Die Fäden des Schicksals
andere Hand. »Denk immer daran, dass es sich lohnt. Du wirst wieder gesund. Schließlich haben wir eine Abmachung«, fügte sie hinzu.
»Ja«, erwiderte ich und schluckte die Tränen hinunter. »Ich werde alles tun, um mein Versprechen zu halten.«
Liza lächelte mich an, und dann lächelte sie Garrett zu, der auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes stand und meine andere Hand hielt.
»Na, wenn das so ist«, sagte Charlie in bemüht munterem Ton. Auch die Übrigen taten krampfhaft so, als wäre alles normal – wie Schauspieler, die zum x-ten Mal ihren auswendig gelernten Text abspulten. Es war nicht ihre Schuld. So verhalten sich nun einmal Menschen in einer unangenehmen Situation und machen damit die allgemeine Verlegenheit nur noch schlimmer. »Ich finde, jetzt ist es Zeit für die Geschenke, oder?«, fuhr Charlie fort, worauf alle zustimmend murmelten. Dann ging er zum Fenster, öffnete eine riesige Einkaufstasche, die auf der Fensterbank stand, und holte eine weiße Kuchenschachtel heraus.
»Das hier sind meine Lieblingsplätzchen, mit Karamell und Macadamianüssen. Ich habe die doppelte Menge gebacken, damit du welche für dich und welche für die Gäste hast.«
»Was glaubst du denn, was ich hier drin vorhabe – Kaffeekränzchen veranstalten?«
Er verzog das Gesicht. »Nein, natürlich nicht. Aber du bekommst doch schließlich Besuch. Da solltest du auch etwas anbieten können. Ich habe noch so eine Schachtel im Schwesternzimmer abgegeben – als kleine Bestechung«, erwiderte er mit einem Augenzwinkern. »Damit sie dich auch bestimmt gut pflegen. Ich weiß ja, was für eine schwierige Patientin du sein kannst.«
»Danke, Charlie. Das war sehr lieb von dir.«
Er senkte verlegen den Kopf, wie immer, wenn ihn jemand lobte. »Und ich bringe dir auch etwas zu essen, solange du hier bist. Für heute Mittag habe ich dir Hühnersuppe gemacht, und zum Abendessen gibt es gedünsteten Lachs. Oder möchtest du vielleicht lieber Lamm?«
»Charlie, das ist doch nicht nötig. Wirklich. Und außerdem, wenn ich ständig deine Gerichte esse, müssen sie mich in einer Schubkarre hier rausfahren. Ich bin sowieso schon dick genug.«
»Sei nicht albern«, entgegnete er. »Du bist wunderschön, höchstens etwas zu dünn. Wir Iren haben lieber Frauen mit ein bisschen Fleisch auf den Rippen. Ach, noch was!«, setzte er hinzu, bevor ich widersprechen konnte. »Das hätte ich beinahe vergessen.« Er griff in die Einkaufstasche und zog eine braune Papiertüte heraus, die mit einer roten Schleife zugebunden war. »Ich hatte keine Zeit, sie vernünftig einzupacken«, sagte er entschuldigend. »Aber egal. Mach es auf.«
Ich zog an der roten Schnur, griff in die Tüte und brachte eine große Schachtel Buntstifte zum Vorschein. »Einhundertzwanzig! Ich wusste nicht einmal, dass es die in so großen Packungen gibt! Die sind ja wunderbar. Wie bist du darauf gekommen?«
Charlie grinste breit. »Ich habe dir auch noch einen großen Block Millimeterpapier mitgebracht, weil ich mir dachte, du willst vielleicht ein paar Quiltmuster entwerfen, solange du hierbleiben musst.«
Diesmal war mein Lächeln aufrichtig. »Danke, Charlie. Das ist das perfekte Geschenk. Und du bist auch perfekt. Du kochst und backst und weißt genau, mit welchem Mitbringsel du einem Freude machst. Du bist der beste Freund, den eine Frau sich nur wünschen kann«, sagte ich.
Noch immer lächelnd nickte Charlie, doch in seinem Blick lag ein Ausdruck von Enttäuschung, den ich nicht recht deuten konnte. Aber er war so rasch wieder verschwunden, dass ich dachte, ich hätte es mir vielleicht nur eingebildet.
»Und ich habe dir das hier mitgebracht.« Garrett zeigte auf einen Strauß leuchtend bunter Gerbera, die in einer Vase auf dem Nachtschrank standen. »Ich dachte, es macht das Zimmer ein bisschen fröhlicher.«
»Da hast du recht. Danke dir, mein Schatz.« Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
Mit den Worten: »Und das hier ist von uns dreien«, reichte Margot mir eine in lila Papier eingewickelte Schachtel, verziert mit einer blassgrünen Schleife.
»Das ist aber schwer. Was ist es?«
»Mach’s auf, dann wirst du schon sehen.«
Normalerweise öffne ich Geschenke behutsam. Nicht, weil ich das Papier aufheben will, sondern weil ich der Ansicht bin, es verdient Respekt, wenn sich jemand die Mühe macht, ein Geschenk liebevoll zu verpacken. Doch jetzt war ich so schwach, und mir taten derart die Arme weh, dass mir die Hände zitterten. Daher riss ich
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