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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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auch ein Buch in der Hand. „Praktische Anleitung zu P…“
    Sie konnte den Rest des Titels nicht lesen, da seine Hand die Schrift verdeckte.
    „Mr. Marshall“, sagte sie mit einem Lachen. Platz nicht mit allem auf einmal heraus, Jane. Was auch immer du tust, nicht alles auf einmal. „Wie reizend, Sie wiederzusehen. Wie geht es Ihnen?“
    Sie wollte sich gerade schon zu ihrem zurückhaltenden Betragen beglückwünschen, als sie zu ihrem leisen Entsetzen merkte, dass ihr Mund sich weiterbewegte.
    „Ich habe Sie eben schon auf der Straße gesehen, aber Sie sahen so beschäftigt aus, dass ich Sie nicht stören wollte. Sie hatten bestimmt etwas Wichtiges vor. Zweifellos haben Sie das noch. Ich sollte … ah …“
    Halt den Mund, Jane, befahl sie ihren flatternden Nerven, und glücklicherweise gehorchten sie auch.
    Er verzog angesichts ihres Wortschwalls keine Miene. Er streckte vielmehr die Hand aus und nahm ihr das Buch ab, das sie trug.
    „Sie sollten mich einen Blick auf ihr Buch werfen lassen“, erklärte er und drehte es, sodass er den Rücken lesen konnte. Er zog die Brauen hoch. „‚Mrs. Larriger und die Strafgefangenen von New South Wales‘?“
    Jane spürte, wie ihre Wangen noch heißer anliefen. Vermutlich las er wirklich wichtige Bücher, Bücher mit nüchtern klingenden Titeln wie „Praktische Anleitung zu Perfektem Benehmen“. Das musste es sein, was er da in der Hand hatte. Zweifellos hielt er sie für oberflächlich.
    „Es ist nicht für mich“, platzte sie heraus. „Das heißt, es ist für meine jüngere Schwester. Meine Schwester Emily.“
    Er wirkte leicht amüsiert.
    Sie kräuselte die Nase. „Ich darf mich über ihren Lesegeschmack lustig machen, weil sie meine Schwester ist, aber wagen Sie es nicht.“
    „Ich habe selbst drei Schwestern“, erwiderte er milde. „Vier, wenn man meine Schwägerin mitzählt. Ich wäre nie so dumm, schlecht über irgendjemandes Schwester zu sprechen.“ Er drehte das Buch in der Hand. „Und? Ist es gut?“
    Die Frage überraschte sie.
    „Ich habe es nicht gelesen.“ Sie zuckte die Achseln. „Aber ich kenne die ersten fünf Bände der Reihe. Sie sind schrecklich, aber auch seltsam faszinierend.“
    „Seltsam faszinierend mag ich. Und schrecklich liebe ich. Sollte ich mir ein Exemplar mitnehmen?“
    Sie verschluckte sich fast, stellte sich vor, wie Mrs. Larriger in seinem Regal genau neben „Praktische Anleitung zu politischem Erfolg“ stand.
    Aber er blätterte das Buch durch, als zöge er den Kauf tatsächlich in Erwägung.
    „Mrs. Larriger ist alt, herrschsüchtig und lästig, und ich glaube zudem, dass sie nicht recht bei Sinnen ist. Sie würden nicht …“
    „Sie klingt ziemlich genau wie meine Tante Freddy.“ Er lächelte sie an. „Alt, herrschsüchtig und lästig … Sie verlässt ihre Wohnung nicht mehr, und manche Leute reden deswegen schlecht über sie. Aber sagen Sie in meiner Hörweite nicht, meine Tante sei nicht ganz richtig im Kopf. Es ist wie mit Ihrer Schwester. Ich habe sie zu gerne, um mir Kritik über sie anzuhören.“
    Sie schluckte. „Wenn das Ihr Ernst ist, müssen Sie mit dem ersten Band anfangen.“ Sie ging den Gang zurück und suchte mit den Augen die Buchrücken ab. „Hier.“
    Sie hielt ihm „Mrs. Larriger verlässt ihr Zuhause“ hin und wartete, was er damit tun würde.
    Er nahm es, ohne zu zögern, und öffnete es. „Nettes Titelblatt“, bemerkte er. „Glauben Sie, dass die Autorin wirklich Mrs. Larriger heißt?“
    „Nein“, antwortete Jane sofort. „Bestimmt nicht. Das erste Buch wurde vor zweieinhalb Jahren veröffentlicht, und seitdem sind zweiundzwanzig weitere erschienen, praktisch ein Buch jeden Monat. Ich denke, Mrs. Larriger besteht aus einem Konsortium. Niemand kann so schnell schreiben – es sei denn, man hat wirklich nichts anderes zu tun.“
    „Mhm. Das scheint unwahrscheinlich.“ Mr. Marshall blätterte auf die erste Seite. „‚Die ersten achtundfünfzig Jahre ihres Lebens verlebte Mrs. Laura Larriger in Portsmouth in Sichtweite des Hafens. Sie fragte sich niemals, wo all die Schiffe eigentlich hinfuhren, und interessierte sich nur dann für ihre Heimkehr, wenn eines davon zufällig ihren Ehemann von einer seiner Handelsfahrten nach Hause brachte. Es gab nie einen Grund, sich dafür zu interessieren. Ihr Haus war behaglich, ihr Ehemann verdiente sehr gut, und zu ihrer stillen Freude war er praktisch nie daheim.‘“ Er schaute auf. „Es gibt schlimmere Buchanfänge, möchte ich

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