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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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schwupps! – ist er auch verlobt.« Margot stieß ein angewidertes Knurren aus, das mich zum Lachen brachte.
    »Ich meine das ernst«, sagte sie. »Es ist mir schon dreimal passiert! Die Männer mögen mich, aber anscheinend verlieben sie sich nie in mich. Ich bin für sie wie ihre kleine Lieblingsschwester. Aber warum nur? Warum kann sich nicht mal einer in mich verlieben?«, jammerte sie.
    Nach einem Blick auf ihren formlosen Pullover, die flachen, abgetretenen Schuhe, ihre farblosen Lippen und die Wimpern, die noch nie mit Wimperntusche in Berührung gekommen waren, konnte ich es mir beinahe denken. Margot war von Natur aus eine hübsche, intelligente Frau mit einem gewinnenden Wesen, aber was weibliche Reize anging, so konnte sie durchaus ein bisschen Nachhilfe gebrauchen. Ich wollte schon einen entsprechenden Vorschlag machen, doch da sagte Liza: »Sei nicht albern. Du hast einfach noch nicht den Richtigen gefunden. Aber das wird schon noch. Stimmt’s, Abigail?« Sie blickte mich auffordernd an.
    »Ja, sicher«, erwiderte ich rasch. »Das ist nur eine Frage der Zeit.«
    Margot warf uns einen zweifelnden Blick zu. »Na, ich hoffe, ihr habt recht. In ein paar Monaten werde ich sechsunddreißig. Ich dachte immer, in diesem Alter wäre ich verheiratet und hätte Kinder, am besten zwei oder drei.«
    »Du hast noch jede Menge Zeit«, entgegnete ich. »Außerdem ist es besser, man wartet auf den Richtigen, als dass es später heißt: ›schnell gefreit, lang gereut‹.«
    »Du kannst ihr glauben«, zwitscherte Liza zuckersüß. »Sie weiß, wovon sie redet. Und wo wir gerade vom Richtigen sprechen, ich habe Franklin in letzter Zeit gar nicht gesehen. Habt ihr euch mal wieder gezankt?« Liza zwinkerte Margot zu, und ich hatte auf einmal das Gefühl, als erlaubten sich die beiden auf meine Kosten einen Scherz, den ich nicht verstand.
    »Franklin? Nein, den habe ich schon länger nicht mehr getroffen. Ich war zu beschäftigt wegen der Sache mit Evelyn und meiner Arbeit im Frauenhaus. Ich nehme an, wir sehen uns in zwei Wochen zu unserer monatlichen Besprechung. Warum fragst du?«
    »Ach, bloß so«, antwortete Liza, faltete ihren Quilt zusammen und begann ihre Nähutensilien wegzuräumen. »Es fiel mir nur gerade ein.«

31
    Evelyn Dixon
    Ich hörte, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde, dann Schritte und Margots Stimme, die meinen Namen rief. Ich antwortete nicht, in der Hoffnung, sie würde annehmen, dass ich noch schliefe, und wieder gehen, doch den Gefallen tat sie mir nicht.
    Stattdessen ging die Schlafzimmertür auf, und Margot lugte herein. »Ach, da bist du ja. Hast du mich nicht rufen hören?« Ich schüttelte den Kopf, obwohl es nicht stimmte.
    Sie hielt eine Aluform mit einem weißen Pappdeckel hoch. »Hier habe ich dein Essen – Charlies Spezial-Hühnchenpastete. Ich hoffe, du magst sie. Charlie sagt, er hätte versucht, dich anzurufen, weil er wissen wollte, was du zum Abendessen möchtest, aber es ging niemand ran.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich esse später. Jetzt habe ich keinen rechten Appetit.«
    »Oh.« Margot klang ein wenig enttäuscht. »Na gut. Ich stelle es einfach in den Kühlschrank.« Auf dem Weg in die Küche blieb sie noch einmal an der Tür stehen, reckte das Kinn und holte tief Luft, als wittere sie einen heraufziehenden Sturm.
    »Kann ich irgendetwas für dich tun, Evelyn? Du hast dein Frühstück kaum angerührt, und das Abendessen gestern auch nicht. Vielleicht sollten wir Dr. Finney benachrichtigen. Ich mache mir Sorgen um dich. Hast du Schmerzen?«
    Die hatte ich wirklich, aber es gibt da Unterschiede. Eine bestimmte Art von Schmerz dringt durch alle Poren und Gelenke und die Nasenlöcher in deinen Körper und lässt sich nicht ohne Weiteres durch ein paar weiße Tabletten vertreiben, die man je nach Bedarf alle drei oder vier Stunden einnimmt. »Nach Bedarf« – das war ja das Problem. Der Bedarf nimmt einfach kein Ende.
    Ich blickte in Margots liebes, betrübtes Gesicht und war traurig, weil ich ihr Kummer bereitete. Doch es gab so vieles, was mich bedrückte. Womit sollte ich anfangen? Wie sollte ich es ihr erklären? Ich war im grellweißen Licht eines OP-Saales eingeschlafen und in einem Nebel wieder erwacht, der sich zu einem wabernden Dunst schwarzer Verzweiflung verdichtet hatte. Er war in mein Herz und meinen Geist gedrungen, hatte alles Licht verdrängt und sich auf meine Atemwege gelegt, sodass ich mit jedem Atemzug Trostlosigkeit einsog. Ich konnte es

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