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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wahr?«
    »Ja, sein Name ist Bram Stoker. Wir haben ihn mit seiner Frau Florence, dem Schauspieler Henry Irving und dem Dichter Oscar Wilde auf dem Friedhof der Fremden in Rom gesehen und dann …«
    »Ja, stimmt! Jetzt erinnere ich mich. Du hast ein erstaunliches Gedächtnis. Was wolltest du noch sagen?« Alisa sah Ivy an. Sie spürte eine seltsame Spannung in der Luft.
    »Ach nichts.«
    »Das ist nicht wahr! Bitte, verrate es mir.« Sie spürte, wie Ivy mit sich rang, und wunderte sich. Was war mit ihr? »Ist er ein Vampirjäger? Weißt du etwas über ihn? Hat es mit dem Verschwinden von Seigneur Thibaut zu tun? Hat er sich deshalb mit Carmelos Nichte zusammengetan?«
    Ivy schüttelte den Kopf. »Nein, kein Vampirjäger. Da müsste ich mich schon gründlich in ihm irren, wenn er auf diese Seite gewechselt haben sollte.«
    Alisa sah Ivy aus großen Augen an. »Du scheinst ihn besser zu kennen, als ich dachte. Wie kommt das? Du hast ihn in Rom doch nicht etwa noch einmal getroffen?«
    »Nicht in Rom. In Irland.«
    Alisa öffnete und schloss den Mund. Für einige Augenblicke fragte sie sich, ob Ivy sich einen Spaß mit ihr erlaubte.
    »Du kannst es mir glauben. Ich weiß nicht, wie er gerade auf den Friedhof von Aughnanure kam - obwohl ja Irland seine Heimat ist -, doch dort habe ich ihn getroffen und mich mit ihm unterhalten.«

    Alisa sah die Freundin misstrauisch an. » Unterhalten? Oder trägt er seitdem deine Male an seinem Hals?«
    Ivy zeigte dieses feine Lächeln, das ihr Gesicht erstrahlen ließ, als würde es in Mondlicht gebadet. »Nein, das tut er nicht, obwohl ich vielleicht einen winzigen Moment in Versuchung geraten bin, ihn zu probieren. Und ich hätte damit nicht einmal die Regeln verletzt«, fügte sie rasch hinzu. »Ich darf schon seit vielen Jahren Menschenblut trinken!«
    Natürlich. Alisa war überrascht, dass ihr der Gedanke nie gekommen war, seit sie wusste, dass Ivy unreinen Blutes und bereits einhundert Jahre alt war. »Und dennoch teilst du jede Nacht das Tierblut mit uns? Oder besorgst du dir heimlich etwas Besseres?«
    Ivy lächelte noch immer. »So schlecht ist das Tierblut gar nicht. Es stärkt uns genauso, auch wenn der Geschmack anders und seine Wirkung nicht so berauschend ist, das gebe ich zu. Ich habe mir geschworen, während ich mit euch auf der Akademie bin, teile ich das Leben der Erben und verhalte mich auch so wie alle anderen! Ich würde mich nicht an einem Menschen vergreifen.«
    »Und in den Sommermonaten dazwischen?«, hakte Alisa nach. Ivy hob ein wenig das Kinn. »Was Seymour und ich während unserer Ferien zu uns nehmen, das geht niemanden von der Akademie etwas an.«
    »Aha!«, sagte Alisa ein wenig zu laut und handelte sich von den benachbarten Logen prompt unwilliges Zischen ein. Betreten richtete sie ihren Blick wieder auf die Bühne, wo der erste Akt seinem Höhepunkt entgegenstrebte. Das Bühnenbild hatte sich zur Säulenhalle des Vulkantempels gewandelt. Aus dem Inneren des Tempels ertönte der geheimnisvolle Gesang der Priester. Der Oberpriester Ramphis stand bei den anderen am Altar, als der Feldherr Radames hereingeführt wurde, um das heilige Schlachtschwert zu empfangen. Sie stimmten gerade den feierlichen Gesang an, um die Gottheit um ihren Segen zu bitten, als Alisa in der sechzehnten Reihe im Parkett eine Bewegung ausmachte. Das Mädchen erhob sich. Ihr Blick war nicht mehr auf die Bühne gerichtet. Stattdessen starrte sie zur Loge fünf hinauf. Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei.

LOGE FÜNF
    Die Oper war unglaublich! Nicht nur die Musik, das Bühnenbild und die Kostüme und die vielen exotischen Statisten, zwischen denen die Akteure standen und ihre Arien sangen. Latonas Blick wanderte auch immer wieder zu Verdi, der nicht mehr von dieser Welt zu sein schien. Er tanzte, er schwebte, er stampfte auf, war Feldherr, Herrscher und Liebender, schwelgte in Sehnsucht, hasste, liebte, triumphierte. Nie würde sie das vergessen. Der Begleiter an ihrer Seite war unwichtig. Die anderen Menschen, die den Zuschauerraum und die Logen füllten, gab es nicht mehr. Sie würde keinen einzigen Augenblick dieses Abends hergeben! Für nichts und niemanden.
    Und dennoch gab es da etwas, das ihre Haut zum Kribbeln brachte, das nichts mit der Oper und der Musik zu tun hatte. War das ein Blick, der sich auf sie richtete? Sie wollte nicht darüber nachdenken. Ihre Aufmerksamkeit gehörte der Bühne mit ihren Darstellern und Verdi!
    Und doch blieb das Drängen bestehen, ließ

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