht im Limbus waren.«
»Das ist richtig.«
»Und der Limbus ist eine Zwischenwelt.«
»Auch das ist richtig.«
»Dann werde ich meine Männer vielleicht nicht in die Festung begleiten können, denn ich wurde einst zusammen mit meinem Vater in eine Zwischenwelt versetzt, als der Axtherrscher die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers stahl, die jetzt im Tempel der Sechs Türme liegen. Und der Limbus ist doch auch eine Zwischenwelt.«
»Nicht eine, sondern eine ganz besondere. Der Zauberbann, mit dem der Axtherrscher die Dunkle Festung belegte, bezieht sich nur auf Wesen, die im Limbus
Weitere Kostenlose Bücher