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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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Samt in die Hand. Bevor sie ihre Augen schloss, hatte sie jedoch den Blick bemerkt, den Neville und Brandon gewechselt hatten und der ihr Herz nicht erwärmte. Sie betastete die kleine Hülle, versuchte sich darüber zu freuen, dass der König ihr wieder etwas schenkte – für einen Ring oder ein anderes Schmuckstück war es zu flach. Sie ertastete etwas Viereckiges mit scharfen Kanten.
    »Lasst die Augen noch zu«, sagte er. »Öffnet nur das Säckchen.«
    Sie schob ihre Finger in den samtenen Beutel und zog den kleinen, flachen Gegenstand heraus, spürte, dass er eine glatte Oberfläche, scharfe Ränder und spitze Ecken hatte. Sie hörte jemanden leise Luft holen, wusste jedoch nicht, ob es Neville oder Brandon gewesen war.
    »Jetzt öffnet Eure Augen, Mylady, und erfreut Euch am Geschenk Eures Königs.«
    Anne öffnete die Augen. Was sie sah, betrübte sie jedoch so sehr, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie senkte den Blick, damit die Höflinge nichts merkten.
    Es war ein Miniaturgemälde, ein Porträt von Heinrich, das ihn bartlos zeigte. Es handelte sich also um ein neueres Bild, denn den Bart hatte er sich erst für die Weihnachtsfeierlichkeiten abnehmen lassen. Es war ein sehr gelungenes Porträt, seinen jungenhaften Mund, das Grübchen in seinem Kinn, seinen kräftigen Hals konnte man in allen Einzelheiten erkennen. Er trug einen schlichten Wappenrock, einen schwarzen Hut ohne Federn und eine goldene Kette. Das Aquarell hatte einen dunkelblauen Hintergrund und war mit einem dünnen Goldring in einem roten Rechteck gerahmt. Und innerhalb dieser rechteckigen Umrandung fand sich auch der Grund für Annes Tränen.
    Goldene Engel in den Ecken trugen goldene Buchstaben auf scharlachrotem Grund: H K . Sie konnte es durch den Tränenschleier hindurch deutlich erkennen.
    Heinrich und Katherine.
    »Euer Majestät, ich kann dieses Geschenk unmöglich annehmen. Ich habe ein solches Zeichen Eurer Großzügigkeit und der Großzügigkeit der Königin nicht verdient.« Der verhasste Gegenstand verschwamm vor ihren Augen, sodass sie das Bild des Königs nur noch verzerrt wahrnahm. »Der heutige Abend hat mich doch sehr angestrengt. Ich sehe mich gezwungen, mich zu verabschieden und wünsche Euch eine gute Nacht.«
    Sie knickste und verließ das Gemach, dann raffte sie ihre Röcke und floh, während seine wütende Stimme durch den Flur hinter ihr herhallte:
    »Dafür lasse ich den Maler auspeitschen!«, schrie er.
    Aber alles, woran Anne noch denken konnte, war der selbstgefällige Ausdruck auf Charles Brandons Gesicht.

20

    Dies ist nicht mein Werk, aber wenn Gott will, könnte ich auf diese Weise dem versklavten Bewusstsein der Menschen Freiheit geben und die Klöster leeren!
    Martin Luthers Reaktion auf die Nachricht, dass neun reformierte Nonnen aus einem Augustinerkonvent entflohen seien. Eine dieser Nonnen war Katharina von Bora, 1523.
    W ährend des Winters verließ Kate seltener das Haus. Catherine Massys wandelte das untere Stockwerk, in dem früher Quentins Malerschule gewesen war, in zwei kleine Ladengeschäfte um. Eines mietete ein Kerzenmacher, das andere betrieb sie selbst als Geschäft für Künstlerbedarf, in dem sie Farben, Leinwände und Pinsel aus Marderhaar anbot. Auf diese Weise könne sie einen Teil des Warenbestandes ihres Bruders zu Geld machen, sagte sie.
    Seine Schüler hatten sich stets darauf verlassen, dass sie von ihm ihr Arbeitsmaterial beziehen konnten, aber sie hatte nicht die Absicht, diese Dinge jetzt einfach zu verschenken.
    An den kalten, grauen Tagen genoss es Kate, bei ihr im Geschäft zu sitzen. Während sie sich mit ihrer Stickerei abmühte, unterhielten sie sich über Frauenthemen: die neuen Hauben, die im Ladenfenster auf der anderen Straßenseite zum Verkauf angeboten wurden, dass der venezianische Tuchhändler die Seide zu knapp abmaß, aber sie sprachen auch von anderen Dingen.
    Von Catherine Massys erfuhr Kate, dass die religiösen Reformer auf dem Kontinent einen wesentlich größeren Zulauf hatten als in England und dass der promovierte Martin Luther, der das Ganze in Gang gesetzt hatte und dessen Theologie sich Kate seit ihrem Exil noch mehr zu eigen gemacht hatte, jetzt ein verheirateter Mann war.
    »Manchmal begleitet ihn seine Frau sogar auf seinen Reisen«, sagte Catherine, »und auch seine Kinder. Ich bin seiner Frau einmal begegnet.«
    »Aber ich dachte, Luther sei ein Mönch. Ein Priester«, sagte Kate.
    »Habt Ihr etwas gegen verheiratete Priester?«
    »Nein,

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