Die Ewigen
drängelte ich und zeigte auf das Badezimmer.
Josie schüttelte den Kopf, ich nickte auffordernd, sie schüttelte noch mal den Kopf, transferierte aber dann doch mit einem kleinen Seufzen und einer schnellen Bewegung die Kappe auf ihren Finger.
"Jetzt kann ich dir aber nur bis zu Tür helfen."
Gott sei Dank, dachte ich, da drin brauche ich nun wirklich kein Kindermädchen. Ich hielt Josie meine andere Hand hin, sie entfernte geschickt den Schlauch aus der Kanüle und schloss ein Ventil am Beutel, damit war ich frei. Ich stellte die Füße auf den Boden, Josie griff mir stützend unter den Arm, was leider absolut nötig war: Meine Beine fühlten sich wacklig an und mein Kopf reagierte auf die erneute Lageänderung mit einem fiesen Dröhnen, das mich unangenehm benommen machte. Meine Brust tat jetzt stärker weh, wodurch ich den Schmerz relativ klar auf einen Punkt unterhalb des Herzens eingrenzen konnte - ich tastete mit der Hand nach dieser Stelle, doch Josie hielt mich zurück.
"Vorsicht, das ist noch nicht ganz verheilt."
Ein Verband, locker angeklebt mit Pflastern, so viel hatte ich spüren können. Ich setzte ein müdes Bein vor das andere, und mit Josies Hilfe erreichte ich nach einer Ewigkeit den Türrahmen - die letzten paar Schritte hatte ich allein tun müssen, und diese waren dann noch recht zögerlich und wackelig gewesen. Ich lehnte mich kurz an die Tür, ein leichter Schwindelanfall trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Josie stand an ihrer Leine mitten im Zimmer und sah mir misstrauisch bei meinen Gehversuchen zu, ich lächelte für sie und tapste ins Bad.
"Wenn ich was Komisches höre, komme ich rein!", rief sie mir zu, als ich die Tür hinter mir schloss.
Ich hielt mich an der Klinke fest, bis der Schweißausbruch vorbei war, dann machte ich zwei schlurfende Schritte zum Waschbecken, das ebenfalls guten Halt bot. Die Toilette war (natürlich!) in der hintersten Ecke des Badezimmers untergebracht, und ich musste einen weiteren Zwischenstopp an der Duschkabine einlegen, bis ich das ersehnte Ziel erreichte. Während die Spülung noch rauschte, wankte ich zum Waschbecken zurück und wagte einen Blick in den Spiegel - keine gute Idee, kein schöner Anblick. Ich war mir in den ersten Sekunden nicht ganz sicher, wer mich da ansah, aber sie sah auf jeden Fall ziemlich scheiße aus: bleich wie der Tod, mit kleinen Tupfen um geschwollene und rote Augen, Würgemale an Hals und Oberarm. Die Haare waren verfilzt und vorne mit braunem, getrocknetem Zeug verklebt - Blut, folgerte ich, ich hatte mein eigenes, geronnenes Blut in den Haaren: Jemand hatte mir wohl das Gesicht und den Körper gewaschen, aber die Haare konnten nur mit viel Shampoo und Unmengen Wasser wieder sauber werden. Ich trug eines dieser OP-Hemden in giftigem Grün, zeigte ein Blick an mir herunter, allerdings falsch herum: Der klaffende Schlitz war normalerweise hinten, bei mir jedoch vorn. Ich sah, dass sie mir wenigstens meinen Slip gelassen hatten, davon abgesehen war ich bis auf den weißen, frisch aussehenden Verband auf meiner Brust nackt. Wie peinlich - in diesem Outfit war ich neben Josie durch das Zimmer gestolpert!
"Alles Okay?", fragte diese dumpf aus dem Zimmer, ich tapste langsam zurück zur Tür und öffnete sie einen Spalt.
"Ich brauch bitte Shampoo und Seife, geht das?"
Sie sah mich entgeistert an, stand immer noch mit dem Pulsmesser am Finger im Raum.
"Du kannst noch nicht duschen, die Wunde darf nicht nass werden."
Ich stank nach Blut und Desinfektionsmittel, hatte Kopfschmerzen und fühlte mich steif - da schien eine heiße Dusche nicht die schlechteste Idee zu sein.
"Ich klebe Frischhaltefolie drüber, dann bleibt alles trocken. Und ich brauche was anderes zum Anziehen, bitte. Muss nicht von Dior sein, aber diese Klinik-Couture ist nicht mein Stil."
Josie lachte wie erhofft ein paar Oktaven hoch, ihr Gesichtsausdruck wurde milder.
"Ich sehe zu, was sich machen lässt", versprach sie. "Gib mir eine Minute, ich muss erst das Ding hier entschärfen."
Sie hielt den Finger mit der Plastik-Kappe hoch, ich nickte dankbar, schloss die Tür und tapste zum Waschbecken zurück. Der OP-Kittel war mit dem Lösen der Schleife am Hals schnell geöffnet und landete auf dem Boden. Den Slip bekam ich mit Abstützen viel langsamer und nur Stück für Stück runter, dann trat ich wieder vor den Spiegel und musterte den Verband, unentschlossen. Sei kein Feigling, trieb ich mich an, als mir mein Zaudern selbst peinlich wurde, sieh
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