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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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noch klein war, doch keiner war daran interessiert gewesen. Nachdem das Interesse an Handarbeiten verschiedenster Art in letzter Zeit wieder zugenommen hatte, beschloss sie, es noch einmal zu versuchen. Und diesmal hatte sie offensichtlich mehr Erfolg gehabt. »Oh, Mary Dell, das sind ja fantastische Neuigkeiten! Ich freue mich so für dich!«
    Ich konnte ihr breites Lächeln förmlich sehen. »Ja, ich bin auch sehr froh darüber. Ehrlich gesagt könnte ich platzen vor Glück.«
    »Das ist wirklich toll, jetzt bist du eine richtige Schriftstellerin!«
    »Noch nicht, aber bald. Irgendwann nächstes Jahr, hat man mir gesagt. Ich erwarte natürlich nicht, dass ich mehr als vielleicht vierzig Exemplare verkaufe«, fügte sie bescheiden hinzu. »Und achtunddreißig davon werden wahrscheinlich Howard und ich kaufen.«
    »Was redest du denn da? Ich bestelle gleich heute ein paar für den Laden, damit ich auf jeden Fall noch welche abbekomme. Und du musst mir versprechen, dass du einen Kurs im Cobbled Court gibst, wenn du erst einmal eine berühmte Autorin bist. Dann werden sich die Leute in meinem Laden nur so drängeln.«
    Bei der Vorstellung musste Mary Dell laut lachen. »Aber sicher, mein Schatz. Wenn ich mit meinen Quiltbüchern berühmt geworden bin, gebe ich Kurse bei dir. Das wird wahrscheinlich an dem Tag passieren, an dem die Schweine fliegen lernen. Falls du also eines Morgens in den Himmel schaust und dort ein Schweinegeschwader vorbeiziehen siehst, kannst du schon mal anfangen, zusätzliche Stühle aufzustellen. In der Zwischenzeit drücke ich dir die Daumen, dass deine Eröffnung ein großer Erfolg wird.«
    Und so kam es auch. Am ersten Wochenende war mein Geschäft geradezu überlaufen. Zwar sahen sich die meisten Leute nur um, dennoch meldeten sich am ersten Tag vier Leute für den Windrosenkurs und sieben weitere für einen Anfängerkurs an. Außerdem hatte ich achtundneunzig Namen auf meiner Kundenliste gesammelt und fast zweitausend Dollar eingenommen. Damals erschien mir das wie ein Vermögen. Als ich mich schlafen legte, war ich erschöpft, aber überzeugt davon, dass ich einen guten Anfang gemacht hatte. Das stimmte ja auch, und obwohl ich bald feststellen musste, dass für die Inhaberin eines Quiltladens Müdigkeit ein Dauerzustand ist, machte mir meine Arbeit Spaß.
    Selbstverständlich liebte ich die kreativen Tätigkeiten am meisten: Kurse geben, Muster nähen, Kunden bei der Stoffauswahl beraten, knifflige Fragen beantworten und natürlich in Musterkatalogen blättern und mir überlegen, welche Stoffe, Bücher und Nähutensilien ich auf Lager halten sollte. Zur Eröffnung hatte ich zweitausend Ballen Stoff geordert – fünfhundert mehr als ursprünglich geplant. Denn mir war klar, dass ich eine große Auswahl bieten musste, um auch für Kunden von außerhalb interessant zu sein. Cobbled Court Quilts konnte nur dann überleben, wenn es sich zu einem Geschäft entwickelte, für das die Leute auch einen weiteren Weg in Kauf nahmen. Da es in New Bern einfach nicht genügend Quilterinnen gab, musste ich mir einen überregionalen Kundenstamm schaffen.
    Ich war selbst erstaunt, dass mir auch die geschäftlichen Tätigkeiten durchaus Spaß machten. Buchhaltung, Inventarisierung und Rechnungswesen waren zwar nicht gerade spannend, doch sie erforderten Fähigkeiten und Kenntnisse, die lange Jahre in mir brachgelegen hatten. Selbstverständlich machte ich zahlreiche Fehler, aber zumindest kam ich allein zurecht. Ich war so zuversichtlich und stolz auf meine Leistung wie schon lange nicht mehr.
    Wissen Sie, es ist schon seltsam, aber an dem Tag, als Rob in die Küche kam – wir hatten sie ein Jahr zuvor gerade neu bekommen und die Granitarbeitsplatten besonders sorgfältig ausgesucht, da sie ja, wie Rob es ausdrückte, halten mussten, bis wir starben oder ins Altersheim gingen –, als Rob also in die Küche kam, wo ich gerade grüne Paprika würfelte, und verkündete, dass er die Scheidung wollte, da kam ich mir so blöd vor.
    Sicher, ich fühlte mich auch verraten, einsam, verletzt und todunglücklich. Genau so, wie meiner Vorstellung nach einer Frau zumute war, die von ihrem Mann verlassen wurde – wobei ich nie damit gerechnet hätte, dass es eines Tages auch mich treffen könnte. Doch dass man sich auch blöd dabei vorkam, war mir nie in den Sinn gekommen. Aber so war es nun einmal.
    Wie hatte ich nur so dumm sein können zu glauben, dass die lebenslange Garantie für meine Arbeitsplatte zugleich

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