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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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sicher; nur würde sie erst nach den Wahlen im »Moniteur« erscheinen, weil die Regierung nicht den Anschein erwecken wolle, die Stimmen des Richterstandes zu kaufen. Und sie ließ vernehmen, daß Abbé Faujas an dieser seit so langer Zeit erwarteten Belohnung nicht unbeteiligt sei; er habe mit dem Unterpräfekten darüber gesprochen.
    »Dann hätte mein Mann recht«, sagte Frau Paloque bestürzt. »Schon lange macht er mir gräßliche Szenen, damit ich mich bei dem Abbé entschuldige. Ich bin eigensinnig, ich hätte mich lieber umbringen lassen … Aber wenn der Abbé den ersten Schritt tun möchte … Gewiß wünschen wir nichts sehnlicher, als mit jedermann in Frieden zu leben. Wir werden morgen zur Unterpräfektur gehen.«
    Am nächsten Tag waren die Paloques sehr demütig. Die Frau sprach entsetzlich schlecht über Abbé Fenil. Mit vollendeter Schamlosigkeit erzählte sie sogar, daß sie ihn eines Tages besucht habe; er habe in ihrer Gegenwart davon gesprochen, »Abbé Faujas˜ ganze Sippschaft« aus Plassans hinauszuwerfen.
    »Wenn Sie wollen«, sagte sie zu dem Priester und nahm ihn beiseite, »händige ich Ihnen eine nach dem Diktat des Generalvikars geschriebene Notiz aus. Darin ist von Ihnen die Rede. Es sind, glaube ich, häßliche Geschichten, die er in der Gazette de Plassans drucken lassen wollte.«
    »Wie ist diese Notiz in Ihre Hände gelangt?« fragte der Abbé.
    »Sie ist in meinen Händen, das genügt«, erwiderte sie, ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen. Dann begann sie zu lächeln. »Ich habe sie gefunden«, fuhr sie fort. »Und ich erinnere mich jetzt, daß über einer durchgestrichenen Stelle zwei oder drei Worte stehen, die der Generalvikar eigenhändig hinzugefügt hat … Ich werde Ihnen all das auf Treu und Glauben anvertrauen, nicht wahr? Wir sind rechtschaffene Leute, wir wünschen nicht, Unannehmlichkeiten ausgesetzt zu werden.«
    Ehe sie die Notiz brachte, tat sie drei Tage lang so, als habe sie Bedenken. Frau de Condamin mußte ihr unter vier Augen schwören, daß Herrn Rastoils Versetzung in den Ruhestand demnächst beantragt werde, so daß Herr Paloque endlich die Präsidentenwürde erben könnte. Dann lieferte sie das Schriftstück aus. Abbé Faujas wollte es nicht behalten; er brachte es zu Frau Rougon und beauftragte sie, Gebrauch davon zu machen und dabei selbst im Schatten zu bleiben, wenn sich der Generalvikar im geringsten in die Wahlen einzumischen schien.
    Frau de Condamin ließ auch bei Herrn Maffre durchblicken, daß der Kaiser36 daran dächte, ihm einen Orden zu verleihen, und versprach Herrn Porquier ausdrücklich, für seinen Sohn, diesen Taugenichts, einen angängigen Posten ausfindig zu machen. Besonders bei den vertrauten Nachmittagszusammenkünften in den Gärten war sie ungemein entgegenkommend. Der Sommer neigte sich seinem Ende zu; sie erschien mit leichten Kleidern, fröstelte ein bißchen, riskierte einen Schnupfen, um ihre Arme zu zeigen und die letzten Bedenken von Rastoils Gesellschaft zu zerstreuen. In der Tat wurde die Wahl unter Mourets Laubengang entschieden.
    »Nun, Herr Unterpräfekt«, sagte Abbé Faujas eines Tages lächelnd, als die beiden Gesellschaften versammelt waren, »die große Schlacht rückt nun heran.«
    Man war dahin gekommen, im kleinen Kreis über die politischen Kämpfe zu lachen. Auf der Rückseite der Häuser druckte man sich in den Gärten die Hand, während man sich auf der Vorderseite gegenseitig zerfleischte. Frau de Condamin warf einen raschen Blick auf Herrn Péqueur des Saulaies, der sich mit seiner gewohnten Korrektheit verneigte, wobei er in einem Atemzug hersagte: »Ich werde in meinem Zelt bleiben, Herr Pfarrer. Ich bin so glücklich gewesen, Seiner Exzellenz mitzuteilen, daß sich die Regierung im unmittelbaren Interesse Plassans zurückhalten müsse. Es wird keinen offiziellen Kandidaten geben.« Herr de Bourdeu wurde bleich. Seine Augenlider zuckten, seine Hände zitterten vor Freude.
    »Es wird keinen offiziellen Kandidaten geben!« wiederholte Herr Rastoil, der durch diese unerwartete Neuigkeit sehr bewegt war, und trat aus der Zurückhaltung heraus, in der er sich bis jetzt hielt.
    »Nein«, fuhr Herr Péqueur des Saulaies fort, »die Stadt zählt genug ehrenwerte Männer und ist mündig genug, um selber ihren Vertreter auszusuchen.«
    Er hatte sich leicht gegen Herrn de Bourdeu verneigt, der aufstand und dabei stammelte:
    »Zweifellos, zweifellos.«
    Unterdessen veranstaltete Abbé Surin das Feuer

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