Die Falle
unbeweglichem Gesicht, der Butler Franklin. Helen blieb neben ihm stehen. „Bringen Sie mir einen Kognak, bitte", murmelte sie.
„Sehr wohl, Madame."
„Bringen Sie zwei!" entschied Craven, der hinter Helen stehengeblieben war.
Franklin warf Helen einen fragenden Blick zu.
Helen holte tief Luft. „Ja, holen Sie zwei, bitte", ordnet; sie dann leise an.
In diesem Moment schrillte die Klingel. „Pardon", sagte der Butler. „Das war an der Tür." Er ging hinaus und kam eine halbe Minute später mit zwei Männern im mittleren Alter zurück.
„Sergeant Miller", stellte sich der größere von beiden vor.
Craven faßte sich unwillkürlich an den Krawattenknoten. Er war blaß geworden.
„Welch ein Zufall!" sagte Helen. „Hier ist ein Namensvetter von Ihnen! Er wollte sich gerade verabschieden."
Craven warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ja, es wird höchste Zeit, daß ich ins Büro fahre. Ich werde mir erlauben, Sie im Laufe des Tages anzurufen. Auf Wiedersehen!"
„Wir haben den Garten genau durchsucht", berichtete Sergeant Miller zwei Stunden später, als er Rick in dessen Büro gegenüber saß. „Natürlich haben wir uns auch die Nachbargrundstücke vorgenommen." Er grinste. „Bei der Gelegenheit habe ich mir von dem alten Keene ein Autogramm geben lassen. Sieht noch passabel aus, der Bursche."
„Was haben Sie gefunden?" unterbrach Rick ungeduldig.
„Nichts — ausgenommen ein paar Fußabdrücke. Aber die waren nicht mehr ganz frisch. Sie können nicht von heute stammen. Vermutlich hat sie ein Gärtner verursacht. Ich kann mich täuschen, aber ich bezweifle, daß der Schütze sich im Garten aufgehalten hat."
„Ist das alles?"
„Das ist alles", bestätigte Miller.
„Als Sie Mrs. Philmore besuchten, war da ein Mann mit einer Boxernase bei ihr?“
„Ja", bestätigte Miller erstaunt. „Ein Mann, der meinen Namen trägt. Er verabschiedete sich, als ich kam."
„Interessant", sagte Rick. „Sehr interessant!"
„Kennen Sie ihn?"
„Nein, aber ich habe vor, ihn kennenzulernen. Miß Chetnam, Patricks Freundin, erinnert sich nämlich, kurz vor dem Mord an dem Anwalt einen Mann gesehen zu haben, dessen Beschreibung sehr genau auf unseren ,Miller' paßt — einen Mann, der vor Patricks Bürogebäude aus einem weißen Cadillac stieg."
„Ein weißer Cadillac stand auch vor dem Haus der Philmores am Straßenrand!" erinnerte sich der Sergeant.
„Stimmt. Ich merkte mir seine Nummer, weil ich den Besitzer ermitteln wollte. Leider mußte ich feststellen, daß diese Nummer gar nicht registriert ist."
„Sie ist falsch?"
„Offensichtlich."
„Dann müssen wir uns diesen Miller sofort vorknöpfen!“
„Genau das ist meine Absicht", meinte Rick und erhob sich. „Ich werde mit Mrs. Philmore darüber sprechen."
„Wünschen Sie, daß ich mitkomme?"
„Danke, das ist nicht nötig."
Rick wählte eine Nummer und bestellte seinen Dienstwagen. Dann verließ er das Büro, um abermals zu Mrs. Philmore zu fahren. Als er in dem Haus am Lake Shore Drive eintraf, mußte er sich von Franklin sagen lassen, daß Helen vor einer halben Stunde weggegangen war.
„Sie wollte einige Einkäufe tätigen, Sir“, erklärte Franklin.
„Hatte sie während meiner Abwesenheit irgendeinen Besucher?" wollte Rick wissen.
„Soviel ich weiß, war ein gewisser Mr. Miller hier", erinnerte sich der Butler.
„Was wünschte er?"
„Das ist mir nicht bekannt, Sir. Da müssen Sie schon die gnädige Frau fragen."
In diesem Moment knirschten auf der Anfahrt hinter Rick die Reifen eines haltenden Wagens. Rick wandte sich um und sah Helen aus einem Taxi klettern. Diesmal trug sie ein schwarzes Kostüm, schwarze Strümpfe und Schuhe, sowie einen schwarzen Hut mit Schleier. Sie entlohnte den Chauffeur und kam mit raschen Schritten auf ihn zu.
„Du scheinst dich hier ganz wohl zu fühlen", sagte sie.
„Ich muß dich sprechen."
„Komm herein."
In der Halle nahm Helen den Hut ab. Sie legte ihn auf ein Tischchen und ging dann durch den Salon auf die Terrasse. „Was gibt es diesmal?"
Er betrachtete sie prüfend. „Schwarz steht dir gut“, erklärte er.
„Bist du gekommen, um mir das zu sagen?"
Er schüttelte den Kopf. „Wer ist der Mann mit der Boxernase?" fragte er.
Helen machte ein verwundertes Gesicht. „Wie bitte?"
„Ich traf ihn beim Gehen, und er war noch hier, als Sergeant Miller kam, um den Garten zu durchsuchen."
„Ach so", sagte sie und winkte ab. „Das war der Vertreter einer
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