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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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dem Schimpansen Sie alle eingestellt hat. Für mich geht es inzwischen vor allem ums Geld. Ich sehe Potenzial für ein Produkt. Was Kenji vorhatte, weiß ich nicht.«
    »Das spielt jetzt wohl auch keine Rolle mehr«, sinnierte Jeremy. »Ich möchte nur einfach wissen, was die Leute motiviert. Für mich ist die Wissenschaft ein Spiel: das beste Spiel der Welt mit dem härtesten Gegner. Ich liebe Spiele.«
    Mercer machte seinen Rucksack auf und entnahm ihm ein paar Trockenfrüchte und etwas Dörrfleisch. Er verspeiste alles mit Heißhunger und klinkte sich aus dem Gespräch aus. Die anderen taten es ihm nach und wandten sich ihrem Mittagessen zu.
    Später wandte sich Jeremy erneut an Jamie. »Was war eigentlich das Coolste, was du je im Regenwald gesehen hast?«
    »Da gibt es so vieles. Einmal habe ich von einem Baum aus eine Kolonie Wanderameisen beobachtet. Die Gruppe war so groß, dass man sie aus dreißig Metern Höhe sehen konnte. Ich habe sie den größten Teil des Tages studiert, wie sie durch den Wald gezogen sind und alles vernichtet haben, was ihnen in die Quere kam. Sie haben sogar einen kleinen Bach überquert, indem sie eine Kette gebildet haben und übereinander geklettert sind. Es ist unfassbar, wenn man bedenkt, dass in den Körpern derartig kleiner Ameisen eine solche Macht steckt. Jede einzelne von ihnen wirkt so unbedeutend.«
    Sie aßen schweigend zu Ende. Alle drei waren dankbar für die Ruhepause. Vor dem Weitermarsch bestand Jamie darauf, dass sie alle Schuhe und Strümpfe auszogen und ihre Füße begutachteten. Sie ging mit gutem Beispiel voran und inspizierte ihre schmalen Füße. »Eine der größten Bedrohungen für unsere Expedition sind wunde Füße.«
    Sie wies jeden an, frische Socken anzuziehen und die gebrauchten zum Trocknen an den Rucksack zu hängen. Dann verteilte sie Nystatinpuder, das sich alle in die Schuhe streuten, damit sich dort keine Schimmelpilze ansiedelten. »Gewöhnt euch an das Ritual. Es mag übertrieben sein, aber ich will, dass alle dreimal täglich frische Socken anziehen.«
    Jeremy grinste. »Bei meiner Mutter muss ich sie nur zweimal wechseln.«
    Als alle ihre Inspektion zur Zufriedenheit erledigt hatten, stand Jamie auf und schulterte ihren Rucksack. Sie nahm den Kompass zur Hand, sah in die Ferne und marschierte los. Stöhnend setzte Jeremy seinen Rucksack auf und folgte Mercer, der bereits dicht zu Jamie aufgeschlossen hatte.

    Paulo, Stiles und Sameer marschierten in raschem Schritt durch den Irrgarten aus Bäumen, der sie umgab. Wo immer möglich gingen sie nebeneinander, standen die Bäume jedoch zu dicht, führte Paulo die Gruppe an. Bei einer solchen Gelegenheit am späten Vormittag konnte sich Stiles einen Kommentar nicht verkneifen. »Also, eigentlich sehen wir hier doch aus wie ein bescheuerter Landungstrupp aus ›Raumschiff Enterprise‹. Fühlt sich eventuell noch jemand anders fehl am Platz?«
    »Ich finde es herrlich hier«, entgegnete Sameer. »Wie in dem Wald um unser Betriebsgelände herum, aber viel weniger beengt, weil man weiß, dass kein Zaun ringsherum führt.«
    Paulo ignorierte die immer wiederkehrenden Beschwerden von Stiles. Der Wald erfüllte ihn mit einer ruhigen Energie, während er das Grüppchen immer tiefer in den Dschungel führte. Sowie sie den Sekundärwald am Fluss hinter sich gelassen hatten, waren sie gut vorangekommen. Wir müssten heute fünfzehn Kilometer schaffen, dachte er zufrieden.
    Stiles plapperte weiter. »Nur damit ich im Bilde bin: Mal vorausgesetzt, wir fangen das Signal dieses Schimpansen auf und finden ihn – wie wollen wir dann eigentlich diese Pfeile in ihn hineinkriegen? Ich nehme ja nicht an, dass er zu einem kleinen Kaffeeklatsch herunterkommen möchte, wenn er uns sieht.«
    »Kommt darauf an«, antwortete Sameer. »Am aussichtsreichsten ist es wahrscheinlich, wenn wir auf einen Baum steigen und ihn in seinem Nest sedieren. Ich glaube, das könnten wir schaffen, wenn wir ganz leise sind.«
    »Ach so. Moment mal. Wie war das noch mal mit dem Baum und dem Klettern? Die Äste sind zwanzig Meter weit oben, falls Ihnen das entgangen ist.«
    »Und wie war das noch mal mit den Sommern, in denen Sie als Holzfäller gearbeitet haben?«, erkundigte sich Sameer.
    »Jetzt begeben Sie sich aber aufs Glatteis, junger Mann.«
    »Man braucht lediglich einen guten Klettergurt, feste Schuhe und Handschuhe. Ich habe es schon oft gemacht, um Nahrung oben in einem Baum zu deponieren, als ich die kleinen Kerlchen dazu bringen

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