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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Batley-Weide zurück, offenbar unbemerkt von Mr Cadwell und Mrs Batley. Die beiden waren nur miteinander beschäftigt. Zu Lindas Überraschung sprach Mrs Batley in erstaunlich vertrautem Ton mit ihrem Nachbarn.
    »Jack Cadwell, wenn du nicht vergibst, wirst du keinen Frieden finden. Du hältst dich für den Mittelpunkt der Welt. Wenn dich jemand enttäuscht, muss er bestraft werden. Haben wir nicht alle genug gelitten? Kannst du dich damit nicht zufrieden geben?«
    »Ich werde mich nie zufrieden geben, Maggie Ramshaw, das weißt du.«
    Obwohl Linda keine Ahnung hatte, wovon die beiden redeten, wurde ihr bei dieser Anrede klar, dass die Wurzeln des Konflikts viele Jahre zurückliegen mussten.
    Mr Cadwell wendete sein Pferd und gesellte sich zu seinem Sohn. Zwei düsteren Wächtern gleich, sahen sie zu, wie Sep Watson und Ralph Batley die Schafe vom Land der Cadwells auf die Straße und durch das Loch im Zaun zurück auf ihre eigene Weide trieben. »Wenn das noch mal passiert«, brüllte Mr Cadwell, als Ralph Batley wieder auf seinem eigenen Land stand, »lass ich jedes Einzelne der Viecher beschlagnahmen. Vielleicht knalle ich dein Ungeziefer sogar ab.«
    Ralph Batley antwortete nicht, was möglicherweise daran lag, dass seine Mutter seinen Arm umklammert hielt.
    Erst als die Cadwells außer Sichtweite waren, ließ Mrs Batley ihn los. Sie holte tief Atem und wies mit einer müden Armbewegung auf den Zaun. »Lass uns das reparieren.«
    Ralph Batley warf einen Blick auf die beschädigte Stelle, ging aber nicht sofort an die Arbeit. Stattdessen winkte er Sep Watson zu sich. »Woher wusstest du, dass sie ausgebrochen waren?«
    »Ihr kennt doch den alten Badger Mullen, stimmt’s? Der muss letzte Nacht um die Häuser gezogen sein, auf jeden Fall hat er so gegen sieben bei uns geklopft und behauptet, er ist in der Dunkelheit auf der Straße in eine Herde Schafe gelaufen.«
    »Und da hast du dir gedacht, dass es unsere sind?« Ralph Batley sah den Mann eindringlich an.
    »Nicht direkt.« Sep Watson klang ein wenig verschnupft. »Aber ich dachte mir, so wie die Dinge stehen, geh ich besser kein Risiko ein. Also hab ich mich auf mein Rad geschwungen und bin hergefahren. Da ist es schon hell geworden, sodass ich das Loch im Zaun sehen konnte. Und als ich dann über das Moor gefahren bin, waren sie da.«
    »Die sind nicht ausgebrochen, der Draht ist durchgeschnitten. Das Tor war gesichert. Jemand muss es geöffnet haben, sonst wären die Schafe nie auf das Land der Cadwells gelaufen. War Badger Mullen betrunken?«
    »Nein, der traut sich gar nicht mehr, seinen Schnaps zu brennen, zumindest nicht in größeren Mengen. Der war so nüchtern wie ich selbst.«
    Ralph Batley biss sich auf die Lippe und wandte den Blick ab. »Du siehst besser nach, was Shane treibt«, meinte er, nachdem er eine Weile gedankenverloren vor sich hin gestarrt hatte.
    »In Ordnung.«
    »Komm wieder, sobald ihr die Tiere zurückgetrieben habt.«
    »Ist gut.« Mit finsterer Miene stapfte Sep Watson an Linda vorbei. Dabei murmelte er etwas Unverständliches.
    Ralph Batley beugte sich über den Zaun und zerrte an dem verbogenen Draht. »Bringen Sie mir eine Rolle Draht, die Drahtschere und so viele Pfosten, wie sie tragen können. Sie finden alles in der Werkstatt. Michael wird Ihnen helfen. Einen Hammer brauchen wir auch.«
    Sie rannte den ganzen Weg zurück zum Hof. Als sie alles beisammen hatte, war von Michael immer noch nichts zu sehen. Beladen wie ein Lastesel machte sie sich auf den Weg, aber das Material war so unhandlich, dass sie immer wieder stehen bleiben musste, um es neu zu fassen. Als sie schließlich zurückkam, war Ralph Batley allein. Überrascht drehte er sich um, als sie ihre Ladung Stück für Stück zu Boden fallen ließ. »Sie hätten das nicht alles schleppen sollen«, tadelte er mit einer ungeduldigen Kopfbewegung.
    »Sie hatten mich darum gebeten, und Michael war nirgends zu sehen.« Ihr Ton war nun ebenfalls ein wenig gereizt.
    Erneut war er ihr einen prüfenden Blick zu. »Sie hätten zweimal gehen können.«
    »Zu spät.«
    Während der nächsten halben Stunde half sie ihm bei der Reparatur des Zaunes, wobei kaum ein Wort gewechselt wurde. »Den Hammer bitte« oder »Ich brauche den Draht«, mehr wurde nicht gesprochen.
    Schließlich inspizierten sie den gesamten Grenzzaun entlang Straße und Moor. Es war schon mitten am Vormittag, als sie zum Hof zurückkehrten.
    Mrs Batley stand in der Küchentür. »Kommt herein«, sagte sie.

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