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Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Die englische Ketzerin: Roman (German Edition)

Titel: Die englische Ketzerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Vantrease
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pflaumenartiger Duft aufstieg. Thomas nahm einen kleinen Schluck. Es war ein fruchtiger, vollmundiger Wein mit einer feinen Note des Eichenfasses, in dem er lagerte. Ein Duft, so zart wie der einer Frau, die gerade aus ihrem Bett aufgestanden ist und noch ihre Träume auf ihrer Haut trägt.
    »Das ist ein vorzüglicher Burgunder, Euer Eminenz.«
    »Ihr habt einen vortrefflichen Gaumen, Thomas.« Erfreut, dass Thomas der Wein zusagte, lächelte Wolsey matt. »Das ist der Vorteil, den ein Mann hat, wenn er von hoher Geburt ist. Er weiß die schönen Dinge des Lebens zu schätzen.«
    Er ist und bleibt der Sohn eines Fleischers, dachte Thomas. Weil es ihm an Stil fehlt, zieht er den Pomp dem wahrhaft Herrlichen vor. Damit erklärte sich auch das Übermaß an Prunk im Hampton Court Palace.
    »Diesen Wein hat mir der Herzog von Burgund bei seinem letzten Besuch zum Geschenk gemacht«, fuhr Wolsey fort. Dann senkte er die Stimme und murmelte leise, so als spräche er mit sich selbst: »Ja, durch die Säle dieses Palastes sind wahrhaft mächtige Männer gewandelt.« Erst dann schien er sich daran zu erinnern, dass er nicht allein war. »Aber in einer meiner Küchen bin ich noch nie zuvor einem von ihnen begegnet. Was führt Euch in diese Niederungen, wo doch alle meine anderen Gäste in den Gärten spazieren gehen? Verfolgt Ihr wieder ein geheimes Vorhaben?«
    »Ihr habt vermutlich gehört, dass einer der Studenten aus Oxford entkommen ist. Wahrscheinlich befindet er sich bereits auf dem Kontinent«, sagte Thomas.
    »Ja.« Der Kardinal, dessen Gedanken offensichtlich noch immer dem Wein galten, roch noch einmal an seinem Becher und gab ihn dann dem Tafelmeister zurück. »Der hier ist genau richtig«, sagte er mit einem abschließenden Nicken. »Füllt ihn eine Stunde, bevor er serviert wird, in die Karaffen, damit er atmen kann. Die mit Juwelen besetzte Karaffe ist für die Tafel des Königs bestimmt. Die silberne für den Tisch der Ritter.«
    »Und für die anderen Gäste?«, fragte der Tafelmeister.
    »Das könnt Ihr machen, wie Ihr wollt.« Der Kardinal gab ihm ein Zeichen, sich zu entfernen. »Und jetzt lasst uns allein.«
    Nachdem er Sir Thomas respektvoll zugenickt hatte, verließ der Tafelmeister den Weinkeller.
    »Wie schade, dass wir den jungen Frith nicht beobachten haben lassen. Ich habe gehört, dass er ein Freund von William Tyndale ist. Ihr hättet Euren Mann schnell in die Enge treiben können, Master More. Ihr hättet ihm folgen können wie ein Jagdhund der Spur eines Fuchses.«
    »Meinen Mann? Euer Eminenz, ich dachte, dass Ihr …«
    »Ja, ja, natürlich. Aber nur wenige besitzen die gleiche Leidenschaft wie Ihr, wenn es darum geht, Ketzer aufzuspüren. Ein wenig seltsam, wenn man bedenkt, dass Ihr im Grunde nicht einmal ein Mann der Kirche seid, sondern … ein Jurist.«
    Thomas hörte das Wort nur aus der Pause heraus, die der Kardinal gemacht hatte.
    »Und ebendies ist der Grund«, antwortete Thomas. Er war sich der Schroffheit seiner Worte bewusst, aber das war ihm egal. »Frith, Tyndale und ihresgleichen brechen das Gesetz. Das Gesetz des Königs. Ich erfülle lediglich meine Pflicht.«
    »Ja, ja, natürlich, Thomas.« Wolsey vollführte eine vornehmtuerische Geste mit seiner beringten Hand. »Ihr tut gut daran, Eure Pflicht zu erfüllen. Dieser Weg führt nach oben. In nächster Zeit werden zwei Posten neu zu besetzen sein. Einer davon ist der des Masters of the Stool – eine sehr wichtige Aufgabe. Denn dieser regelt den Zugang zum König in seinen privatesten Momenten. Aber ich glaube irgendwie nicht, dass Ihr dafür geeignet seid, dem König den Hintern abzuwischen.« Er lachte in sich hinein. »Also: Was führt Euch in meine Küchen?«
    Obwohl Wolsey für sein wechselhaftes Temperament durchaus bekannt war, befand er sich heute Abend offensichtlich in einer besonders seltsamen Stimmung. Thomas beschloss deshalb, seine Worte mit Vorsicht zu wählen.
    »Ich habe einen Eurer Bootsführer gesucht, da ich dachte, er könnte mich nach Hause fahren.«
    »Ihr seid hier heruntergekommen, um einen Bootsführer zu suchen?«
    »Am Steg sagte man mir, dass ich ihn hier finde. Er ist ein außergewöhnlich guter und schneller Bootsführer. Ihr müsst wissen, dass ich Lady Alice versprochen habe, zum Frühstück zu Hause zu sein.«
    »Wie heißt dieser Bootsführer?«
    »Sein Name ist Robert, Exzellenz.«
    »Ah, der. Ja, er ist stark wie ein Ochse. Und er ist auch sehr gesprächig.«
    »Nun, auf diese Weise wird

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