Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
Vom Netzwerk:
WasserSpiel. Die beiden Fräulein Rastoil, Herrn Maffres Söhne und Séverin waren dabei, das Tuch zu suchen, das zu einem Pfropfen zusammengerollte Taschentuch des Abbés, das er gerade versteckt hatte. Die gesamte Jugend lief um die Gruppe der ernsten Leute herum, während der Priester mit seiner Fistelstimme schrie:
    »Es brennt! Es brennt!«
    Angéline fand das Tuch in Doktor Porquiers klaffender Tasche, wo es Abbé Surin geschickt hineingesteckt hatte. Man lachte viel, man betrachtete die Wahl dieses Verstecks als einen sehr sinnigen Scherz.
    »Bourdeu hat jetzt Aussichten«, sagte Herr Rastoil, der Abbé Faujas beiseite nahm. »Das ist sehr ärgerlich. Ich kann ihm das nicht sagen, aber wir werden nicht für ihn stimmen; er hat sich als Orléanist zu sehr bloßgestellt.«
    »Sehen Sie nur Ihren Sohn Séverin«, rief Frau de Condamin, die mitten in das Gespräch hineinplatzte. »Was für ein großes Kind! Er hatte das Taschentuch unter Abbé Bourrettes Hut gelegt.« Dann senkte sie die Stimme: »Übrigens beglückwünsche ich Sie, Herr Rastoil. Ich habe einen Brief aus Paris erhalten, in dem man mir versichert, den Namen Ihres Sohnes auf einer Liste des Justizministeriums gesehen zu haben; er wird, glaube ich, zum Staatsanwaltsvertreter in Faverolles ernannt werden.«
    Hochrot im Gesicht verneigte sich der Präsident. Das Ministerium hatte ihm die Wahl des Marquis de Lagrifouls nie verziehen. Seit jener Zeit hatte er infolge einer Art Verhängnis weder seinem Sohn eine Stelle verschaffen noch seine Töchter verheiraten können. Er beklagte sich nicht, aber er bekam einen verkniffenen Zug um die Lippen, der ausführlich davon erzählte.
    »Ich machte Sie also darauf aufmerksam«, begann er wieder, um seine Bewegung zu verbergen, »daß Bourdeu gefährlich ist; andererseits ist er nicht aus Plassans, er kennt unsere Bedürfnisse nicht. Ebensogut könnte man den Marquis wiederwählen.«
    »Wenn Herr de Bourdeu seine Kandidatur aufrechterhält«, erklärte Abbé Faujas, »werden die Republikaner eine achtunggebietende Minderheit zusammenbekommen, was den schlechtesten Eindruck machen wird.«
    Frau de Condamin lächelte. Sie behauptete, von Politik nichts zu verstehen; sie enteilte, während der Abbé den Präsidenten bis hinten in den Laubengang führte, wo er das Gespräch mit leiser Stimme fortsetzte. Als sie in kleinen Schritten zurückkamen, antwortete Herr Rastoil:
    »Sie haben recht, das wäre ein passender Kandidat; er gehört keiner Partei an, auf seinen Namen ließe sich ein Einverständnis erzielen … Ich liebe das Kaiserreich nicht mehr als Sie, nicht wahr? Aber es wird am Ende kindisch, Abgeordnete in die Kammer zu schicken, die keinen anderen Auftrag von ihren Wählern haben, als die Regierung zu hänseln. Plassans leidet; es braucht einen Geschäftsmann, ein Landeskind, das in der Lage ist, seine Interessen zu verteidigen.«
    »Es brennt! Es brennt!« rief Aurélies zarte Stimme.
    Abbé Surin, der die Gruppe anführte, durchquerte umherspürend den Laubengang.
    »Wasser! Wasser!« rief das Fräulein jetzt mehrmals, das sich über sein nutzloses Suchen amüsierte.
    Aber als einer von Herrn Maffres Söhnen einen Blumentopf hochgehoben hatte, entdeckte er das vierfach zusammengefaltete Taschentuch.
    »Diese lange Hopfenstange, die Aurélie, hätte es sich in den Mund stopfen können«, sagte Frau Paloque. »Darin ist Platz genug, und niemand hätte es dort gesucht.«
    Ihr Gatte brachte sie mit einem wütenden Blick zum Schweigen. Er duldete bei ihr nicht mehr das geringste bissige Wort. Da er fürchtete, Herr de Condamin habe es gehört, murmelte er:
    »Was für reizende junge Leute!«
    »Lieber Herr«, sagte der Oberforstmeister zu Herrn de Bourdeu. »Ihr Erfolg ist gewiß; nur treffen Sie Ihre Vorsichtsmaßregeln, wenn Sie in Paris sind. Ich weiß aus guter Quelle, daß die Regierung zu einem Gewaltstreich entschlossen ist, wenn die Opposition hinderlich wird.«
    Der ehemalige Präfekt sah ihn sehr besorgt an und fragte sich, ob sich der andere über ihn lustig mache. Herr Péqueur des Saulaies begnügte sich damit, zu lächeln und dabei seinen Schnurrbart zu streichen. Dann wurde die Unterhaltung wieder allgemein, und Herr de Bourdeu glaubte zu bemerken, daß ihm alle Welt mit taktvoller Zurückhaltung zu seinem bevorstehenden Triumph beglückwünschte. Er genoß eine Stunde köstlicher Beliebtheit.
    »Es ist überraschend, wieviel schneller der Wein in der Sonne reift«, bemerkte Abbé Bourrette, der

Weitere Kostenlose Bücher