Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
an und schossen. Ein Hagel von Pfeilen und Bolzen sorgte dafür, dass innerhalb weniger Augenblicke die Zahl der Gnomen erheblich dezimiert wurde.
Dutzendweise schrien sie getroffen auf. Konventionelle Armbrustbolzen zerfetzten ihre Körper, durchschlugen sie ohne Widerstand zu finden und zertrümmerten innere Organe und Knochen gleichermaßen. Manchmal traten sie auf der anderen Seite des Körpers aus und verletzten noch einen weiteren Gnom.
Pfeile trafen Leiber, Augen, Köpfe. Todesschreie hallten schaurig wider. Gnom-Körper stürzten getroffen in die Tiefe.
Die Antwort der Gnomen bestand in einem Beschuss der Gardisten mit Metallhaken, die sie mit ihren Schleudern abschossen. Diese Haken mochten, wenn man sie in eine Schleuder einlegte, auf geringe Distanz eine furchtbare Waffe darstellen, aber auf diese Distanz stellte sie sich als ziemlich harmlos heraus. Die meisten der Metallhaken prallten an den Harnischen der Gardisten ab. Und genauer zu zielen war bei größerer Entfernung sehr schwierig.
Insgesamt zehn Gardisten wurden verletzt, zwei starben. Die Verletzten waren allesamt noch kampffähig, trotz der barbarischen Methoden, die unter den Noriern zur Wundbehandlung und zur Linderung von Schmerzen üblich waren. Magolas hatte vergeblich versucht, hier die Heilmittel Elbischer Heiler einzuführen, aber die Norische Garde bestand als eine Art Leibgarde der aratanischen Könige ja schon wesentlich länger als das Magolasische Reich und es war schwierig, irgendwelche Neuerungen einzuführen, wenn sie dem Aberglauben der Krieger zuwiderliefen.
Die Gnomen zogen sich zurück. Ihre Schreie hallten im Inneren der Festung wider.
»Folgt mir!«, rief Magolas.
Der Zugang zu den Höhlen innerhalb des Berges war offen.
Magolas ließ zunächst von seinen Männern Fackeln entzünden, da er glaubte, dass es im Inneren dunkel sein müsse. Aber das war nicht der Fall: Die Wände waren über und über mit Bildern bedeckt, deren Farben so stark leuchteten, dass genug Licht vorhanden war, um sich zu orientieren. Selbst in vielen elbischen Häusern war keineswegs mehr Helligkeit zu finden, wie dem Großkönig bewusst wurde.
Die Bilder selbst zeigten eine Fülle von Szenen mit augenlosen Geschöpfen unterschiedlicher Größe und von verschiedener Körperform; manche waren grazil und schlank, und ihre Gestalt war beinahe elbenhaft, andere waren gedrungen und gnomenhaft, eine weitere Gruppe sah aus wie eine Mischung aus den Trollen und Orks, wie es sie in der alten Heimat Athranor gegeben hatte, nur dass auch sie augenlos waren – Trorks, wie es sie im Wilderland gab. Aber die Trorks auf den Darstellungen waren keine Barbaren, die Steinwaffen und Keulen schwangen und ihren Gegnern die Schädel einschlugen, sondern trugen Rüstungen und Gewänder, die ein hohes Maß an Verarbeitung und Schneiderkunst erkennen ließen.
All den unterschiedlichen Geschöpfen, die auf den Wandfriesen in einer Detailgenauigkeit und Realitätsnähe abgebildet waren, wie es nur große Künstler vermochten, war gemeinsam, dass sie sechs Finger an jeder Hand hatten.
Hatte sich das legendäre Volk der Sechs Finger etwa schon zu Xarors Zeiten aufgespalten in verschiedene Unterarten?
War es das, was dieses Bild ausdrücken sollte?
Magolas fragte sich, mit welchen Sinnen die Schöpfer dieser Gemälde die dargestellten Wesen wohl wahrgenommen hatten.
Denn wenn es sich bei ihnen ebenfalls um Angehörige des Volkes der Sechs Finger gehandelt hatte, so war anzunehmen, dass auch sie augenlos gewesen waren und sich durch andere Sinne orientiert hatten. Offenbar hatte sie aber sehr wohl über ein Sensorium für Farben und Formen verfügt, denn sonst wären sie nicht in der Lage gewesen, diese Bilder zu erschaffen. Bilder für wen? Für die dargestellten augenlosen Geschöpfe?
Für die Rhagar in Magolas’ Gefolge war die Qualität dieser Bilder so beeindruckend, dass sie sprachlos dastanden. Kein Rhagar-Künstler hatte je etwas auch nur entfernt Vergleichbares geschaffen. Die Fresken in den Sonnentempeln von Aratania, Rajar oder Om-Dagar waren dagegen kaum mehr als primitives Gekritzel mit unklaren Formen. Diese Bilder jedoch prägten sich tief in die Seele ein, und aus jedem Blinkwinkel sahen sie leicht verändert aus; es waren nur winzige Details, die sich wandelten, Verschiebungen von nicht mehr als einem Fingerbreit oder weniger, aber einem Elbenauge fiel so etwas auf.
Offenbar waren Szenen aus dem Alltagsleben dieser Wesen dargestellt, aber auch
Weitere Kostenlose Bücher