Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Kommando hinsetzen und hinlegen und sich tot stellen. Auf diese Weise lernten sie auch ganz nebenbei sich zu benehmen und zu gehorchen. Charlie war von Toras Geduld und Hingabe fasziniert und sogar Kunar betrachtete Toras Arbeit voller Stolz und Respekt. Da sie ihre üblichen Pflichten in ihrem gemeinsamen Höhlenalltag nicht vernachlässigte, hatte er nichts gegen Toras neue Lieblinge. Im Inneren atmete er sogar erleichtert auf. Toras Gereiztheit schwand mit jedem Tag ein wenig mehr, obwohl sie Hanna gegenüber immer noch feindselig eingestellt war.
Hanna trug natürlich ihres dazu bei. Noch am gleichen Abend kam es zur nächsten Aufregung. Charlie, Tora und Kunar schliefen in der zweiten, etwas kleineren, nierenförmigen Höhle auf einem dicken Lager aus getrocknetem Moos. Das Bett war breit genug für vier, da auch Biarn ursprünglich mit eingeplant war. Leider gab es aber nur drei Decken. Als Erstes mokierte sich Hanna über das schäbige, verlauste Lager, in dem sicher auch Mäuse hausten. Wie um Gottes willen konnte man bloß so schlafen! Das eigentliche Problem stellte aber die fehlende Decke dar, da Hanna auf gar keinen Fall und nur über ihre Leiche mit einem Jungen unter einer Bettdecke schlafen würde und sowohl Tora als auch Hanna sich weigerten, einander zu nahe zu kommen. Letztendlich schliefen Tora und Kunar gemeinsam unter einer Decke und Hanna bekam Kunars Decke für sich allein. Angewidert und angeekelt rollte sie sich am äußersten Ende des Lagers in die Decke ein und stieß dabei leise Flüche aus. Irgendwann atmeten alle vier tief und gleichmäßig.
Charlie erwachte mit dem Bild einer grünen Wand im Kopf, die ihr gesamtes Innere auszufüllen schien. Langsam verschwand das Grün in einem Schleier, den ihre Traumwelt mit sich fort zog. Obwohl sie sich anstrengte, konnte sie das Bild nicht zurückholen. Sie hatte das Gefühl von etwas Bekanntem geträumt zu haben - etwas Wichtigem - konnte sich aber beim besten Willen nicht erinnern wovon. Das einzige was blieb, war diese grüne Wand.
Charlie öffnete die Augen und starrte in das Halbdunkel der Höhle. Das Feuer in der Feuerstelle der ersten Höhle war fast erloschen. Nur vereinzelt züngelte hier und dort eine kleine Flamme empor. Charlie konnte den Schimmer durch den Eingang zur Höhle gut erkennen. Plötzlich huschte ein gebückter Schatten am Feuer vorbei! Charlie merkte, wie sich ihre Muskeln angespannten! Wer war dort? Langsam befreite sie sich von ihrer Decke und ließ den Eingang zur ersten Höhle nicht aus den Augen!
Als sie sich vorsichtig und leise aufsetzte und neben dem Nachtlager auf die Beine kam, fiel ihr Blick kurz auf Hanna. Oder besser gesagt dorthin, wo Hanna hätte liegen sollen! Das Bett war leer! Obwohl Charlie sich nun ziemlich sicher war, dass der Schatten an der Feuerstelle Hanna gewesen war, schlich sie sich leise vorwärts. Im Eingang blieb sie stehen und spähte ins Halbdunkel. Ja, genau wie sie vermutet hatte. Charlie schlüpfte in die Höhle und lehnte sich grinsend, mit verschränkten Armen an den kalten steinernen Eingang.
»Na? Doch noch Hunger bekommen? Taugt die ekelerregende, zusammengesammelte Nahrung nun doch?«, fragte sie leise, aber unverkennbar spöttisch. Hanna fuhr erschrocken herum. In ihren Händen hielt sie mehrere Knollenstücke und auch ein Stückchen Leogriff, falls Charlie sich nicht gewaltig täuschte.
Wütend auf sich und die gesamte Umwelt warf Hanna Knollenstücke nach Charlie. Zum Glück nicht sehr zielsicher und auch nicht weit genug. Charlie grinste noch breiter und ging mit verschränkten Armen auf Hanna zu. Dann bückte sie sich und sammelte einige Knollenstücke vom steinernen Boden auf.
»Du solltest sorgsamer damit umgehen, Knolle gibt es nicht jeden Tag. Die ist schwer zu finden. Da du ja Vegetarierin bist, bleibt dir nicht viel zur Auswahl!« Charlie blickte spöttisch auf das Stück Leogriff in Hannas Hand. Reflexartig versteckte sie es hinter ihrem Rücken, resignierte dann aber und ließ die Hand an ihrer Seite herunter baumeln. Charlie seufzte und setzte sich ans Feuer. Sie streckte sich nach einigen kleineren Holzscheiten, die aufgestapelt neben der steinernen Bank lagen und warf sie ins Feuer.
»Hör auf dich so anzustellen.« Sie sah wie die kleinen Flammen langsam und vorsichtig an der neuen Nahrung leckten.
»Iss so viel Leogriff, wie du willst. Da sind bestimmt auch noch ein paar Pilze. Aber lass uns allen noch etwas zum Frühstück übrig. Wir haben nichts
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