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Die Erbin Der Welt erbin1

Die Erbin Der Welt erbin1

Titel: Die Erbin Der Welt erbin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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vergiftet, von Krankheiten geschwächt oder von zahllosen würgenden Luftwurzeln ermüdet. Mein Volk hat schon immer einen Vorteil daraus gezogen und den Wald mit Wahrsagerinnen gespickt, die wie Leoparden wussten, wie man sich versteckt, zuschlägt und dann wieder im Gebüsch verschwindet.
    Aber diesmal hat der Feind eine besondere Waffe mitgebracht: einen Schreiber. Früher wäre das in Hochnord unmöglich gewesen; Magie ist in Amn etwas, das bei den meisten Barbaren als feige gilt. Zusätzlich sorgten die Amn dafür, dass die Nationen, die zu feigem Verhalten neigten, sich die teuren Schreiber nicht leisten konnten. Aber für die Arameri ist das natürlich kein Problem.
    Ich bin so schrecklich dumm. Ich habe Geld. Ich hätte einen Schreiber entsenden können, der für Darr kämpft. Aber schließlich bin ich eine Barbarin — ich habe nicht daran gedacht, und jetzt ist es zu spät.
    Der Schreiber — ein Zeitgenosse von Viraine — zeichnet Siegel auf Papier und kopiert sie dann auf einige Bäume. Dann tritt er zurück. Eine Säule aus weißem Feuer schießt in ungewöhnlich gerader Linie durch den Wald. Sie erstreckt sich über Meilen und schlägt schließlich in den Steinmauern Arrebaias ein. Ein kluger Schachzug; hätten sie den ganzen Wald angezündet, würde er monatelang brennen. Dies ist nur ein schmaler Pfad. Wenn er genug gebrannt hat, spricht der Schreiber noch ein paar heilige Wörter aus und das Feuer erlischt. Bis auf verkohlte Bäume und zur Unkenntlichkeit verbrannte Tierkadaver ist der Weg frei. Der Feind kann Arrebaia innerhalb eines Tages erreichen.
    Am Rande des Waldes bewegt sich etwas. Jemand stolpert blindlings heraus und ist vom Rauch halb erstickt. Eine Wahrsagerin? Nein, es ist ein Mann ... ein Junge, nicht einmal alt genug, um Töchter zu zeugen. Was macht er hier draußen? Wir haben den jungen Burschen nie erlaubt, zu kämpfen. Und dann kommt die Erkenntnis: Mein Volk ist verzweifelt. Selbst Kinder müssen kämpfen, wenn wir überleben wollen.
    Die feindlichen Soldaten schwärmen wie die Ameisen um ihn herum. Sie töten ihn nicht. Sie ketten ihn an einen Versorgungskarren und schleppen ihn auf ihrem Marsch mit. Wenn sie Arrebaia erreichen, wollen sie ihn vorführen, um uns bis ins Mark zu erschüttern — oh, und das werden sie. Unsere Männer waren immer unser bestgehütetes Gut. Sie werden ihm vielleicht sogar die Kehle aui den Stufen zu Sar-enna-nem aufschlitzen, nur um Salz in die Wunden zu streuen.
    Ich hätte einen Schreiber entsenden sollen.
    Der Ballsaal von Elysium: ein riesiger Saal mit hoher Decke, dessen Wände noch lebhafter wie Perlmutt schimmerten als der Rest des Palastes und eine leicht rosige Schattierung aufwiesen. Nach dem unnachgiebigen Weiß des restlichen Elysiums schien dieser Farbhauch beinahe erschreckend lebendig. Kronleuchter, die wie ein Sternenhimmel aussahen, drehten sich über unseren Köpfen, und Musik lag in der Luft. Ein Sextett spielte auf einem Podest in unserer Nähe komplizierte Amn-Melodien. Zu meiner Überraschung bestanden die Böden nicht aus dem üblichen Ely- siummaterial. Sie waren klar und golden, wie dunkler, polierter Bernstein. Es konnte sich aber nicht um Bernstein handeln, da nirgendwo Nähte zu sehen waren und ein zusammenhängendes Stück die Größe eines kleinen Hügels erfordert hätte. Trotzdem sah es so aus.
    Menschen füllten diesen prächtigen Ort. Ich war erstaunt über die unglaubliche Anzahl der Anwesenden, allen war eine Ausnahmegenehmigung erteilt worden, um für diese eine Nacht in Elysium weilen zu dürfen. In der Halle befanden sich fast tausend Menschen: stolze Hochblüter und die übereifrigsten der Salonbeamten, Könige und Königinnen der Länder, die viel wichtiger waren als meins, berühmte Künstler und Mätressen, jeder, der etwas auf sich hielt. Ich war in den letzten Tagen so in meine Probleme vertieft gewesen, dass ich die Kutschen, die den ganzen Tag ankamen und wieder fortfuhren und so viele nach Elysium brachten, nicht bemerkt hatte. Mein Fehler.
    Ich wäre gerne in den Saal gegangen und hätte mich unter die Menge gemischt, so gut es eben ging. Sie trugen alle Weiß, was traditionell die Farbe offizieller Anlässe in Elysium war. Nur ich trug Farbe. Aber ich hätte ohnehin nicht untertauchen können, denn als ich den Raum betrat und oben an der Treppe stehenblieb, räusperte sich ein Diener, der in meiner Nähe stand und eine merkwürdige weiße Livree trug, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, und

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