Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
ein weitaus ungnädigeres Schicksal für diesen treulosen Sklaven vorgesehen. Ein Schicksal, das ihn den schnellen Tod hätte herbeisehnen lassen, den dein Vater ihm schenkte.«
»Lässt Xaror dich diese Worte zu meiner Warnung sagen?«
»Es ist an dir, die richtigen Rückschlüsse zu ziehen, Magolas«, meinte der Vierhörnige. Ein dumpfer Laut drang aus seinem Schlund. Seine blutrote Zunge schleckte schmatzend die Hauer entlang, die selbst bei geschlossenem Maul nie zur Gänze verdeckt waren.
»Dazu bin ich durchaus in der Lage«, versicherte Magolas.
»Trotzdem wüsste ich gerne noch Näheres über den Axtherrscher. Schon, damit ich aus seinem Schicksal lernen kann.«
»Verlieren wir keine weiteren unnützen Worte über diesen missgestalteten Gnom«, meinte Makin.
»Ein missgestalteter Gnom?«, echote Magolas.
»Es ist immer eine Frage der Perspektive, was als missgestaltet gilt. Manche Missgeburten werden verachtet oder ausgestoßen – aber in anderen Fällen gelten sie unter ihresgleichen als heilig, sodass sie zu geborenen Anführern werden. Das ist höchst unterschiedlich.«
Magolas stellte noch die eine oder andere Frage, aber die beiden Vierhörnigen schienen keine Neigung mehr zu haben, ihm darauf zu antworten.
Also ließ Magolas es bleiben und beschloss, sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren.
Und wie wird es danach weitergehen?, fragte er sich. Larana hatte recht, eigentlich musste etwas geschehen, um die Verhältnisse grundlegend zu ändern. Magolas hatte viel eingesetzt, um sein Reich zu errichten und es widerstrebte ihm, es nach nun nach und nach an diese dunkle Macht aus dem Tempel der Sechs Türme zu verlieren.
Der Axtherrscher hatte offenbar ähnlich gedacht und war der grausamen Bestrafung nur durch seinen unvorhergesehenen Tod entronnen.
Der See der Finsternis trug seinen Namen nicht von ungefähr.
Sein Wasser war vollkommen schwarz. Nicht einmal eine Handbreit konnte man in die Tiefe sehen, und Magolas stellte sich vor, dass aus dem Blickwinkel eines Vogels, der diesen See überflog, dieses Gewässer einem von Magolas’ Augen ähneln mochte.
Die Ursache dieser Färbung war unbekannt.
Unter den karanorischen Fischern gingen dabei allerlei Gerüchte um. Eigenartig war auch, dass die dunkle Färbung des Wassers sich nach dessen Abfluss in den südlich bis zum Delta bei Jarakor fließenden Strom Kar sehr schnell verlor.
Schon wenige Meilen flussabwärts hatte sie sich vollkommen aufgelöst. Manche erklärten daher die Wasserfärbung des Sees damit, dass sich darin die Färbung des Gesteins widerspiegelte, aus dem der Seegrund bestand. Schwarzes Vulkangestein, das auch bei den bis an das Seeufer heranreichenden Bergen vorherrschend war. Andere sprachen von Flüchen aus der Vergangenheit und der schwarzmagischen Aura, die die Dunkle Festung noch immer umgab als Gründe für die Wasserfarbe.
Jedenfalls spiegelte sich auf diesem See nicht das Licht der Sonne. Es wurde einfach verschluckt. Und eigenartigerweise blies zwar ein Wind, der von Osten her über die aybanitische Ebene fegte, aber das dunkle Wasser blieb dennoch spiegelglatt.
Nirgends waren Fischerboote zu sehen.
Einer der Norier, der mit seiner Einheit schon länger in Karanor Dienst tat, wusste etwas mehr darüber. Sein Name war Brados und er hatte innerhalb der Norischen Garde den Rang eines Majors inne.
»In den Fischerdörfern an den Ufern des Kar sagt man, dass der See der Finsternis vollkommen ohne Leben sei, o Sohn der Sonne!«, berichtete er Magolas. »Der dunkle Fluch lastet auf dem See und selbst die Händler, die ihre Waren den Kar hinauf nach Aybana oder Hocherde bringen, vermeiden es, ihn zu befahren.«
»Und wie transportieren sie dann ihre Waren?«, fragte Magolas.
»Sie laden sie auf Gespanne und nehmen den Umweg am Ufer in Kauf. Aber niemand in Karanor würde über jenen Punkt hinaus das Boot benutzen, an dem die Farbe des Wassers sich ändert.«
»Und Ihr, Major? Ihr fürchtet Euch nicht?«
»Ich glaube, dass der Sonnengott auf unserer Seite ist – und was immer dort für uralte Magie noch wirksam sein mag –
Eure Kräfte werden uns schützen, o Sohn der Sonne.«
»Ihr habt viel Vertrauen.«
»Wer, wenn nicht der Sohn der Sonne, würde dies verdienen?«
Hakin und Makin verzogen gleichzeitig ihre Stierschnauzen und zeigten ihre Hauer. Es wirkte fast wie ein kommentierendes Grinsen, doch enthielten sie sich jeglicher verbalen Äußerungen.
Die unermüdlichen Zweihörnigen sorgten
Weitere Kostenlose Bücher