Die Entdeckung der Erde
Hochschule, durch Shafjathib, wo die Synagoge aus Steinen errichtet ist, welche von Jerusalem herrühren, dann durch die Einöde von Yemen, berührte Thema, Tilimas, Chaibar, mit fünfzigtausend israelitischen Bewohnern, Waseth, und gelangte endlich nach Bassorah, am Tigris und fast am Ende des Persischen Golfes.
Ueber diese wichtige handelsthätige Stadt giebt unser Reisender keinerlei Aufschluß; doch begab er sich wahrscheinlich nach Karna, wo er das Grab des Propheten Esdra besuchte; dann betrat er Persien und verweilte in Chuzestan, eine heutzutage in Ruinen liegende Stadt, welche der Tigris in zwei Quartiere, ein reiches und ein armes, theilt, über deren Verbindungsglied, einer alterthümlichen Brücke, aus Billigkeitsrücksichten der Sarg Daniel’s aufgehängt ist.
Seine Reise durch Persien setzt Benjamin von Tudela über Rudbar, Holwan, Mulehet und Amaria fort, mit welch’ letzterem das medische Gebiet beginnt. »Hier, so erzählt er, trat jener Betrüger David-El-Roï, der kein Anderer ist als der Jesus der Juden, mit seinen falschen Wunderthaten auf.« Auf dem Wege über Hamadan, wo sich die Gräber Mardochaï’s und der Esther befinden, und über Dabrestan gelangte er nach der Landeshauptstadt Ispahan, welche zwölf Meilen im Umfange mißt.
Der Bericht des Reisenden leidet hier an vielen Unklarheiten. Seinen Aufzeichnungen folgend, treffen wir ihn später in Schiras, wahrscheinlich in der Provinz Herat von Afghanistan, dann in Samarkand und endlich in der Nähe von Thibet. Von diesem nordöstlichsten Punkte aus, den er überhaupt erreichte, wäre er dann nach Nisapur und nach Chuzestan am Ufer des Tigris zurückgekehrt. Von hier ging er später nach zweitägiger Seefahrt nach El-Cachif, einer am Persischen Meerbusen gelegenen Stadt Arabiens, wo Perlenfischerei betrieben wurde. Nachdem er mittelst siebentägiger Seereise das Meer von Oman überschritten, erreichte er Choulan, das heutige Quilon an der Malabarküste.
Benjamin von Tudela befand sich nun endlich in Indien, in der Heimat der Sonnen-Anbeter und derjenigen Völker, welche überhaupt die Gestirne verehren. Das sind die Länder, welche Pfeffer, Zimmt und Ingwer erzeugen. Zwanzig Tage nach seiner Abfahrt von Choulan kam der jüdische Reisende auf der Insel Cinrag, d. i. Ceylon, an, deren Bewohner fanatische Feuer-Anbeter sind.
Es bleibt unerwiesen, ob Benjamin von Tudela wirklich nach China, wovon er doch spricht, gegangen ist. Er hält die Ueberfahrt dahin für sehr gefahrvoll. Viele Schiffe gehen bei derselben zu Grund und unser Reisender befürwortet folgendes Hilfsmittel, um jenen Gefahren zu entrinnen: »Man nehme, schreibt er, mehrere Ochsenfelle auf die Reise mit; ist dann das Schiff vom Sturme bedroht, so näht man sich, um jeder Gefahr zu entgehen, so dicht in jene Felle ein, daß sie einen wasserdichten Sack bilden, und springt darin in’s Meer. Das sehen dann die großen, Greise genannten Vögel, welche, da sie eine thierische Beute vor sich zu haben glauben, herabstürzen, den Sack packen und ihn nach dem Lande, auf einen Berg oder in ein Thal schleppen, um ihre Beute zu verzehren; statt dessen tödtet aber der eingenähte Mensch den Adler mit seinem Messer; dann kriecht er aus der Fellumhüllung heraus und sucht zu Fuße eine bewohnte Ortschaft zu erreichen. Auf diese Weise haben sich schon manche Personen gerettet.«
Später findet man Benjamin von Tudela wiederum in Ceylon, dann wahrscheinlich auf der Insel Socotora, im Eingange des Persischen Golfs, und endlich in Sebid. Durch Ueberschreitung des Rothen Meeres gelangt er nach Abyssinien, das er das »Festländische Indien« nennt. Von hier geht er längs des Nil hinab, quer durch die Provinz Assouan, kommt nach dem Flecken Holvan und erreicht, durch die Sahara ziehend, wo der Wind die Karawanen unter einer Sanddecke vergräbt, Zavila, Kous, Faium und Misraïm, d. i. Kaïro.
Misraïm ist, nach dem Berichte des Reisenden, eine große, mit schönen Plätzen und Kaufhallen geschmückte Stadt. Hier fällt niemals Regen, dafür bewässert der Nil, welcher jährlich einmal aus seinen Ufern tritt, das Land »auf eine Strecke von fünzehn Tagereisen und verleiht ihm dadurch eine außerordentliche Fruchtbarkeit«.
Benjamin von Tudela ging dann von Misraïm aus über Gizeh, ohne der dortigen Pyramiden mit einem Worte zu gedenken, nach Ain-Schams, Boutig, Zifita, Damira und machte in dem von Alexander dem Großen begründeten Alexandria Rast. »Diese Stadt, sagt er, treibt lebhaften
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