Die Entlarvung
es sich um Überwachungen im Industrie-, Geschäfts- oder Privatbereich handelte.
Sie verlangten enorme Honorare, waren dafür aber absolut zuverlässig und ehrlich. Keiner der Detektive hatte je versucht, Informationen zum eigenen Vorteil zu verwenden. Julia Hamilton und Ben Harris wurden von nun an rund um die Uhr bewacht. Daher hatte Ben einen Verfolger, als er sich auf den Weg nach Midhurst machte, um Jean Adams zu treffen.
Julia hatte sie sehr gut beschrieben, dachte er, während er Mrs. Adams die Hand schüttelte und dankend die Einladung zu einer Tasse Kaffee annahm. Sie war eine selbstbewußte, unerschrockene Dame – der Typ von Mensch, den man früher zum Rückgrat der Nation gezählt hätte. Früher, als es ein solches Rückgrat noch gab … Innerlich schalt er sich für seinen Sarkasmus. Er dachte nicht mehr so negativ wie früher. Julia hatte einen Optimisten aus ihm gemacht.
Er mußte dauernd an sie denken, wenn sie nicht bei ihm war.
Der Anwalt war ebenfalls bei Mrs. Adams eingetroffen. Er war groß und trug eine Brille. Sein Tweedanzug sah leicht schmuddelig aus. Trotz seines etwas vernachlässigten Äußeren machte er einen kompetenten Eindruck. Seine Augen blickten wachsam.
»Also«, begann Jean Adams forsch, »ich nehme an, daß Sie gekommen sind, um mich umzustimmen, Mr. Harris.«
Ruhig erwiderte Ben: »Ich habe nichts dergleichen vor, Mrs. Adams. Ich möchte mich nur ein wenig genauer informieren und ein, zwei Fragen an Sie richten, die uns weiterhelfen könnten – ohne Sie in etwas zu verwickeln.« Er sah flüchtig zu dem Anwalt hinüber. Der Mann verzog keine Miene. Er war offensichtlich sehr mißtrauisch. Ben konzentrierte sich wieder auf Jean Adams.
»Ich möchte Ihnen versichern, daß wir Ihre Entscheidung verstehen und sie respektieren. King hat schon verschiedene Leute sehr rüde behandelt, wenn sie ihm in die Quere gekommen sind. Und dabei spreche ich von einflußreichen und mächtigen Menschen. Deshalb würden wir Ihre Erklärung auch unter keinen Umständen öffentlich verwenden, falls Sie Ihre Meinung doch noch ändern sollten.«
»Dann frage ich mich natürlich«, warf der Anwalt ein, »weshalb Sie überhaupt darauf bestehen. Wenn Sie die Erklärung nicht verwenden wollen, nützt sie Ihnen doch auch nichts.«
Ben hatte diesen Einwand erwartet. »Dokumente können Angehörigen Ihrer Profession, Sir, vertraulich vorgelegt werden. Auf diese Weise entfalten sie ebenfalls eine Wirkung, indem sie Urteile und Interpretationen beeinflussen können. An nichts anderes haben wir im Zusammenhang mit Mrs. Adams' Erklärung gedacht. Das Schriftstück würde selbstverständlich unter Ihrer Obhut bleiben. Mrs. Adams könnte es jederzeit zurückfordern oder eine Einsichtnahme verweigern.«
»Davon hast du mir gar nichts gesagt, Dick«, sagte Jean vorwurfsvoll. »Dabei klingt das Ganze sehr vernünftig.«
»Es mag vernünftig klingen«, wandte der Anwalt ein, »aber man darf nicht vergessen, daß ein Gericht jederzeit die Herausgabe von Beweismaterial verlangen kann, sofern dieses Material nur existiert. Mr. Harris, ich habe Jean eindringlich davon abgeraten, Ihre Zeitung bei den Untersuchungen gegen Harold King zu unterstützen. Und mit meiner Anwesenheit heute werde ich verhindern, daß Sie ihr irgend etwas anderes in den Kopf setzen.« Er warf Ben einen feindseligen Blick zu.
Ben zögerte. Er kam keinen Schritt voran. Eigentlich hatte er seinen einzigen Trumpf nicht so schnell ausspielen wollen, aber es blieb ihm keine andere Wahl.
»Mrs. Adams«, begann er, »ich stelle Ihnen diese Frage nicht gern. Aber haben Sie schon einmal daran gedacht, daß King versucht haben könnte, Ihre Tante umzubringen?«
»Das geht wirklich zu weit. Ich protestiere gegen solch haarsträubende Unterstellungen!«
Ben ignorierte den Zwischenruf des Anwalts. Er beobachtete Jean Adams. Sie wurde zuerst sehr rot, dann aber wich alle Farbe aus ihrem Gesicht, so daß sie leichenblaß aussah.
»Nein«, stieß sie hervor. »Bitte, Dick, misch dich jetzt nicht ein!« Mit einer Handbewegung bedeutete sie dem Anwalt, zu schweigen. »Nein, daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Sie hatte einen Unfall. Laut Aussage des Krankenhauses ist sie in volltrunkenem Zustand eingeliefert worden. Großer Gott …« Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Großer Gott …«, wiederholte sie erneut.
»Selbst wenn sie gestorben wäre, hätte man King nichts nachweisen können«, fuhr Ben fort. »Der
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