Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
fürchterlich. Feiner Sand erfüllte die Luft. Als die Freunde wieder gut sehen konnten, befand sich an der Stelle, an der die Bodenvertiefung gewesen war, eine große, tiefe Grube. Jodaryon ermahnte den jungen Mann an seiner Seite, Augen und Ohren offen zu halten. Dass es hier so viele Erdvertiefungen gab, schien ihm nicht normal zu sein, erst recht nicht, dass sich unter diesen Erdvertiefungen große Löcher befanden.
Ihr Weg führte sie weiter auf die Berge zu. Immer näher kamen sie ihnen. Gletscher ragten vor Wasgo und Jodaryon hoch in den Himmel hinein. Allmählich stieg der Weg an. Das Gehen strengte sie immer mehr an, je weiter sie kamen.
„Woher weißt du, dass uns unser Weg zum Schrein des Bösen durch die Berge führt?“, wollte Wasgo von Jodaryon wissen.
Der alte Mann blieb stehen. Er drehte sich zu seinem jungen Gefährten um. Er überlegte, was er ihm sagen sollte. Schließlich antwortete er: „Ich kenne Bossus. Er überlässt nichts dem Zufall. Der Schrein muss ihm Sicherheit geben. Seine gesamte Macht ist mit dem Schrein verbunden. Ohne Schrein gäbe es keinen Bossus. Also musste er ihn dort errichten, wo er kaum zu finden sein wird.
Dort, wo er sich sicher wähnen kann. Bossus' Hauptquartier liegt hinter dem Totenreich. Und das wiederum befindet sich hinter den hohen Bergen, die vom Eis und Schnee bedeckt sind. Deshalb ist unser Weg hier der richtige. Außerdem habe ich vor fünfhundert Jahren in einer Schlacht gegen Bossus gekämpft. Lass uns noch etwas weiter gehen. Weiter vorne gibt es eine kleine Höhle. In der können wir unser Lager für die Nacht aufschlagen.“
Mit etwas weiter meinte Jodaryon einen Weg, für den sie noch zwei Stunden laufen mussten. Es wurde immer steiler. Als sie die Höhle erreichten, waren sie rings von hohen Bergen umgeben.
Nachdem sie sich ein Feuer gemacht und etwas gegen ihren Hunger getan hatten, legten sie sich schlafen.
Durch einen ohrenbetäubenden Lärm schreckten sie hoch. Sie hörten Steine aufeinander poltern. Das Feuer war erloschen. Staub hing in der Luft. Das Atmen fiel unseren beiden Helden schwer. Völlige Dunkelheit umschloss sie. Die nackte Angst bemächtigte sich des jungen Mannes.
„Was ist geschehen?“, fragte er voller Furcht.
„Das muss eine Steinlawine gewesen sein“, vermutete Jodaryon, „sie hat den Eingang zu unserer Höhle versperrt.“
„Und wie kommen wir jetzt hier heraus?“, wollte Wasgo, der in Panik verfallen war, wissen.
„Schschscht“, machte Jodaryon, „beruhige dich, mein junger Freund. Du vergisst immer noch zu oft, dass du ein Zauberer bist. Denke nach. Für jedes Problem gibt es eine Lösung.“ Mit den letzten Worten wollte Jodaryon seinem Gefährten sagen, dass es für einen guten Zauberer keinen Grund für Panik gab. Außerdem zeigte er Wasgo damit seine Enttäuschung darüber, dass der junge Mann immer noch in bestimmten Situationen nicht fähig zum Handeln war.
„Soll ich ein Feuer machen?“, fragte Wasgo.
„Das ist eine gute Idee, mein Junge“, lobte Jodaryon.
Der wartete gespannt darauf, was sein junger Freund nun wohl unternehmen würde. Den Feuerzauber wollte Wasgo anwenden. Dann hörte Jodaryon, dass Wasgo einen Fehler beim Aussprechen der Zauberformel machte. Doch bevor er einschreiten konnte, hatte Wasgo den Spruch schon abgeschickt.
Gleißende Helle blendete die beiden Männer. Das erloschene Feuer brannte lichterloh. Ein überraschter Schrei drang aus Wasgos Brust. Er sprang nach hinten. Jodaryon rief irgendetwas, das er nicht verstehen konnte. Jodaryon musste lachen und Wasgo schimpfte: „Du bist mir ein schöner Freund! Ich verbrenne mich, meine Haare sengen mir vom Kopf und du hast nichts Besseres zu tun, als zu lachen, ich fass das ja nicht!“
Immer noch musste Jodaryon lachen. Es war ein etwas boshaftes Lachen. Er erwiderte: „Das sah aber auch sehr lustig aus, wie du da vom Feuer weggehampelt bist. Du hast eine falsche Formel gesprochen. Dadurch ist das Feuer viel zu heftig wieder angesprungen. Das hat dir wohl etwas Angst gemacht?“ Der reinste Spott schwang in Jodaryons nun fast fröhliche Stimme.
„Spotte du nur, aber mir tut trotzdem der Kopf weh“, Wasgo sah beleidigt zu Jodaryon herüber und nun musste auch er lachen. Er ging zu seinem älteren Gefährten und zeigte ihm die Brandwunden. Der sprach einen Heilungszauber und schon war fast alles wieder gut.
Der junge Mann bedankte sich und Jodaryon sprach: „Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir machen den Eingang zur
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