Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
Vom Netzwerk:
besser. Nach einem Ritter wie ihm muss man lange Ausschau halten.« Energisch drehte sich Margarethe um. Diese Unterhaltung war ihr zu dumm. Mochte die Wettinerin über sie lästern, wie sie wollte, aber auf Albrecht ließ sie nichts kommen.
    Doch Katerina geiferte hinter ihr her: »Du glaubst, der Wittelsbacher ist ein Heiliger? Dass ich nicht lache. Frag mal die Hyronima, die Reiberin in der Kroner’schen Badstube, die weiß, was für ein wilder Hengst dein Bayer ist. Besser Herzog Ernst schaut sich bald nach einer passenden Zuchtstute für ihn um, bevor’s von seinen Bankerten nur so wimmelt.«
    Dieses ordinäre Miststück. Margarethe blieb stocksteif stehen und kämpfte gegen ihre Empörung an. Dann fuhr sie herum, doch der Platz, an dem Katerina gerade noch gestanden hatte, war leer. Aufgewühlt riss die junge Adelige die Tür zu ihrer Kammer auf, wo ihre Zofe bereits wartete. Während sich Margarethe aus dem Kleid helfen und das Haar richten ließ, tobten die Gedanken in ihrem Kopf hin und her. Albrecht hatte die Prager Badstube selbst erwähnt, wenn auch in einem ganz anderen Zusammenhang. Hatte er nicht gesagt, sie wären dahin gegangen, weil ihn ein übler Katarrh gequält hatte, und galten Bader nicht als genauso heilkundig wie die Kräuterfrauen?
    Es war kein Geheimnis, dass man es im Badhaus manchmal mit Anstand und Moral nicht so genau nahm, und auch damit hatte der Wittelsbacher nicht hinterm Berg gehalten. Aber es war deshalb noch lange kein Hurenhaus, und Albrecht war auch nicht der einzige Ritter, der eine Badstube aufsuchte. Ganz im Gegenteil war es geradezu eine Mode geworden. Viele Adelsherren, junge wie alte, genossen die Annehmlichkeiten dieser Häuser. So schlimm konnte es also nicht sein. Trotzdem beschloss Margarethe, vorsichtig Erkundigungen einzuholen. Doch wen konnte sie fragen? Von den Hofdamen wohl keine. Ihr Blick fiel auf die Zofe, die gerade nach dem Kleid auf der Truhe griff.
    »Marie«, fragte Margarethe vorsichtig, »kennst du eigentlich die Kroner’sche Badstube?«
    Der Zofe fiel vor Schreck das Kleid aus den Händen. Hastig bückte sie sich und antwortete: »Die kennt doch jeder, Herrin.«
    »Kann man da eventuell etwas gegen Halskratzen bekommen? Ich glaube, ich brauch dringend ein paar gute Heilkräuter.«
    Die Zofe atmete erleichtert auf. »Aber dafür müsst Ihr doch nicht zum Bader. Die bekommt Ihr bei unserer Kräuterfrau genauso gut. Salbei soll am besten wirken. Ich besorg Euch welchen und lass Tee kochen.«
    Margarethe biss sich auf die Lippen. Das war ein Fehlschlag gewesen. »Ich hab gehört, die Kräuter des Baders würden wahre Wunder wirken. Stimmt das etwa nicht?«
    Marie ließ sich auf das Gespräch ein. »Bei den Männern vielleicht, aber ob’s da an den Kräutern liegt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Die schützen ein Leiden vor, aber in Wirklichkeit wollen sie nur in die Zuber steigen.«
    »Na ja, ist ja auch sehr angenehm so ein Bad und ganz nebenbei ein probates Mittel, Flöhe und Läuse loszuwerden«, meinte Margarethe mit unschuldigem Augenaufschlag.
    Die Zofe stieß ein quiekendes Lachen aus, hielt sich aber sofort den Mund zu, denn so ein Benehmen war natürlich höchst ungebührlich. »Angenehm scheint es im Zuber tatsächlich zu sein …«, deutete das Mädchen an.
    Nun war es mit Margarethes Zurückhaltung vorbei. Der Sache musste sie genauer auf den Grund gehen. »Willst du damit sagen, die Badstube sei nichts anderes als ein Hurenhaus und die Reiberinnen seien Käufliche? Ist es das, was du andeutest?«
    »Na ja, wenn man schaut, wie die angezogen sind – nackt bis aufs Hemd …«
    Margarethe errötete. Die Zofe bemerkte es wohl, mochte sich jetzt aber nicht mehr bremsen. »Entschuldigt, Herrin, aber wenn die Männer solche Weiber sehen, wer kann’s ihnen verdenken, dass ihnen die Brunst in die Lenden steigt. Dann ziehen sie sich eine Reiberin in den Bottich und kurieren sich davon.«
    »Und der Bader? Hat der denn da kein Auge drauf?«, hakte Margarethe atemlos nach.
    »Der?« Die Zofe lacht noch einmal. »Der kassiert bei solchen Sonderdiensten ordentlich ab.«
    Margarethe schluckte. »Aber ein jeder Herr macht das nicht, oder? Es gibt doch auch solche, die einfach nur baden?«
    Sie erntete einen vielsagenden Blick. »Ja, solche soll es geben, hin und wieder …«, meinte die Zofe mit süffisantem Grinsen.
    Margarethe schüttelte den Kopf. Sie war gewiss nicht prüde, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Albrecht so etwas machte.

Weitere Kostenlose Bücher