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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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meine Ehe vor Kratzern und Schrammen, jüngeren Frauen und den Auswirkungen der Midlife-Crisis bewahren könnte? Alles entsprach haargenau dem Klischee, und ich hatte es nicht kommen sehen. Wie hatte ich nur einem Mann vertrauen können, der es nicht wert war? Ich fühlte mich wie ein kompletter Idiot.
    Danach traute ich lange Zeit meinem eigenen Urteilsvermögen nicht mehr. Wenn ich eine Entscheidung treffen musste, war ich wie gelähmt. Einmal, als ich in einer langen Kassenschlange wartete und eine abgehetzte Verkäuferin mich fragte, ob ich eine Papier- oder eine Plastiktüte wollte, stand ich eine Ewigkeit, wie es mir schien, da, stammelte irgendetwas und konnte mich einfach nicht entscheiden. Schließlich verlor die Verkäuferin die Geduld. Sie stopfte mein Brot in eine Plastiktüte und legte zwei Dosen Tomaten und eine Packung Geschirrspülmittel obenauf, die das Brot platt drückten. Ich schämte mich so, dass ich ihr wortlos einen Zehn-Dollar-Schein in die Hand drückte, obwohl ich nur vier Dollar zwanzig bezahlen musste, und den Laden verließ, ohne auf mein Wechselgeld zu warten.
    Doch irgendwie gab mir die eine Entscheidung, nach Neuengland zu fahren und mir das bunte Herbstlaub anzusehen, den Mut für die nächste Entscheidung und die übernächste und so fort. Welche Regale ich anschaffen sollte, wie viel Geld ich bei der Bank aufnehmen musste, was für Kurse ich anbieten könnte, ob es richtig war, fünfhundert Stoffballen mehr zu bestellen oder nicht – alles das war ganz allein meine Entscheidung. Infolgedessen war ich unmittelbar für den Erfolg oder Misserfolg des Ladens verantwortlich. Als einige Kunden daher sagten, Cobbled Court sei der beste Quiltladen weit und breit, und ihre Meinung bekräftigten, indem sie zwei- oder dreimal wiederkamen, empfand ich das als persönlichen Triumph. Ich entwickelte wieder Selbstvertrauen und kam zu der Überzeugung, dass ich kein Idiot war, auch wenn ich, was meine Ehe betraf, blauäugig gewesen war. Ich besaß durchaus Fähigkeiten. Ich hatte etwas vorzuweisen.
    Die wachsende Zahl meiner Stammkunden machte mich zwar stolz und glücklich, doch das füllte meine Kasse nicht – jedenfalls nicht ausreichend. Wie so viele frischgebackene Geschäftsleute hatte ich die Unkosten unter- und meine Einnahmen überschätzt. Der Erfolg des Eröffnungswochenendes wiederholte sich nicht. Stattdessen schrumpfte mein Guthaben. Nun war es keineswegs so, dass der Laden leer geblieben wäre. Ich verkaufte langsam, aber sicher immer mehr; dennoch schmolzen meine Geldreserven (die Hälfte des Erlöses aus dem Hausverkauf sowie die bei der Scheidung ausgehandelte Summe) schneller dahin, als ich gedacht hätte.
    »Ich mache Verluste«, gestand ich Charlie. »Zwar jede Woche ein bisschen weniger, doch immer noch zu schnell. Wenn die Touristensaison zu Ende geht, wird auch das Geschäft ruhiger. Und falls sich nicht eine wundersame Geldquelle auftut, kann ich nicht genügend Rücklagen bilden, um bis zum nächsten Sommer durchzuhalten.«
    So. Jetzt war es heraus. Am Abend zuvor hatte ich wieder und wieder meine Einnahmen zusammengerechnet, die Ausgaben davon abgezogen und dann noch einmal von vorn angefangen, in der irrigen Hoffnung, ich hätte mich zu meinen Ungunsten vertan. Dabei wusste ich genau, dass das nicht stimmte; ich wollte es nur nicht wahrhaben. Doch jetzt hatte ich es eingestanden, und die Wahrheit bereitete mir Kopfschmerzen.
    Stöhnend rieb ich mir das Gesicht. »Ach, Charlie, was soll ich bloß machen?« Ich erwartete eigentlich keine Antwort, sondern nur ein wenig Mitgefühl. Doch das war nicht Charlies Art.
    »Sie müssen eben dafür sorgen«, sagte er.
    »Wofür?«
    »Dass ein Wunder geschieht. Meine selige Mutter pflegte immer zu sagen: ›Mit einem freundlichen Wort erreichst du viel, doch mehr noch mit einem freundlichen Wort und einem shillelagh.‹«
    »Ein shillelagh? Was ist das? Ich verstehe nicht.«
    Charlie verdrehte die Augen. »Ein shillelagh ist eine Art Stock aus sehr hartem Holz. Normalerweise dient er als Wanderstab, doch man kann ihn gegebenenfalls auch als Knüppel gebrauchen. Was meine Mutter auf ihre unnachahmliche Art und Weise sagen wollte, war, dass reden allein nichts nützt. Wenn du etwas willst, musst du es dir mit allen Mitteln verschaffen. Zumindest habe ich sie immer so verstanden. Ich habe mir meine eigene, ein wenig handfestere Version dieses Sprichworts zurechtgelegt: Wenn Gott eine Tür schließt, nimm ordentlich Anlauf, wirf dich

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