Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

sein Fach«, keuchte Angel. »Ich werde mein Bein bis zur nächsten Safari schonen müssen. Das heißt, von mir gibt’s vorerst nur Theorie. Kim wird dich im Nahkampf unterweisen, Butch ist unser Spezialist für technischen Krimskrams, Johnny darf mit dir zusammen lernen, wie man Waffen reinigt. Victor soll dir beibringen, wie du Minenfelder überlebst und Sachen in die Luft jagst.«
    Mit einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck blickte sie zum Brunnen.
    »Jetzt besorg mir erstmal jemand was zu trinken!«
    »Na gut, zunächst müssen wir dich in Form bringen«, begann Kim schnippisch. »Wir brauchen nämlich keinen zweiten Johnny!«
    »Hey!«, rief dieser empört. »Am besten legt ihr sofort los, gleich fangen die wieder mit den Dickenwitzen an!«
      Gern hätte sie noch etwas auf ihrem Freund herumgehackt, aber Kim wollte das restliche Tageslicht voll ausnutzen und er stolzierte ohnehin gerade davon, um Angel einen Krug Wasser zu besorgen. Natürlich musste sie auf Cassidys Halsverletzung Rücksicht nehmen, die zwar schon gut verheilt war, jedoch noch eine Woche lang geschont werden sollte. Um die wertvolle Uniform durch das kommende Training nicht unnötig zu verschleißen, hatte Kim ihr einen geringfügig ausgeblichenen, rosafarbenen Trainingsanzug besorgt, zu dem sogar eine passende Jacke mit Kapuze und bequeme Laufschuhe gehörten. Sie joggten gleichmäßig hinunter zum Feld, an der Felswand entlang, drehten einen Bogen und passierten das Fitnesscenter, folgten dem Weg hinter dem Fuhrpark und kehrten zu den Baracken zurück; zusammen gut drei Kilometer. Cassidy war sehr schlank und sportlich, die erste Runde machte ihr nichts aus, aber nach der zweiten in der heißen Nachmittagssonne hechelte sie nach Wasser. Die anderen bewegten sich unterdessen keinen Meter sondern schlossen Wetten ab, wann das Mädchen nach einer Rast verlangen würde. Auch Kim bediente sich an den Wasserkrügen, doch dann ging es weiter auf die Fahrräder. Nach knapp zehn simulierten Kilometern brach Cassidy schließlich erschöpft vor ihrer Baracke zusammen und verlangte protestierend nach einer Pause, aber Kim stand ohnehin die körperliche Kapitulation ins Gesicht geschrieben.
    Den restlichen Nachmittag verbrachte Cassidy gemeinsam mit Butch und Victor, die ihr die Technik der Autos erklärten und ein paar Fahrstunden spendierten. Im Notfall musste jedes Mitglied des Teams die Wagen sicher beherrschen können. Cassidy gefiel der ganze technische Krimskrams, wie Angel es genannt hatte. Interessiert ließ sie sich erklären wie der Motor, die Lenkung und die Bremsen im Einzelnen funktionierten.
    Als sich die Sonne dem Horizont zuneigte, trafen sich die Dorfbewohner zum gemeinsamen Abendmahl, was etwas weniger üppig als am Tag zuvor ausfiel. Heute wurde nichts geschlachtet und auch die Jäger waren leer ausgegangen. Stattdessen begnügte man sich mit Brot, ein paar Zwiebeln und Tomaten. Die kamen aus den eigens dafür eingerichteten Gewächshäusern der Farm und nach dem anstrengenden Nachmittag war die frische Kost für Cassidy genau das richtige.
    Der Abend wurde ebenfalls nicht verschwendet. Am Lagerfeuer erklärte ihr Johnny wie die Pistolen, die Cassidy bisher benutzt hatte, gereinigt und gewartet werden mussten. Der ständige Sand setzte den Waffen unheimlich zu. Trotz seines Umfangs erwies sich Kims Freund als außerordentlichen geschickt im Umgang mit den kleinen Bauteilen.
    Bereits kurz nach Sonnenuntergang fiel die geschundene Teenagerin im scheintoten Zustand in ihr Bett und tat bis zum Morgengrauen kein Auge mehr auf.
     
    ***
     
Der nächste Tag startete für Cassidy schon sehr früh. Bei Sonnenaufgang schüttelte Kim sie aus den Federn. Fünf Minuten später gähnte die junge Rekrutin in ihrem rosafarbenen Jogginganzug und mit einem müden Gesichtsausdruck vor der Baracke. Die tief stehende Morgensonne blendete das Mädchen, so dass sie Kim erst erkannte, als sie direkt vor ihr stand und sie an der Hand zum Feld schleifte, wo die beiden mit den Aufwärmübungen begannen. Je mehr Runden sie durch die Siedlung liefen, desto mehr Leute gesellten sich zu ihnen. Größtenteils Ranger, aber auch einige ganz normale Dorfbewohner. Stan und seine neue Freundin trainierten gemeinsam, ebenso wie der General. In der kühlen Morgenluft schaffte Cassidy den Kurs problemlos dreimal, ehe sie die Kraft verließ.
    Butch und Victor bereiteten derweil das Frühstück vor, das hauptsächlich aus trockenem Brot, gekochten Hühnereiern und Wasser