Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
Höhle mit einem Zauber frei oder wir suchen uns einen anderen Weg, der uns aus diese Höhle führt.“
„Dann lass uns den Eingang frei zaubern“, meinte Wasgo.
„Das bedeutet aber, dass wir Bossus auf uns aufmerksam machen. Sollte er uns diese Lawine geschickt haben, dann wird er wissen, dass er sein Ziel nicht erreicht hat. Ich bin dafür, dass wir uns einen anderen Weg suchen“, entgegnete der Ältere.
„Also gut“, entschied der junge Mann, „warum sollte es auch einmal eine einfache Lösung für uns geben! Wollen wir gleich aufbrechen? Wie lange haben wir überhaupt geschlafen? Ich bin jetzt auf jeden Fall fit wie eine Gamasche.“
Viele Fragen hatte Wasgo, er war ja noch so jung und wissbegierig. Gerne wollte er sich nach seinem älteren Meister richten, der hatte viel mehr Lebenserfahrung als er selbst mit seinen gerade mal achtzehn Jahren. Jodaryon war schon sechshundert Jahre alt. Einhundert Jahre hatte er davon in Freiheit verbracht und fünfhundert Jahre in Gefangenschaft zubringen müssen. So etwas konnte sich Wasgo nicht vorstellen. Das musste für den alten Mann furchtbar gewesen sein. Welch ein schreckliches Schicksal musste das gewesen sein!
„Wir haben wohl fast vier Stunden geschlafen. Ich glaube auch, dass wir sofort aufbrechen sollten. Ich muss nur einmal sehen, wie wir weiter in das Innere dieses Berges kommen. Es sieht so aus, als wenn wir durch die Unterwelt müssten“, meinte Jodaryon.
„Durch die Unterwelt, auch dass noch“, war Wasgo erschrocken.
Was in dem jungen Burschen vorging, konnte Jodaryon ahnen. Luzifer war Wasgos Großvater. Jodaryon beruhigte den jungen Mann: „Mache dir wegen deines Großvaters keine Sorgen. Der steht auf unserer Seite. Er wird dich in Ruhe lassen. Wenigstens solange, bis wir unsere Aufgabe gelöst haben. Was danach sein wird, wage ich nicht zu sagen. Aber jetzt wird sich Luzifer uns gegenüber vernünftig verhalten, er wird uns eher helfen, als uns zu behindern.“
„Das beruhigt mich ungemein“, erwiderte Wasgo erleichtert und mit etwas Ironie in der Stimme.
Jodaryon suchte die Wände der Höhle ab. „Aber irgendwo muss doch der Eingang sein?“, murmelte er für sich.
Immer wieder suchte er nach einem kleinen Spalt oder einem Riss im hinteren Teil der Höhle. Nur dort konnte der Eingang zur Unterwelt zu finden sein. Auch Wasgo suchte intensiv mit. Nach etwa einer halben Stunde rief er: „Hier ist was. Ich glaube, ich habe den Eingang zur Unterwelt gefunden.“
Schnell lief Jodaryon zu Wasgo und sah sich den Spalt an. Ehrfürchtig sagte er: „Du hast Recht, das ist der Eingang zur Unterwelt.“ Er schaute sich den Riss in der Höhlenwand genau an und sagte dann: „Komm, Junge, tritt zurück!“
Wasgo tat, was Jodaryon von ihm verlangte. Hinter Jodaryons Rücken sah er, wie der beide Arme langsam anhob. Die Höhle wurde unruhig, sie ruckelte schnell hin und her, so als ob sie zittern würde. Die Wand, in der sich der Riss befand, wackelte und begann sich mit einem kratzenden Geräusch zu öffnen. Es war ein dumpfes Poltern, das sich anhörte, als wenn ein Stein auf einem anderen rutschte.
Nachdem sich ein Spalt von etwa fünfzig Zentimetern in der Wand geöffnet hatte, kehrte wieder Stille in die Höhle ein. Die beiden Männer nahmen ihre Rucksäcke auf den Rücken und verschwanden hinter der Öffnung der Höhlenwand, die sich darauf sofort wieder verschloss.
Sie liefen einen langen steinernen Gang entlang, der stetig nach unten führte. Der Fels schien aus Granit zu bestehen, er war dunkel und uneben, aber an der Oberfläche glatt. Diesen Gang folgten sie etwa zweihundertfünfzig Meter, dann gingen sie einer Rechtskurve nach und legten weitere dreihundert Meter zurück. Nun wurde der Gang immer breiter und endete in einer riesigen Tropfsteinhöhle. Diese Höhle war wunderschön. Grüne Wände wechselten sich mit roten ab, von der Decke hingen in vielen verschiedenen Farben die Stalaktiten herunter. Stalaktiten sind Tropfsteine, die von den Decken einer Tropfsteinhöhle herunterhängen. Unter ihnen standen in den jeweils gleichen Farben die Stalagmiten, also die Tropfsteine, die vom Boden den Stalaktiten entgegenwachsen.
Ehrfurchtsvoll und staunend blieb Wasgo stehen und mit einer Stimme, die seine Überraschung ausdrückte, sagte er: „Oh, Mann, ist das aber schön hier! So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.“
„Ja, mein Junge, da hast du wohl Recht, aber warte erst mal ab, wenn wir Bossus besiegt haben, dann wirst
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