Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
und …«
Patrik zwang sich, tief durchzuatmen. Wenn er Erica helfen wollte, musste er einen kühlen Kopf bewahren.
»Mårten hat eine Waffe, die wahrscheinlich auch an jenem Ostersonnabend verwendet wurde. Sagt Ihnen das etwas?«
Die Männer sahen sich an. Dann reichte Leon Patrik einen Schlüssel.
»Er muss den Schutzraum entdeckt haben. Dort lag der Revolver. Stimmt doch, Sebastian?«
»Ja. Ich habe nichts angerührt, seit wir die Tür zugemacht und abgeschlossen haben. Es ist mir ein Rätsel, wie er da reingekommen ist. Soweit ich weiß, ist dies der einzige Schlüssel.«
»Dass Sie nur einen Schlüssel gefunden haben, bedeutet nicht, dass es nicht noch andere gibt.« Patrik schnappte sich den Schlüssel. »Wo ist der Schutzraum?«
»Hinter einer Geheimtür im Keller. Die findet man nur, wenn man weiß, dass es sie gibt«, sagte Leon.
»Vielleicht sind dort Ebba und …« Ia war kreidebleich geworden.
»Das ist anzunehmen.« Patrik ging zur Haustür.
Martin zeigte auf Percy. »Was machen wir mit ihm?«
Patrik machte kehrt, marschierte direkt auf Percy zu und nahm ihm die Waffe aus der Hand, bevor der reagieren konnte. »Jetzt ist Schluss mit dem Unsinn. Wir klären das alles später. Martin, du forderst unterwegs Verstärkung an, und ich rufe die Küstenwache. Wer begleitet uns und zeigt uns den Schutzraum?«
»Ich.« Josef stand auf.
»Ich komme auch mit«, sagte Ia.
»Einer reicht.«
Ia schüttelte den Kopf. »Ich komme mit. Versuchen Sie erst gar nicht, es mir auszureden.«
»Okay, also los.«
Auf dem Weg zum Auto stieß er beinahe mit Mellberg zusammen.
»Ist John Holm da drin?«
Patrik nickte. »Ja, aber wir müssen jetzt nach Valö. Erica und Gösta haben da draußen Probleme bekommen.«
»Ach.« Mellberg machte ein ratloses Gesicht. »Ich habe gerade Kjell und Sven gesprochen. Nach John wird offenbar gefahndet, aber die Kollegen aus Göteborg wussten noch nicht, dass er hier ist, und da dachte ich mir …«
»Dann kümmere dich darum«, sagte Patrik.
»Wo wollen Sie hin?« Kjell Ringholm kam mit einem blonden Mann auf sie zu, der ihm vage bekannt vorkam.
»Das ist eine andere dienstliche Angelegenheit. Falls Sie John Holm suchen: Der ist im Haus. Mellberg steht Ihnen zur Verfügung.«
Im Laufschritt eilte Patrik zum Auto. Martin blieb ihm auf den Fersen, aber Josef und Ia kamen nicht mit. Ungeduldig hielt Patrik ihnen die hintere Tür auf. Es verstieß gegen alle Regeln, Privatpersonen an einen potentiell gefährlichen Ort mitzunehmen, aber er brauchte ihre Hilfe.
Während der Fahrt stand er am Bug und trat von einem Bein aufs andere, als könnte er das Boot auf diese Weise zur Eile antreiben. Hinter ihm redete Martin leise mit Josef und Ia. Patrik hörte, wie er sie aufforderte, möglichst einen Sicherheitsabstand einzuhalten und ihren Anweisungen Folge zu leisten. Er schmunzelte. Martin hatte sich mit den Jahren von einem nervösen und rastlosen Polizisten zu einem stabilen und zuverlässigen Kollegen entwickelt.
Als sie sich Valö näherten, klammerte Patrik sich an der Reling fest. Mindestens einmal pro Minute hatte er auf sein Handy geguckt, aber es waren keine weiteren Nachrichten gekommen. Kurz zog er in Erwägung, zurückzuschreiben, dass sie unterwegs waren, aber dann wäre womöglich ans Licht gekommen, dass Erica ein Telefon hatte.
Plötzlich bemerkte er, dass Ia ihn beobachtete. Er hatte so viele Fragen an sie. Warum war sie geflohen und erst jetzt zurückgekehrt? Welche Rolle hatte sie beim Tod ihres Vaters und der übrigen Familienmitglieder gespielt? Doch all das musste warten. Sie würden den Dingen noch früh genug auf den Grund kommen. Im Moment konnte er sich nur darauf konzentrieren, dass Erica in Gefahr war. Alles andere war bedeutungslos. Beinahe hätte er sie bei dem Autounfall vor anderthalb Jahren verloren, und schon damals war ihm klargeworden, wie sehr er sie brauchte. Sie war aus seinem Leben und seiner Zukunft nicht mehr wegzudenken.
Als sie an Land gingen, griffen er und Martin wie auf Kommando nach ihren Dienstwaffen. Sie wiesen Josef und Ia an, hinter ihnen zu bleiben. Dann näherten sie sich vorsichtig dem Haus.
Percy starrte auf einen undefinierbaren Punkt an der Wand. »Tja.«
»Was ist bloß los mit dir?« John strich sich durch das blonde Haar. »Wolltest du uns alle erschießen?«
»Na ja, eigentlich wollte ich mir nur selbst eine Kugel in den Kopf jagen und vorher noch ein bisschen Spaß haben. Euch Angst einjagen.«
»Warum wolltest
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