Die Fackel der Freiheit
uns die Zeit dazu bleibt, werden wir uns anschließend auch noch mit einigen Präzisionsschlägen um die Infrastruktur auf dem Planeten kümmern. Da diese Mistkerle jetzt wissen, wer wir sind, werden wir nicht gegen den Eridanus-Erlass verstoßen, aber wir werden dem verdammt nahekommen. Und, um ehrlich zu sein« - er entblößte die Zähne - »nach dem, was uns mittlerweile schon zugestoßen ist, werde ich jeden Moment davon genießen.«
Sanchez schien immer noch alles andere als begeistert von Konidis' Entscheidung, das ursprüngliche Missionsziel aufzugeben, doch seine Miene verriet völliges Einverständnis mit dem letzten Satz des Bürgers Commodore. Und auch Egert nickte nachdrücklich.
»Also gut«, fuhr der Bürger Commodore forsch fort, »zunächst einmal denke ich, wir ...«
»Entschuldigen Sie, Bürger Commodore.«
Angesichts der Unterbrechung legte Konidis die Stirn in Falten und wandte sich um.
»Was gibt es denn, Jason?«, fragte er in deutlich schärferem Ton, als er sonst seinem Operationsoffizier gegenüber anschlug.
»Es tut mir leid, Sie zu stören, Bürger Commodore.« Irgendetwas an Bürger Lieutenant Commander Petits Miene ließ Konidis einen kalten Schauer über den Rücken laufen. »Es tut mir leid«, wiederholte Petit, »aber OPZ hat gerade drei neue Impellersignaturen geortet, die aus dem Orbit ausschwenken.«
»Und?«, fragte Konidis ungeduldig nach, als Petit schwieg. Der Planet war immer noch mehr als einhundert Millionen Kilometer weit entfernt, weit außerhalb einer Reichweite, derentwegen man sich hätte Sorgen machen müssen, selbst wenn er immer noch Cataphracts in seinen Munitionskammern gehabt hätte.
»Und OPZ hat eine vorläufige Identifizierung vorgelegt, Bürger Commodore«, erklärte der Operationsoffizier leise. »Es scheinen zwo weitere dieser erewhonischen Kreuzer zu sein ... und ein weiteres Munitionsschiff.«
Santander Konidis brauchte beinahe fünf Sekunden, bis er begriff, dass er Petit nur wie betäubt anstarrte, und die Stille auf der Flaggbrücke von PNES Chao Kung Ming war vollkommen.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011
Teil III
Ende 1921 und 1922 P.D.
(4023 und 4024 christlicher Zeitrechnung)
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Leonard Detweiler, Vorstandsvorsitzender und Eigner der Aktienmehrheit des Detweiler Consortium, einem auf Beowulf ansässigen Pharma- und Biowissenschafts-Konzern, hatte zwar immens viel Geld, dafür aber nicht viel für den beowulfianischen Bioethik-Kodex übrig, der entstanden war, nachdem auf Alterde der Letzte Krieg getobt und Beowulf die führende Rolle dabei übernommen hatte, die brutal geschundene Heimatwelt der Menschheit wiederherzustellen. Beinahe fünfhundert Jahre waren seit jenem Krieg vergangen, und Detweiler war der Ansicht, es sei längst an der Zeit, dass die Menschheit diese ›Angst vor Frankensteins Monster‹ (wie er es nannte) überwand: die Furcht vor der Genmanipulation menschlicher Wesen. Seines Erachtens war es einfach nur sinnvoll, Vernunft, Logik und langfristige Planung in das vom reinen Zufall bestimmte Chaos und die Verschwendungssucht natürlicher evolutionärer Auslese einzubringen. Und Detweiler betonte auch, dass beinahe fünfzehnhundert Jahre lang die Diaspora der Menschheit den menschlichen Genotyp ohnehin schon in Umgebungen brachte, die von Natur aus mutagen waren - und das in einem Ausmaß, das man sich auf Alterde aus dem Vorraumfahrtzeitalter nicht einmal hätte vorstellen können. Effektiv, so argumentierte er, musste doch alleine schon die Reise von Menschen zu derart radikal verschiedenen Umgebungen zu signifikanten Gen-Variationen führen, und daher habe es überhaupt keinen Sinn, irgendeinen halb mythischen ›reinen menschlichen Genotyp‹ zu verehren.
Da dies alles nun einmal stimmte, so setzte Detweiler seine Argumentation fort, sei es doch nur sinnvoll, Kolonisten durch Genmanipulation an die entsprechenden Umgebungen anzupassen, in denen ihre Nachfahren ohnehin mutieren würden. Und dann war es nur noch ein kleiner Schritt, Argumente für die nächste Anpassung vorzubringen: Wenn es sinnvoll sei, Menschen zur Anpassung an die Umgebung, in der sie würden leben müssen, genetisch zu manipulieren, dann wäre es doch wohl auch überlegenswert, sie genetisch so weit zu verändern, dass sie sich auch besser in jedwede Umgebung einfügten, in der sie würden arbeiten müssen.
Aus Anthony Rogovich,
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