Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
wenige Plantagen irgendwo in den Bergen, hab ich gehört. Team Zwei kam heute Morgen zurück und hat ein paar Säckchen mitgebracht«, erklärte Kim, nachdem Cassidy mit dem Kopf geschüttelt hatte, und führte sie mit ihrer Akte unter dem Arm zur Tankstelle. Dieses Mal wurde sie gar nicht gemustert, sondern durfte einfach passieren. Die neue Uniform gewährte ihr offensichtlich mehr Privilegien, als sie ahnte. Der General war nicht da und der Raum leer. Zielgerichtet stolzierte Kim auf seinen Mahagonischreibtisch zu, öffnete eine Schublade und holte einen kleinen Stoffbeutel heraus.
»Darfst du da einfach so ran?«, fragte Cassidy flüsternd und schaute sich nervös nach den Wachen um.
»Na klar! Onkel Frank hat mir extra gesagt, wo er liegt!«, erwiderte Kim ächzend, als sie mit Leibeskräften an dem widerspenstigen Schubfach zog.
»Onkel Frank?«
Cassidy zog erstaunt eine Augenbraue hoch.
»Naja, nicht wirklich, aber ich kenne ihn seit meiner Kindheit. Dad und er waren dicke Freunde und darum ist er halt Onkel Frank!«
»Verstehe«, antwortete sie schmunzelnd. Nun verstand sie, weshalb Kim sich am Vortag so ungezwungen mit Monroe hatte zanken dürfen. »Was machen wir nun mit dem Zeug?«
»Wir brauchen heißes Wasser, komm mit!«
Gemeinsam eilten sie aus der Tankstelle heraus und rempelten den müden Wachmann auf dem Weg zum Fuhrpark beinahe um. Kim kramte im Kofferraum ihres Jeeps, bis sie ihren kleinen Gasbrenner fand. In der Nähe der Autos durfte sie ihn nicht benutzen, also marschierten sie zurück zu den Schulbänken vor ihrer Wohnbaracke. Kim zückte ein Feuerzeug und wies ihre neugierige Freundin an, einen Topf mit Wasser von Anthony zu holen. Kurze Zeit später kochte es und Kim füllte damit zwei Tassen, in die sie zuvor etwas Kaffeepulver gestreut hatte.
»Das müssen wir jetzt mischen und eine Weile ziehen lassen, aber ich warne dich, es schmeckt scheußlich!«
Sie gab Cassidy ihr Messer zum Rühren und schon nach einer Minute duftete es verführerisch nach frischem Kaffee. Vorsichtig setzten sie die Tassen an und versuchten es zunächst mit kleinen Schlucken. Kims Weissagung erwies sich als korrekt, es schmeckte absolut furchtbar. Sie hatte viel zu viel Pulver verwendet und beide verzogen gleichzeitig das Gesicht, als würden sie unter unvorstellbar großen Schmerzen leiden.
»Guten Morgen, Ladies! Gibt’s vielleicht auch einen Kaffee für uns?«, rief Johnny, der zusammen mit Butch in der Barackentür aufgetaucht war.
»Sorry Jungs, das ist ein Getränk für Mädchen!«, entgegnete Kim spöttisch.
»Dann mach mir lieber einen mit«, ertönte eine nur allzu bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Cassidy verschluckte sich beinahe an dem heißen Gebräu, als Angel auf zwei Krücken in Richtung Tisch balancierte.
»Wie kommt’s, dass du schon raus darfst? Steven meinte doch, du liegst noch ne Woche im Bett!«, fragte Butch, der ihr unterdessen eine Bank zurechtrückte.
»Da drin werd ich nie gesund. Weiß der Kuckuck, was er mir diesmal wieder gespritzt hat!«
Kim nahm derweil die Aufforderung, ihr einen Kaffee zu kochen, wörtlich und setzte das Wasser erneut auf, während Cassidy loslief und noch eine Tasse besorgte.
»Hab ich was verpasst? Warum läuft unser Wunderkind in Uniform rum? Solange war ich doch gar nicht weg!«
»Wir dachten, sie sollte sich schon mal daran gewöhnen«, erwiderte Kim und sah dem Mädchen ein bisschen neidisch hinterher, denn die Tarnkleidung stand Cassidy ihrer modebewussten Meinung nach viel besser als ihr selbst. »Sie hat sich nicht über Nacht entschieden, was immerhin ein gutes Zeichen ist. Die Kleine ist ein Naturtalent, du hättest sie auf der Heimfahrt sehen sollen. Kannst stolz auf deine Entdeckung sein!«
Cassidy war inzwischen mit einer Tasse zum Tisch zurückgekehrt und lief knallrot an, als Kim von ihr zu schwärmen begann.
»Freut mich zu hören, was sagt dein Onkel dazu?«
»Er mag sie, hat die Tour durchs Lager selbst gemacht.«
Angel wirkte in der Tat stolz, als sie Cassidy in ihrer ungewohnten Kleidung musterte.
»Gibt‘s sonst noch was Neues?«, fragte sie beiläufig, während Kim ihr den gewünschten Kaffee reichte.
»Nicht wirklich, Team Zwei kam letzte Nacht zurück, Ergebnis negativ. Vier wird in einer Woche zurückerwartet und Sharon ist gerade mit ihren Jungs in den Norden aufgebrochen. Wenn die zurück sind, sehen wir weiter. Cassidy, Victor und du brauchen ohnehin noch Zeit«, berichtete Kim.
»Victor? Was ist mit ihm?
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