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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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in Siebenbürgen, der heute zum Königreich Rumänien gehört, was ist mit dem?«, wandte Erik ein.
    »Ein Clan in Rumänien?«, wiederholte Franz Leopold und sah die anderen erstaunt an.
    »Das wäre ja ein Ding«, hauchte Joanne.
    »Das würde einiges erklären«, meinte Alisa und drängte sich an Ivys Seite, um auch etwas sehen zu können.
    Sie starrten auf die beschriebenen Blätter. »Kannst du diese Schrift lesen?«, fragte Alisa enttäuscht. »Ich weiß nicht einmal, welche Sprache das ist.«
    Ivy schüttelte den Kopf. »Nein, leider sagen mir diese Zeichen und Wörter auch nichts.«
    »Du musst uns daraus vorlesen«, bat Alisa das Phantom, das bekannte, sich leidlich gut damit auszukennen.
    »Er hat sich geirrt«, meinte Luciano. »Warum sonst hat nie jemand einen siebten Clan auch nur erwähnt? Warum waren sie nicht bei der Konferenz am Genfer See? Und warum haben sie ihre Erben nicht auf die Akademie geschickt? Ein Vampirclan, von dem niemand etwas weiß? Wie wahrscheinlich ist das?«
    »Vielleicht wissen unsere Clanführer ja davon und haben seine Existenz nur vor uns geheim gehalten?«, sagte Alisa langsam. »Erinnert ihr euch an die Bibliothek in der Domus Aurea? Als Ivy etwas über die Geschichte der Clans wissen wollte, waren die Bücher plötzlich alle verschwunden. Das würde erklären, warum!«
    Luciano sah sie noch immer zweifelnd an und auch Joanne schüttelte den Kopf.
    Ivy blickte in die Runde. »Alisa hat recht. Ich weiß, dass dort in den Karpaten euer aller Ursprung liegt, aber mir war nicht bekannt, dass es in Rumänien heute noch Vampire gibt. Viel weiß ich nicht über sie, man schweigt das Thema tot. Aber ich habe gehört, die wenigen Mitglieder
der Familie seien im letzten Krieg von den Vyrad in London vernichtet worden.«
    »Ach, und warum hast du uns das nie erzählt?«, wollte Franz Leopold wissen.
    Ivy hob die Schultern. »Wie ich sagte, es ist kein Thema, über das man spricht. Außerdem ist das mehrere Dutzend Jahre her. Wie alt ist das Buch denn? Kann ich es einmal sehen?« Alisa reichte ihr den Band.
    »Der Autor lebt noch. Er hat es erst vor zehn Jahren geschrieben«, antwortete Erik. »Nach ihm soll es diesen Clan noch immer geben.«
    Sie mussten wissen, was in diesem Buch stand! Alle Augen richteten sich auf Erik, der eine Seite aufschlug und daraus vorzulesen begann. Er sprach erst die fremdländischen Worte aus und übersetzte sie dann ins Französische.
    »Von allen Vampiren, die ich in den verschiedenen Orten Europas angetroffen habe, fand ich die grausamsten aller Blutsauger in den Karpaten«, übersetzte Joanne. »Große, hagere Gestalten, deren Wangenknochen scharf hervortreten, sind die reinen Blutes, mit schwarzem Haar und dunklen Augen, die in der Nacht wie Rubine schimmern und einem Furcht durch alle Adern jagen.«
    »Das hat kein Vampir geschrieben«, behauptete Luciano.
    »Oder er wollte nicht, dass man ihn als solchen erkennt«, widersprach Alisa. »Weiter!«
    »Ihre Diener sind vom Schlag der Menschen hier, kleiner, kräftiger, mit gebeugtem Haupt, denn sie sind ja aus ihnen hervorgegangen. Meist töten die Vampire ihre Opfer, wenn sie Nacht für Nacht in die Dörfer herabsteigen. Die Menschen wissen um die Gefahr und schützen ihre Häuser mit ganzen Girlanden aus Knoblauch. Jede Tür, jedes Fenster werden regelmäßig mit Weihwasser bestrichen, und es gibt keinen Türsturz, in den nicht ein Kreuz geschnitzt wäre. Den jungen Mädchen flechten sie Knoblauchblüten in ihre Kränze. Und doch gibt es immer wieder Menschen, die nach Einbruch der Dunkelheit draußen anzutreffen sind und ihr Blut den nächtlichen Wiedergängern lassen.« Erik machte eine Pause und sah in die Runde.
    »Weiter!«, riefen Alisa und Joanne ungeduldig.
    »Wie ich bereits erwähnt habe, töten sie ihre Opfer und lassen nur
deren blutleere Hülle zurück, nicht wie die Vampire in Wien und Paris, in London, Rom und Hamburg, die den Menschen oft ihr Leben lassen. Wobei es auch in diesen Städten und in den Weiten Irlands vorkommt, dass die Polizei auf einen bleichen Leichnam stößt, dessen Mörder nicht ermittelt werden kann. Früher, sagt man, hätte es mehr Tote mit hässlichen Wunden am Hals gegeben. Es konnte genauso der Arzt sein wie der Kaufmann, der Handwerker oder der Knecht, die adelige Dame oder die Magd, die Dirne oder das Bauernweib. Keiner konnte sich vor diesen nächtlichen Angriffen in Sicherheit wiegen. Heutzutage sind nicht nur die tödlichen Übergriffe in den zivilisierten

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