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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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…«
    Der Profos salutierte erneut so hasserfüllt, dass sein Brustharnisch, hätte er einen getragen, eine Delle bekommen hätte.
    »… das heißt: einen Augenblick!«, sagte Samuel. Er beugte sich nach vorn und nahm zwei Sattelpistolen an sich, deren Kolben aus der Schärpe um den Bauch des Profos ragten. Er hielt sie in die Höhe. »Mir war doch die ganze Zeit so, als ob ich die kenne.« Die Pistolenläufe schimmerten hell, das Holz war dunkel, die Kolben am unteren Ende mit Silber eingefasst. Das Radschloss an der rechten Seite war unziseliert und so sauber, als kämen die Pistolen soeben aus der Schmiede. Das Stück Pyrit, das in den Hahn eingeschraubt war und beim Aufschlag den Zündfunken auslösensollte, war neu. In all ihrer Schlichtheit wirkten sie schön, elegant – und tödlich. »Gut gepflegt, das muss ich sagen.«
    »Für den Herrn Rittmeister«, brachte der Profos hervor, der Samuel die Pistolen vor Wochen abgenommen hatte, als man sie zu Königsmarcks Heer befohlen hatte. Den Einsatz gegen die bayrischen Dragoner hatte Samuel mit zwei billigen, schlecht gepflegten Waffen aus dem Bestand des Quartiermeisters absolvieren müssen. Er ließ beide Pistolen vorwärts und rückwärts um die Fäuste kreisen und steckte sie dann scheinbar achtlos in seinen Gürtel. Sie waren leicht, vom besten Waffenschmied gefertigt, den er sich seinerzeit hatte leisten können, doch was sie an Gewicht besaßen, ruhte auf seiner Hüfte und vermittelte ihm auf einmal ein beruhigendes Gefühl.
    »Und was ist das?«, fragte er und deutete auf einen der Männer, die die Körbe hereingetragen hatten. »Das sieht aus wie Gunnar Birgerssons Muskete.«
    Der Soldat packte unwillkürlich den Kolben der Muskete, die er auf dem Rücken trug. Sie war unverkennbar; Birgersson – exzellenter Schütze, der er war –, hatte den Lauf kürzer machen lassen, damit er sie auch auf dem Pferd handhaben konnte, und was er dadurch an Treffsicherheit einbüßte, hatte er wettgemacht, indem er seine Kugeln so exakt wie möglich gearbeitet und auf das Stück Tuch verzichtet hatte, mit dem man sie üblicherweise feststopfte.
    »Der Mann, dem es gehört hat, ist tot«, sagte der Profos.
    »Stimmt«, sagte Samuel. »Und er hat es bestimmt keinem plattfüßigen Gelbarsch aus der Etappe vermacht, dessen einzige Kerben für besiegte Feinde in seinem Musketenkolben von den armen Schweinen stammen, die er aufzuhängen geholfen hat.«
    Der Soldat packte mit hochrotem Gesicht den Griff seines Rapiers.
    »Schluss!«, rief Ebba Sparre mit einer Stimme, die selbst die Småländer zusammenfahren ließ und Alfred ein anerkennendes Grinsen abnötigte.
    »Gib ihm das Ding zurück«, sagte der Profos und erstickte fast an seinen Worten.
    Samuel schüttelte den Kopf. »Wachtmeister!«
    Alfred stand stramm.
    »Übernimm das Gewehr von Gunnar Birgersson. Du bist nach ihm der beste Schütze – es ist deins.«
    »Na, Kleiner, dann mal her damit«, sagte Alfred gemütlich. »Und wehe, ich entdecke Schmutz darin, dann lass ich dich mit der Zunge die Latrine sauber lecken.« Er zog den Hahn zurück und spähte in die Pulverpfanne. »Agh!«, machte er. »Wildsau.«
    »Das reicht jetzt«, sagte Ebba. »Profos – melden Sie General Königsmarck, dass wir die Ausrüstung zunächst übernommen haben. Wir werden die Waffen und die Munition prüfen und beim Quartiermeister auf Ihre Kosten Ersatz verlangen, wenn etwas fehlt oder beschädigt ist.«
    »Es ist alles einwandfrei«, brachte der Profos hervor.
    »Ich will es hoffen. Weggetreten!«
    Als der Profos und seine Büttel hinausgestapft waren, trat Ebba an Samuel heran. Er beobachtete seine Männer, wie sie beinahe mit Ehrfurcht die Waffen auseinandersortierten, die Pulverfläschchen an den Bandoliers öffneten und die Kugeln auf Passgenauigkeit prüften. Er hörte den einen oder anderen lachen und hatte plötzlich Mühe, die Tränen zu unterdrücken, die ihm in die Augen stiegen.
    »War das nötig?«, frage Ebba leise. »Den Profos zu beleidigen?«
    »Ja«, sagte Samuel.
    Ebba zuckte mit den Schultern. »Ich habe Pferde requiriert. Sie sehen nicht schlecht aus – besser als die meisten Soldaten in Königsmarcks Heer. Leider habe ich keine Kleidungfür dich und deine Männer gefunden. Königsmarcks Soldaten sind nicht besser ausgestattet als ihr.«
    »Kein Problem. Du hast bereits die Auszeichnung als Ehren-Småländer verdient, Euer Gnaden, was das Beschaffen von Ausrüstung betrifft.«
    »Ich komme aus Östergötland,

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