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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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hattest«, erwiderte Cassidy lächelnd. Gemeinsam setzten sie sich auf einen großen Findling, den die Bauern vor Jahren aus dem Feld heraus gerollt hatten. Nun lag er im Schatten des südlichen Gebirgshangs und lud zum gemütlichen Plaudern ein, während man anderen bei der Arbeit zusah, doch Angel wurde auf einmal sehr ernst.
    »Du hast mich in Temple Town gefragt, wie es zu dem Unfall kam, bei dem Butch und Victor mir das Leben gerettet haben«, begann sie mit geschlossenen Augen. »Es war kein gewöhnlicher Wagen, in dem ich zu diesem Zeitpunkt saß. Es war ein schwarzer Buggy – mit Messern an den Felgen, einem Abfangjäger der Vultures.«
    »Sie hatten dich gefangen genommen, oder? Als Sklavin?«
    »Nein, ich war eine von ihnen. Ich war eine der Vultures.«
    Normalerweise genoss Angel die Angst, die ihre pure Gegenwart auslöste, doch im Falle von Cassidy tat es ihr leid, das Mädchen derart enttäuschen zu müssen. Sie stellte jedoch erstaunt fest, dass ihr Schützling darauf verzichtete sie vorschnell zu verurteilen und stattdessen ihrer jugendlichen Neugier nachgab. Außerdem hatte sie Monroes Anspielung über die bekehrten Gangmitglieder nicht vergessen und war gewissermaßen vorgewarnt gewesen. Zu Beginn ihrer Reise hätte sie Angels düstere Vergangenheit mit Sicherheit zur Flucht veranlasst, besonders in ihrem Heimatdorf, wo sie für einen kurzen Augenblick das Gefühl verspürte, in die Fänge eines feindlichen Gangkommandos geraten zu sein. Inzwischen hatte die fürsorgliche Kämpferin ihre guten Absichten jedoch mehr als ein Mal unter Beweis gestellt, wodurch sie in Cassidys Augen zumindest das Recht auf eine Erklärung verdiente.
    Aufgrund ihrer starken Ambitionen war Angel keine naive Banditin gewesen, die sich Messer an ihr Auto geschweißt und Vulture genannt hatte. Mit der Befehlsgewalt über eine eigene Kampfgruppe bekleidete sie als einzige Frau den Rang eines Commanders und entsprechend schwer lasteten die damaligen Verbrechen auf ihrem heutigen Gewissen. Sie war nicht einfach mordend durch die Wastelands gezogen, sie hatte die Überfälle befohlen und koordiniert. Auch Silver Valley war eine Zeit lang ihr Ziel gewesen. Cassidy verzichtete auf eine detaillierte Beschreibung ihrer blutigen Karriere und wunderte sich stattdessen, warum die Dorfbewohner ihr trotzdem so großen Respekt zollten.
    »Weil ich nicht mehr der Mensch bin, der ich vor vier Jahren war!«, erwiderte Angel mit einem defensiven Unterton, als wäre sie es gewohnt, sich aufgrund ihrer Vergangenheit rechtfertigen zu müssen. »In den Gangs wird dir zivilisiertes Verhalten ausgetrieben. Es war für mich normal, die Opferlämmer leiden zu sehn, ich hab es sogar genossen, bis es mich dann selbst erwischte und die beiden Streithälse meinen Wagen zerstört haben. Ich führte ein Buggyteam, das auf den Verbindungsstraßen nach Opfern suchte und der beladene Pick-up schien mir ein lohnenswertes Ziel zu sein. Nachdem sie den ersten Abfangjäger abgeschossen hatten, wollte ich es lieber selbst machen, doch ich rechnete nicht mit Victors Überraschungen. Er schleuderte eine Haftladung auf meinen Buggy und demolierte damit den Motor. Der Wagen überschlug sich, mein Fahrer war tot, mein rechtes Schienbein gebrochen und ich lag eingeklemmt unter dem Armaturenbrett. Meine Kameraden, wenn du sie so nennen willst, zogen den Schwanz ein und flüchteten. Ich war mir sicher, das wäre mein Ende.«
    »Du lebst aber noch, also was ist passiert?«
    »Eventuell hast du es schon bemerkt, die beiden Jungs entsprechen nicht dem üblichen Bild der Wastelandbewohner. Sie sind ziemlich gefühlsduselig und haben keine Freude am Leid anderer, nicht mal bei Leuten wie mir. Du hättest mich wahrscheinlich dort liegengelassen, ebenso Kim und Johnny. Denk an das arme Schwein, das in seinem Wagen gegrillt wurde, während ihr danebenstandet! Butch hingegen hob das schwere Wrack an und Victor zog mich raus. Erst dachte ich, dass sie vielleicht ihren Spaß mit mir haben wollten, bevor sie mich sterben ließen, und hätte meinem zukünftigen Sprengstoffexperten dafür fast die Nase gebrochen. Du musst wissen, nicht alle Leute, die da draußen herumfahren, sind so zivilisiert wie die Ranger von Silver Valley. Es gibt viele, die eine solche Situation ausnutzen würden. Als Butch stattdessen mit einer Beinschiene angelaufen kam, war ich ziemlich verwirrt.«
    »Sie haben dir geholfen, obwohl du sie ein paar Minuten vorher ausrauben und umbringen wolltest?«
    »Ja

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