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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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sie Dinge taten, die sie nicht tun wollten.
    „Ich kann mir das kaum vorstellen“, bemerkte Mr. Marshall schließlich. „Meine Schwägerin Minnie – sie ist die Duchess of Clermont, aber der Titel tut nichts zur Sache …“
    Jane blinzelte verwirrt, aber er sprach weiter, als nannte er Herzoginnen jeden Tag beim Vornamen. Vielleicht stimmte das sogar.
    „Wie auch immer“, sagte er und lenkte sie um ein paar Rosensträucher in Winterruhe herum. „Minnies beste Freundin ist mit einem Arzt verheiratet. Dr. Grantham und ich haben ein paar unverblümte Gespräche zum aktuellen Stand der Medizin geführt. Ich glaube, man kann nicht mit fünf Ärzten sprechen, ohne von irgendeiner schrecklichen Behandlung zu hören.“
    „Siebenundzwanzig“, warf Jane leise ein. „Sie ist von siebenundzwanzig Ärzten untersucht worden, und die, die keine richtigen Zeugnisse und Referenzen hatten, zähle ich gar nicht mit. Es ist ganz einfach. Wenn ich heirate, lasse ich sie im Haus ihres Vormunds allein zurück. Ich habe Geld, sie jedoch nicht. Da sie noch nicht volljährig ist, würde jedes Geld, das ich ihr gäbe, von ihrem Vormund treuhänderisch verwaltet. Der es wiederum, wie kaum eigens erwähnt werden muss, verwenden würde, um mehr Ärzte zu finden. Daher darf ich nicht heiraten, denn nur so kann ich bei ihr bleiben und alle bestechen, dass sie sie in Ruhe lassen.“ Es hing so viel mehr daran als nur das. Sie machte sich um ihre Schwester Sorgen, die so oft allein war. Emily war so lebhaft, hatte einen solchen Lebenseifer. Ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken machte sie rastlos. Und Emily brauchte Gesellschaft, Freunde in ihrem Alter.
    Aber er nickte. „Das hatte ich mir schon zusammengereimt. Aber wie kommt es, dass Sie es genau so angehen?“ Er deutete auf die Türen zum Saal. „Warum sagen Sie nicht einfach, dass Sie nicht heiraten wollen?“
    Sie seufzte. „Das liegt an meinem Onkel. Er ist sehr pflichtbewusst. Er duldet meine Anwesenheit in seinem Hause nur, weil er denkt, er tue mir damit einen Gefallen. Er hilft mir, einen Ehemann zu finden, der meine unseligen Neigungen im Keim erstickt. Aber ich bin nicht länger sein Mündel. Wenn er mich aus dem Haus haben will, könnte er mich einfach vor die Tür setzen.“
    „Ihre Neigungen?“
    „Ich bin“, erklärte sie rasch, „starrsinnig, streitlustig und … und angesichts der Umstände meiner Geburt möglicherweise von liederlicher Moral.“ Sie sah ihn nicht an, um festzustellen, wie er das aufnahm. Vermutlich hätte sie es ihm gar nicht sagen sollen. Was er wohl denken würde …
    Es gab eine kleine Pause. „Wie reizend. Das sind mir die liebsten.“
    „Sie sind sehr witzig.“
    „Habe ich gescherzt?“ Er hielt beide Hände hoch. „Das war kein Witz.“
    „Kein Mann will eine Frau, die ihm widerspricht“, stellte sie fest. „Vor allem will er keine … keine liederliche Frau.“
    Er lachte. „Sie“, sagte er, „haben eine sehr seltsame Vorstellung von dem, was Männer bei einer Frau mögen. Die meisten Männer ziehen eine Frau vor, die ihnen eine lange Nacht angefüllt mit …“ Er brach ab, beugte sich vor.
    „Womit?“
    „Mit Streitgesprächen beschert“, antwortete er.
    „Das ist albern.“ Aber sie spürte, wie ihre Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. „Ich habe Beweise, dass Sie da ganz falsch liegen. Ich streite mich die ganze Zeit mit Männern, und sie verabscheuen mich im Gegenzug.“
    „Ah, sehen Sie, nun haben Sie verstanden. Widersprechen Sie mir noch einmal, Miss Fairfield, dann werden Sie schon merken, wie mir das gefällt.“
    „Nein, das tut es nicht.“
    „Das, meine Liebe, können Sie nicht bestreiten. Wir können gerne unterschiedlicher Meinung sein in Bezug auf die allgemeine Vorliebe meines Geschlechts, aber wir können nicht darüber streiten, was ich mag und was nicht. Dabei werde ich immer gewinnen.“
    „Warum sollte mich das aufhalten?“, fragte Jane. „Ich blicke auf eine echte Erfolgsgeschichte im Verlieren zurück.“
    Sein Lächeln erstarb. Er holte tief Luft und musterte sie. „Ja, was das angeht … wir haben geklärt, warum Sie nicht heiraten wollen. Aber es gibt eine ganze Reihe einfacherer Methoden, wie eine Frau eine Heirat umgeht. Warum haben Sie sich ausgerechnet für diese entschieden?“
    Mit der Frage hatte sie nicht gerechnet. Selbst ihre Schwester hatte nie wissen wollen, warum ihre Wahl auf diesen bestimmten Weg gefallen war. Es weckte Erinnerungen – Erinnerungen, die sie immer noch

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