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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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zu trinken holen? Oder noch einen Salzhering?«
    Sie lächelte.
    »Nein, ich habe vorgesorgt.« Sie griff in ihre Rocktasche und nahm einen neuen Apfel heraus. »Er ist noch ein bisschen sauer, aber durchaus erfrischend.« Sie bot ihn ihm an.
    »Natürlich, Eva, werde ich von deinem Apfel kosten«, sagte er, verzog jedoch das Gesicht, als er in den sauren Apfel biss.
    Sie lachte.
    »Ich vermute, Evas Apfel war süßer«, sagte sie, »aber auf meinem liegt kein Fluch. Anscheinend hat unser Kind eine Vorliebe für Saures. Letzte Woche war es noch Süßes. Ich habe den Honig von den Waben gesaugt, so gierig wie Johannes der Täufer.«
    Die Rosen verströmten in der Mittagssonne einen intensiven Duft. Kate atmete tief ein, rieche das, mein Kleines , forderte sie im Stillen das Kind in ihrem Bauch auf. Ein Augenblick reiner und vollkommener Freude, dachte sie, wenn sie ihn doch nur für immer festhalten könnte. John war ungewöhnlich still, als sie sich zu ihm hinüberbeugte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte.
    »Kate, ich muss dir etwas sagen«, begann er. »Aber ich will nicht, dass du dich aufregst. Es wäre nicht gut für das Baby.« Der vollkommene Augenblick war so schnell vergangen wie er gekommen war. Der Apfel in ihrem Mund schmeckte auf einmal bitter. Die Rosen welkten in der Hitze.
    »Es ist schon wieder jemand verbrannt worden«, sagte sie. »Nein. Sag es mir nicht. Ich will nicht, dass unser Kind das hört.« Sie konnte diese Berichte einfach nicht mehr ertragen. Seit Thomas More zum Kanzler ernannt worden war, waren bereits zehn Männer verbrannt worden. Bei jedem einzelnen Namen hatte sich ihr Herz vor Angst verkrampft. Jeder hatte böse Alpträume bei ihr ausgelöst, aus denen sie mitten in der Nacht hochgeschreckt war.
    »Nein. Es ist nichts dergleichen! Tatsächlich sieht es so aus, als würde sich endlich alles zum Besseren wenden. Das Parlament hat dafür gesorgt, dass der englische Klerus keine Verbindung mehr zu Rom hat, der Klerus ist nun der Jurisdiktion des Königs unterstellt. Die beste Neuigkeit aber ist, dass Thomas More aus Protest von seinem Amt als Kanzler zurückgetreten ist. Außerdem wurde den Bischöfen in Angelegenheiten der Ketzerei die Befugnis entzogen, Verdächtige verhaften und verhören zu lassen. Dieses Recht steht jetzt nur noch Heinrich selbst zu.«
    »Du meinst, er ist jetzt sowohl König als auch Papst?«
    »Nun, so ähnlich jedenfalls.«
    »Dann wird er wohl endlich zufrieden sein. Jetzt kann er seine eigene Scheidung genehmigen. Aber ich kann kaum glauben, dass die Bischöfe dem so einfach zugestimmt haben. Hat nicht einmal der Erzbischof von Canterbury Einwände dagegen erhoben?«
    »Man sagt, dass Warham bei sehr schlechter Gesundheit sei. Es heißt, dass man bereits Cranmer als seinen Nachfolger aufbaut. Er gehört zum Kreis um Anne Boleyn – es ist also davon auszugehen, dass er gewissen Reformen aufgeschlossen gegenübersteht.«
    »Aber das sind doch wunderbare Neuigkeiten! Wieso glaubst du, ich würde mich aufregen?«
    Er griff jetzt auch nach ihrer anderen Hand, hielt beide fest. »Da sich die Dinge verbessert haben, sind Tyndale und ich der Meinung, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, um einen weiteren Schritt zu unternehmen. Ich werde nach England gehen. Nur für kurze Zeit. Ich werde lange vor der Geburt wieder bei dir sein. Wenn ich zum König oder zu Thomas Cranmer vorgelassen werde, oder vielleicht sogar zu Cromwell, werde ich sie sicherlich davon überzeugen können, die Verbreitung der englischen Bibel zu gestatten.«
    Sie zog ihre Hände weg und sprang, in ihrem Zorn ihre kostbare Last vergessend, von der Bank auf.
    »Nein! Davon will ich nichts hören! Du wirst nicht gehen! Ist Thomas More etwa schon tot? Und dieser neue Bischof von London, Stokesley, von dem du selbst gesagt hast, dass er gefährlicher als Tunstall ist, ist der etwa schon tot?«
    »Nein«, antwortete er mit ruhiger Stimme. »Sie sind beide sehr lebendig. Aber beide sind in Ungnade gefallen. Sie haben nicht mehr viel Einfluss.«
    Sein sorgsam modulierter Ton, der klang, als erkläre er etwas, das sogar jeder Einfaltspinsel verstehen konnte, machte sie unglaublich wütend. Sie fuhr ihn an:
    »Du bist ein Narr, John.«
    Er sah sie an, als könne er es nicht fassen, dass seine normalerweise so ruhige und ausgeglichene Frau sich ganz plötzlich in eine aufsässige Xanthippe verwandelt hatte.
    »Beruhige dich doch, Kate. Es tut dem Baby nicht gut, wenn du dich so sehr

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