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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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sie tun sollte.
    »Würden Sie uns eine Minute entschuldigen«, sagte Mary Dell. »Ich muss meiner Freundin hier ein bisschen Vernunft einbläuen, und das würde ich ungern vor Zeugen tun.«
    Margot machte große Augen und blickte mich fragend an.
    Ich nickte. »Ist schon in Ordnung, Margot.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe, offenbar noch immer im Zweifel, ob es eine gute Idee wäre, mich mit Mary Dell allein zu lassen. Doch schließlich trat sie einen Schritt zurück. Mit den Worten: »Ich bin in der Küche, falls du etwas brauchst«, schloss sie die Tür.
    Mary Dell wartete, bis Margots Schritte verklungen waren, bevor sie sich erneut an mich wandte: »Was ist los mit dir? Weil du nie ans Telefon gingst, rief ich schließlich Garrett an, um zu hören, wie es dir geht. Er sagte mir, du wärst deprimiert und tätest dir selbst so leid, dass du niemanden sehen, ja nicht einmal aus dem Bett aufstehen wolltest.
    Zuerst konnte ich es gar nicht glauben. ›Das kann nicht sein, dass meine Freundin Evelyn Dixon sich zwei Wochen lang in Selbstmitleid wälzt‹, sagte ich. Nicht die Evelyn Dixon, die nach ihrer Scheidung wie der Phönix aus der Asche aufstieg, sich in einem anderen Staat ein neues Leben aufbaute und gegen alle Unkenrufe ihren Traum von einem eigenen Quiltladen wahr machte. Eine Frau mit so viel Mumm lässt sich vom Krebs unmöglich unterkriegen. Das kann ich einfach nicht glauben!«
    Als könnte sie ihren Augen nicht trauen, schaute sie sich kopfschüttelnd um und nahm die Anzeichen für meine Flucht in die Depression in sich auf: die Rollläden, die das Tageslicht aussperrten, die zusammengeknüllten feuchten Kleenextücher im Papierkorb, das Käsebrot, das seit dem Mittag unberührt auf dem Nachttisch stand und dessen Ecken sich langsam nach oben bogen.
    »Aber Garrett versicherte mir, dass es stimmt. Daraufhin wollte ich mich vergewissern und sprach mit deinen neuen Freundinnen Margot, Liza und dieser Abigail. Die ist schon eine Nummer für sich, was? Nicht gerade die Herzlichkeit in Person, aber offenbar sehr von dir eingenommen. Ich habe sogar mit deinem Exmann, diesem schleimigen Fiesling, gesprochen. Was will der überhaupt hier?«
    Ich wollte etwas sagen, doch Mary Dell ließ mich nicht zu Wort kommen.
    »Ist auch egal. Darüber können wir uns später unterhalten.« Sie holte tief Luft, bevor sie wieder auf ihr Thema zurückkam. »Jedenfalls erzählten sie mir alle das Gleiche. Und weil ich es noch immer nicht glauben konnte, musste ich einfach herkommen und es mit eigenen Augen sehen. Ich sage also zu dem Fernsehproduzenten, das Filmteam soll sich noch eine Weile gedulden, weil ich ins Yankeeland hochfliegen und die bösen Gerüchte ausräumen muss, die über eine meiner besten Freundinnen im Umlauf sind. Und jetzt sieh dich nur an!«
    Langsam drehte sie den Kopf hin und her und murmelte dabei vor sich hin, wie es die Leute im Süden immer tun, wenn sie überrascht und enttäuscht sind: »Mmm. Mmm. Mmm. Was ist bloß los? Da hockst du in diesem muffigen Zimmer und siehst aus wie etwas, das die Katze hereingeschleppt hat. Hier riecht es, als wäre seit einem Jahr nicht mehr gelüftet worden, und du liegst bloß da, erschreckst alle zu Tode, lässt die anderen für dich schuften und tust dir selber leid. Ich erwarte eine klare Antwort, Evelyn: Was ist mit dir los?«
    Mir war wieder einmal nach Weinen zumute, doch merkwürdigerweise hatte ich auf einmal keine Tränen mehr. Das Brennen hinter meinen Augen wanderte hinunter in die Kehle und löste einen wütenden Wortschwall aus.
    »Lass das, Mary Dell!«, sagte ich warnend. »Leg dich bloß nicht mit mir an! Du hast ja keine Ahnung, wie das ist, also erzähl mir nicht, dass ich mir selbst leidtue. Dir hat noch nie jemand was abgehackt. Du musst dich nicht für den Rest deines Lebens fragen, ob sie auch wirklich alles entfernt haben oder ob der Krebs wiederkommt und dich umbringt. Du weißt ja nicht, was ich durchgemacht habe.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und öffnete den Mund, als wollte sie mir noch eine Standpauke halten. Doch dann überlegte sie es sich anders, presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und ging zum Fenster. »Du hast recht«, sagte sie schließlich und zog an der Rollladenschnur. »Ich weiß nicht, was du durchgemacht hast. Also erzähle es mir.«
    Grelles Licht fiel herein und blendete mich. Ich kniff die Augen zusammen und wandte das Gesicht ab. »Ich wusste ja nicht … Ich war darauf nicht vorbereitet«,

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