Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
beschaffen.«
Anna sah die beiden hoffnungsvoll an. Sie wollte diesen Auftrag unheimlich gern haben und hatte Ebba und Mårten die Wahrheit gesagt. Freie Hand zu haben, um das Ferienheim in eine Perle des Schärengartens zu verwandeln, war ein phantastisches Projekt und würde außerdem weitere Kunden auf ihre neue Firma aufmerksam machen.
»Als selbständige Unternehmerin weiß ich genau, was du meinst. Mundpropaganda ist das Wichtigste.« Ebba sah sie fast schüchtern an.
»Was machst du denn?«, fragte Anna.
»Schmuck. Ich fertige silberne Halsketten mit Engelanhängern an.«
»Das klingt hübsch. Wie bist du darauf gekommen?«
Ebbas Züge verhärteten sich, und sie wandte sich ab. Mårten wirkte verlegen. Er beeilte sich, die Stille zu durchbrechen.
»Wir wissen nicht genau, wann wir mit der Renovierung fertig sind. Die polizeiliche Untersuchung und der Brandschaden im Hausflur haben unseren Zeitplan durcheinandergebracht. Schwer zu sagen, wann du anfangen kannst.«
»Das macht nichts, ich richte mich nach euch.« Anna ging Ebbas seltsame Reaktion nicht aus dem Kopf. »Wenn ihr wollt, könnt ihr mich schon jetzt bei der Wahl der Farben und Ähnlichem um Rat fragen. Ich könnte die ersten Skizzen machen und vielleicht ein paar Versteigerungen hier in der Nähe besuchen.«
»Das hört sich gut an«, sagte Mårten. »Eigentlich würden wir gern nächstes Jahr um Ostern eröffnen, und spätestens im Sommer soll der Betrieb richtig laufen.«
»Da habt ihr ja genügend Zeit. Darf ich vor der Abfahrt ein bisschen durchs Haus spazieren und mir Zeichnungen machen?«
»Selbstverständlich. Fühl dich in unserem Durcheinander wie zu Hause«, sagte Mårten. Dann hielt er inne. »Aber halt dich besser vom Esszimmer fern.«
»Kein Problem, das Esszimmer kann ich mir auch später ansehen.«
Ebba und Mårten machten dort weiter, wo sie aufgehört hatten, und ließen Anna in Ruhe herumwandern. Sie machte sich fleißig Notizen und spürte ein Kribbeln der Vorfreude im Bauch. Das hier konnte richtig gut werden. Der Beginn ihres neuen Lebens.
Percy unterschrieb mit zitternder Hand. Er nahm einen tiefen Atemzug, um zur Ruhe zu kommen, und Rechtsanwalt Buhrman sah ihn besorgt an.
»Sind Sie sich sicher, Percy? Ihr Vater wäre gar nicht erfreut.«
»Vater ist tot!«, zischte er, murmelte sofort eine Entschuldigung und fuhr fort: »In Ihren Augen ist es vielleicht eine drastische Maßnahme, aber entweder mache ich es so, oder ich muss das Schloss verkaufen.«
»Wie wäre es mit einem Bankkredit?«, fragte der Anwalt. Er hatte bereits für den Vater gearbeitet, und Percy fragte sich oft, wie alt Buhrman war. Dank der unzähligen Golfrunden in der Nähe seines Hauses auf Mallorca wirkte er wie mumifiziert und hätte auch in einem Museum ausgestellt werden können.
»Mit der Bank habe ich natürlich geredet, was glauben Sie denn?« Wieder erhob er die Stimme und musste sich zu einem ruhigen Ton zwingen. Der Anwalt der Familie sprach manchmal mit ihm wie mit einem kleinen Jungen. Er schien zu vergessen, dass Percy nun der Graf war.
»Man hat mir unmissverständlich mitgeteilt, dass man mich nicht mehr zu unterstützen gedenkt.«
Buhrman wirkte verwirrt. »Wir hatten doch immer einen guten Draht zur Svenska Banken. Ihr Vater und der ehemalige Bankdirektor haben schließlich zusammen das Internat Lundsberg besucht. Haben Sie wirklich den richtigen Ansprechpartner erwischt? Soll ich vielleicht mal telefonieren, ich könnte versuchen …«
»Der frühere Direktor arbeitet dort schon lange nicht mehr«, unterbrach ihn Percy. Bald würde es ihm nicht mehr gelingen, höflich zu dem Alten zu sein. »Im Übrigen hat er sein irdisches Leben schon vor so langer Zeit ausgehaucht, dass wahrscheinlich nur noch Knochen von ihm übrig sind. Die Zeiten haben sich geändert. In der Bank arbeiten nur noch Erbsenzähler und Grünschnäbel von der Handelshochschule, die sich überhaupt nicht benehmen können. Im Vorstand der Bank sitzen mittlerweile Leute, die in Innenräumen die Schuhe ausziehen, verstehen Sie das nicht?« Wütend unterschrieb er das letzte Dokument und schob es dem alten Mann hinüber, der vollkommen verwirrt wirkte.
»Also, ich finde das merkwürdig.« Er schüttelte den Kopf. »Was kommt als Nächstes? Wird man den Familienfideikommiss abschaffen und alte Güter rücksichtslos aufteilen? Apropos: Könnten Sie sich nicht stattdessen an Ihre Geschwister wenden? Mary hat doch reich geheiratet, und wenn ich das richtig
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