Die Erde in Gefahr (Orion 08)
ihm, fast hundert Meter, fuhren schwere Robotwagen mit flüssigem Erz durch die Halle.
»Weil ein terranisches Technikerteam jederzeit den Energiefluß kontrollieren könnte. Ein Atommeiler ist kein Energieblock, der jederzeit Energie abgibt. Die Meiler brauchen umfangreiche Sicherheitsanlagen, Kühlung und so weiter. Wir würden hier nichts finden.«
»Ich verstehe«, sagte Cliff.
Er betrachtete aufmerksam jeden Zeiger und jede Marke, starrte minutenlang in die Halle hinunter, aber es geschah nichts Außergewöhnliches. Indes: Die Reaktion im Steuerzentrum und hier war deutlich gewesen. Eine kalte Ablehnung schlug den Terranern überall entgegen.
Cliff zuckte die Schultern, sah seine beiden Leute an und sagte:
»Fliegen wir weiter.«
Sie nickten.
Der Lift erwies sich als gestört; er kam nicht mehr nach oben. Sie legten einen Höhenunterschied von mehr als achtzig Meter zurück und waren schwindlig, als sie unten aus dem Schacht traten.
»Wieder ein Verdacht mehr!« knurrte Cliff. »Zurück zur LANCET!«
Sie orientierten sich kurz, dann gingen sie zwischen zwei großen Wärmeaustauschern hindurch. Stimmengewirr schlug an ihre Ohren, sie blieben stehen und sahen nach rechts. Etwa dreißig Menschen, alle Männer, alle bärtig und haarlos, umstanden einen Mann mit weißem Mantel. Er schien einen Vortrag zu halten.
»Vielleicht erklärt er ihnen, daß wir Betrüger und üble Individuen sind«, bemerkte Atan Shubashi nachdenklich.
»Gehen wir hin, und hören wir zu«, sagte Cliff.
Sie näherten sich der Gruppe. Der Bärtige warf ihnen einen kurzen Blick zu, hörte aber nicht auf zu reden. Plötzlich schien eine unbestimmte Gefahr in der schmutzigen Luft zu liegen.
»Charles C. Sahagoon hat uns hinterlassen«, sagte der Mann, und seine Zuhörer schienen fasziniert zu sein, »daß Technik etwas Böses ist. Wenn sie eine gewisse Größe übersteigt, wird sie bestimmend und knechtet den freien Menschen. Also muß die Technik ausgerottet werden. Das ist aber nicht möglich, wenn man sie mit der Faust bekämpft.«
»Wie recht er hat«, sagte Atan grinsend.
»Also muß es eine Möglichkeit geben, diese Technik zu bekämpfen«, sagte der Redner. Auch diese Worte waren nicht als Beweis zu werten; sie trugen zu dem allgemeinen Eindruck bei. Cliff hörte scharf konzentriert zu und dachte an die stehengebliebene Uhr.
»Diese Möglichkeit gibt es. Sie ist theoretisch dadurch gegeben, daß man mit ihrer Hilfe etwas herstellt, das sich gegen den Hersteller kehrt. Eine Art Bombe, die aber nicht auf Menschen und Tiere wirkt, sondern nur die Technik zerstört. Das ist die Weisheit aus der Lehre.«
Cliff grinste kurz, holte tief Atem und fragte laut:
»Und wie werden Sie später, wenn die Technik die Erntemaschinen vernichtet hat, Ihre Äcker umpflügen?«
»Mit der Hand und mit Zugtieren«, sagte der Redner.
»Das wird dem Export nicht gerade guttun«, bemerkte Cliff trocken.
»Die Frage des Exportes wird dann nicht mehr wesentlich sein«, sagte der Mann und drehte sich halb um. »Außerdem habe ich keine Zeit, um mit Ihnen zu diskutieren. Los, geht wieder an die Arbeit ... die Terraner werden uns ja hoffentlich bald wieder verlassen.«
»Sehr freundlich«, sagte Atan und sah zu, wie sich die Gruppe zerstreute.
»Charles C. schütze Ihren Fortgang!« rief Mario erbost.
Cliff schüttelte den Kopf und ging langsam zurück zur LANCET. Als er das Beiboot erreichte, sah er, daß neben der Schleuse etwas mit weißer Farbe angebracht war ... Buchstaben, Worte. Plötzlich standen Mario und Atan neben ihm.
»Hier«, sagte er und betätigte den Impulsgeber. Die Schleusentür klappte langsam auf. »Sie lieben uns wirklich.«
Auf dem Metall stand: Terraner! Geht weg von Sahagoon!
Cliff enterte die Leiter und ließ sich in der LANCET schwer in einen Sessel fallen, Atan kam, und hinter ihm schloß Mario das Beiboot von innen ab.
»Starten, Chef?« fragte Atan.
Cliff nickte schweigend.
»Ist es dir nicht aufgefallen«, fragte er nach einer Weile, als die LANCET über verlassene Täler und Schluchten schwebte, »daß sie alle so tun, als wollten sie uns möglichst schnell loswerden?«
Mario stieß ein kurzes, heiseres Lachen aus.
»Das war ja wohl nicht gut zu übersehen«, bestätigte er. »Es erinnert mich an gewisse Vögel, die sich verstellen und flügellahm das Raubtier vom Nest weglocken und dann wegfliegen, wenn die Entfernung genügend groß ist.«
»Genau das wollte ich von dir hören!« sagte Cliff mit
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