Die Entmündigung (German Edition)
zu ahnen, hütete der Richter, der fühlte, daß er etwas fieberte, das Zimmer und ging nicht aus, um ein Verhör mit dem Marquis d'Espard anzustellen. Dieser verlorene Tag hatte bei dieser Angelegenheit die gleiche Folge, wie am Tage, wo Richelieu Maria von Medici hinterging, die von dieser getrunkene Bouillon, die ihre Konferenz mit Ludwig XIII. hinausschob und Richelieu gestattete, als erster in Saint-Germain einzutreffen und sich seines königlichen Gefangenen wieder zu bemächtigen. Bevor wir den Richter und seinen Sekretär zu dem Marquis d'Espard begleiten, wird es vielleicht nötig sein, einen Blick auf das Haus, sein Inneres und die Angelegenheiten dieses Familienvaters zu werfen, der in der Klageschrift seiner Frau als Verrückter hingestellt wurde. Man findet hie und da in den alten Bezirken von Paris mancherlei Bauten, bei denen der Archäologe ein gewisses Streben erkennt, die Stadt zu verschönern, und die Liebe zum Besitz, die dazu antreibt, den Bauwerken Dauer zu verleihen. Das Haus, in dem damals Herr d'Espard in der Rue de la Montagne-Sainte-Geneviève wohnte, war eins dieser alten, aus Hausteinen errichteten Bauten, die nicht eines gewissen Reichtums in ihrer Architektur ermangelten; aber die Zeit hatte den Stein geschwärzt, und die Revolutionen der Stadt hatten das Äußere wie das Innere verändert. Die hohen Persönlichkeiten, die einstmals das Universitätsviertel bewohnten, waren zusammen mit den großen kirchlichen Stiftungen verschwunden, das Haus hatte Industrien und Bewohner erhalten, für die es niemals bestimmt gewesen war. Im letzten Jahrhundert hatte eine Druckerei den Fußboden ruiniert, das Getäfel beschmutzt, die Wände geschwärzt und die wichtigsten Einteilungen des Inneren verändert. Einst das Haus eines Kardinals, war heute dieses vornehme Bauwerk den obskursten Mietern ausgeliefert. Der Charakter seiner Architektur zeigte, daß es zur Zeit Heinrichs III., Heinrichs IV. und Ludwigs XIII. errichtet worden war, zu einer Zeit, wo die Hotels Mignon, Serpente, das der Kurfürstin von der Pfalz und die Sorbonne erbaut wurden. Ein alter Mann erinnerte sich noch, daß er es im letzten Jahrhundert das Hotel Duperron hatte nennen hören. Es ist wahrscheinlich, daß dieser berühmte Kardinal es erbaut oder wenigstens bewohnt hat. An der Ecke des Hofes befindet sich in der Tat ein aus mehreren Stufen bestehender Perron, über den man in das Haus eintritt; und in den Garten steigt man über einen andern Perron hinunter, der in der Mitte der inneren Fassade angebracht ist. Trotz des Verfalls zeigt der von dem Architekten an den Balustraden und an der Plattform der beiden Perrons entwickelte Luxus die naive Absicht, den Namen des Eigentümers ins Gedächtnis zurückzurufen, eine Art von gemeißeltem Kalauer, den sich unsere Vorfahren häufig gestatteten. Schließlich könnte man, auf solchen Beweis gestützt, an den Giebeln, die die beiden Hauptfassaden schmücken, noch einige Schnüre des römischen Kardinalshutes entdecken. Der Herr Marquis bewohnte das Erdgeschoß, jedenfalls, um den Genuß des Gartens zu haben, der in diesem Bezirk als geräumig gelten konnte und nach Süden zu lag, zwei Vorteile, die die Gesundheit seiner Kinder gebieterisch verlangte. Die Lage des Hauses in einer Straße, deren Namen den steilen Abhang bezeichnet, verschaffte diesem Erdgeschoß eine ziemlich erhebliche Erhöhung, so daß hier niemals Feuchtigkeit zu spüren war. Herr d'Espard konnte seine Wohnung für einen sehr bescheidenen Betrag mieten, da der Mietzins zu der Zeit, wo er in den Bezirk zog, nicht teuer war und er inmitten der Schulen leben und die Erziehung seiner Kinder beaufsichtigen wollte. Übrigens hatte der Zustand, in dem er die Wohnung übernahm, wo alles zu reparieren war, den Eigentümer genötigt, sich sehr entgegenkommend zu zeigen. Herr d'Espard hatte also, ohne für irrsinnig gehalten zu werden, etliche Ausgaben bei sich machen können, um sich anständig unterzubringen. Die Höhe der Zimmer, ihre Einteilung, die Holzverkleidung, von der nur der Rahmen übriggeblieben war, die Herrichtung der Decken, alles atmete die Größe, die die Geistlichkeit allen von ihr unternommenen oder geschaffenen Dingen aufgeprägt hat, und die die Künstler heute in den unbedeutendsten Fragmenten, die übriggeblieben sind, wiederfinden, und sei es auch nur ein Buch, ein Kleidungsstück, ein Blatt der Bibliothek oder irgendein Fauteuil. Die von dem Marquis bestellten Malereien zeigten die von Holland und
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