Die Erde
heiraten.«
Da platzte Jacqueline mit roher Stimme los:
»Du, aber ich liebe dich nicht, ich will dich nicht! – Ach, du hast ihn umgebracht, um mich zu kriegen! Du mußt noch dümmer sein, als ich gedacht habe. Eine solche Dummheit, bevor er mich geheiratet und das Testament gemacht hat! – Du hast mich ruiniert, du hast mir das Brot vom Munde weggenommen. Mir hast du die Knochen zerbrochen! Du Vieh! begreifst du das? – Und du glaubst, daß ich mit dir gehen werde! Hör mal, sieh mich richtig an, willst du mich zum Narren halten?«
Nun hörte er ihr zu mit offenem Mund, bestürzt über diesen Empfang, auf den er nicht gefaßt war.
»Weil ich mit dir geschäkert habe, weil wir zusammen unser Vergnügen fanden, bildest du dir ein, daß du mich immerzu anöden kannst ... Wir und heiraten! Ach nein! Ach nein! Ich würde mir einen schlaueren aussuchen, wenn es mich nach einem Mann gelüstete ... So! – Hau ab! Du machst mich krank ... Ich liebe dich nicht, ich will dich nicht. Hau ab!«
Zorn schüttelte ihn. Was denn? Er sollte für nichts und wieder nichts getötet haben? Sie gehörte ihm, er würde sie am Hals zu packen kriegen und wegtragen.
»Du bist eine tolle Hure«, schimpfte er. »Was nichts daran ändert, daß du mitkommst. Sonst rechne ich mit dir ab, wie ich mit dem andern abgerechnet habe.«
Die Cognette ging mit geballten Fäusten auf ihn zu.
»Versuch's doch mal!«
Er war sehr stark, dick und groß, und sie war sehr schwach, mit ihrem schmächtigen Wuchs, dem schlanken Leib eines hübschen Mädchens. Aber er wich zurück, so sehr schien sie ihn in Angst und Schrecken zu versetzen mit ihren Zähnen, die drauf und dran waren zuzubeißen, ihren scharfen Blicken, die wie Messer blitzten.
»Es ist aus, hau ab! – Ehe ich mit dir gehe, würde ich lieber niemals mehr einen Mann ansehen ... Hau ab, hau ab, hau ab!«
Und Tron haute ab, ging rückwärts dabei, zog sich zurück wie ein fleischfressendes und feiges Tier, das aus Furcht weicht und heimtückisch seine Rache auf später verschiebt. Er sah sie an, er sagte noch:
»Tot oder lebendig, dich kriege ich!«
Als er aus dem Gehöft hinaus war, seufzte sie auf: den war sie los. Als sie sich dann zitternd umdrehte, war sie keineswegs erstaunt, Jean zu sehen, und sie schrie in einer Anwandlung von Offenheit:
»Ach, der Schurke, wie gerne würde ich ihn von den Gendarmen schnappen lassen, wenn ich nicht Angst hätte, daß man mich mit ihm zusammen einlocht!«
Jean war zu Eis erstarrt.
Übrigens versagten der jungen Frau nun die Nerven: sie bekam keine Luft mehr, sie sank ihm schluchzend in die Arme und wiederholte immer wieder, sie sei unglücklich, oh, unglücklich, sehr unglücklich! Ihre Tränen flossen endlos, sie wollte bedauert werden, geliebt werden, sie hing sich an ihn, als sehne sie sich danach, daß er sie forttrage und behalte.
Und er begann schon sehr verdrießlich zu werden, als der Schwager des Toten, der Notar Baillehache, den ein Knecht vom Gehöft benachrichtigt hatte, aus seinem Kabriolett in den. Hof sprang.
Da rannte Jacqueline auf ihn zu und breitete ihre Verzweiflung aus.
Jean, der aus der Küche entwischt war, fand sich in der kahlen Ebene unter einem regnerischen Märzhimmel wieder. Aber er sah nichts, weil er verstört war durch diese Geschichte, deren Grauen sich zu dem Kummer über sein eigenes Unglück gesellte. Er hatte sein Teil Pech weg, der Gedanke an sich selber ließ ihn trotz seines Mitleids mit dem Geschick Hourdequins, seines früheren Herrn, die Schritte beschleunigen. Ihm kam es kaum zu, die Cognette und ihren Galan zu verraten, die Justiz brauchte nur die Augen aufzumachen. Zweimal drehte er sich um, weil er glaubte, man riefe ihn zurück, ganz so, als fühlte er sich mitschuldig. Erst vor den ersten Häusern von Rognes atmete er auf; und er sagte sich nun, daß der Hofbesitzer an seiner Sünde gestorben sei, er dachte an jene große Wahrheit, daß ohne die Weiber die Männer viel glücklicher dran wären. Die Erinnerung an Françoise war ihm wiedergekommen, eine heftige Gemütsbewegung würgte ihn.
Als Jean sich vor dem Dorf sah, fiel ihm wieder ein, daß er zum Gehöft gegangen war, um dort nach Arbeit zu fragen. Sofort machte er sich Sorgen, er überlegte, wo er zu dieser Stunde anklopfen könne, und der Gedanke kam ihm, daß die Charles vor ein paar Tagen einen Gärtner gesucht hatten. Warum sollte er nicht hingehen und sich anbieten? Er gehörte ja immerhin ein wenig zur Familie, vielleicht würde
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