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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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hatte sich in dem Moment ein wenig in sie verliebt, als sie seinen Namen aussprach, als habe er Wert.
    Er ballte die Hand zur Faust, aber er lächelte weiter.

    O LIVER DACHTE NICHT viel an Jane. In der letzten Januarwoche war es ihm gelungen, seine Gedanken an sie auf ein Minimum zu beschränken – ein paar wehmütige Träume in der Nacht, die Beschäftigung mit der Frage, was zwischen ihnen hätte möglich sein können, wenn die Lage anders gewesen wäre. Wenn es nicht die Notwendigkeit für sie gegeben hätte, ihre Verehrer in die Flucht zu schlagen. Wenn sie nicht illegitimer Herkunft, sondern die Tochter aus einer angesehenen Familie gewesen wäre. Wenn er sie hätte umwerben können.
    Umwerben. Ha. Er dachte doch gar nicht an etwas so Zahmes wie umwerben. Seine Gedanken folgten einer viel dunkleren Richtung, gingen tiefer, begannen bei ihrem Kuss und endeten an Steinmauern und dicken Baumstämmen. Seine Gedanken gingen deutlich weiter, als es schicklich war, bis er die Sache in die Hand nehmen musste. Danach aber, wenn er wieder zu rationalem Denken fähig war …
    Er konnte sich Jane immer noch nicht in schlichtem Weiß und mit züchtigen Perlen vorstellen. Daher zwang er sich, diese Phantasie aufzugeben.
    Im Februar dachte er praktisch gar nicht an Jane. Er hatte keine Zeit dazu. Das Parlament tagte. Die Königin selbst wandte sich an die Gesetzgeber des Volkes und legte ihnen nahe, das Wahlrecht auszuweiten. Jetzt begann die Arbeit erst wirklich. Oliver schmiedete mit Minnie, der Frau seines Bruders, die eine besondere Begabung für Strategie hatte, einen Plan. Mehrere Dinnergesellschaften wurden anberaumt. Arbeiter aus dem ganzen Land wurden mit Zügen in die Stadt gebracht. Oliver gab ihnen eine kurze, zwei Tage dauernde Einführung in die Etikette und erklärte ihnen, wie Politik gemacht wurde. Die Männer speisten mit Herzögen und Herzoginnen, Baronen und Baroninnen. Mitglieder des Parlaments setzten sich auf eine Stunde mit Bäckern zusammen.
    Die Botschaft war klar: Das hier sind alles vernünftige, anständige Männer. Warum sollten sie nicht wählen dürfen?
    Er gab sich große Mühe, in diesen Augenblicken nicht an Jane zu denken. Er wollte sie nicht mit den blassen, lächelnden Gattinnen vergleichen, denen er begegnete, Frauen, denen nie auch nur ein einziger Fauxpas unterlief, die erröteten, wenn sie das Wort Fuchsia hörten und ganz gewiss nie einen Handschuh in dieser Farbe tragen würden, ganz zu schweigen von einem ganzen Kleid.
    Stattdessen lächelte er. Und wenn diese Frauen ihre unverheirateten Schwestern, Cousinen oder Nichten erwähnten, lächelte er wieder, dieses Mal ein wenig zurückhaltender, und versuchte, nicht an leuchtende Farben zu denken.
    Als es schließlich März wurde, hatte Oliver aufgehört, sich einzureden, er denke nicht an Jane. Es war egal, ob er an sie dachte oder nicht. Sie war nicht hier, sie war immer noch unmöglich, und er würde sie vermutlich nie wiedersehen. Wenn er immer noch von der Erinnerung an sie angetan war, dann war das kein Grund, Trübsal zu blasen. Nicht, wenn es so viel zu tun gab. Dinnergesellschaften wichen Diskussionen. Entwürfe wurden verfasst und verworfen. Er schrieb eine Reihe von Artikeln über das Thema einer Volksvertretung für eine Londoner Zeitung, die gut aufgenommen wurden. Er überlegte müßig, ob Jane sie wohl las und was sie davon hielt.
    Gegen Ende April nahmen die Männer, mit denen Oliver zusammenarbeitete, ihn beiseite und fragten ihn, wann er für einen Sitz im Parlament kandidieren wolle. Wann, nicht ob. Er habe ihre Unterstützung, versicherten sie ihm. Er nickte ruhig und sprach nur wenig. Er ließ sich von ihnen sagen, was er schon wusste – dass er einen ruhigen Kopf behielt, intelligent und wortgewandt war, dass er Verbindungen zur Aristokratie hatte und welche zur Arbeiterklasse. Er ließ sich von ihnen sagen, dass er genau der Richtige dafür war, sich ihnen anzuschließen. Er ließ sich sagen, dass er Erfolg haben werde, während er innerlich einen Freudentanz aufführte.
    Die Zukunft, die er sich vor so langer Zeit ausgemalt hatte, stand ihm offen.
    Dann sagten sie ihm, dass alles, was er noch brauche, um das Bild zu vervollkommnen, häusliches Glück sei. Das überhörte er geflissentlich.
    An diesem Abend ging Oliver nach Hause und trank mit seinem Bruder eine Flasche Portwein, scherzte mit ihm, bis er ein bisschen angeheitert war. Sie tranken, bis seine Schwägerin Minnie nach unten kam. Sie lächelte und

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